von Klaus Stein
Die Postgalerie in Speyer bleibt für alle Beteiligten wohl eine schwierige Angelegenheit. Bereits seit einigen Jahren gibt es den Trend, dass der Boom bei großen Shopping Centern vorbei, der Markt gesättigt ist. In den USA ist das massive Sterben der Shoppingmalls bereits Realität.

Auch in Deutschland haben viele bestehende Einkaufszentren Umsatzrückgänge verzeichnen. Shopping-Center haben aber auch zunehmend Leerstände oder zögerlichen Mietinteressenten zu beklagen - wohl auch die Postgalerie.
Die Entwicklung geht eindeutig weg vom reinen Verkaufsort. Moderne Shopping-Center beherbergen neben einigen Läden auch Cafés, Kinos und Wohlfühl-Orte.
Für die Umgestaltung nehmen die Eigentümer deutschlandweit derzeit große Summen in die Hand, versuchen zu retten, was zu retten ist.
Zwar sei der Umbau des Postplatzes durch die Stadt nicht gefährdet, teilte die Stadtverwaltung auf Anfrage vor einigen Tagen mit. Mit dem Eigentümer "ERWE" sei ein Städtebaulicher Vertrag geschlossen worden, der eine Treppe am Eingang mit Rampe und Gastropodest vorsehe. Laut eines Berichts der Tageszeitung die "Rheinpfalz" sei ein Teil der vorgesehenen Umbaumaßnahmen an der historischen Immobilie derzeit fraglich. Ein Hotel werde wohl im Herbst eröffnet, der geplante Turm mit Galerie stehe auf der Kippe.
Auch das für die Umgestaltung des Postplatzes zwingend notwendige Verkehrskonzept liegt noch im Nebel der Zukunft: "Die Verkehrsplanung arbeitet derzeit mehrere Optionen für ein Verkehrskonzept aus", so die Stadt. Das soll dann irgendwann 2021 vorliegen.

Strukturwandel meistern
Die Corona-Pandemie hat den seit Jahren mit hohen Wachstumsraten glänzenden Onlinehandel noch einmal ordentlich befeuert. Wie sich zeigt, kommen diese Käufer*innen nicht so einfach mehr in die Ladengeschäfte zurück. Die Folgen werden auch in Speyer Leerstände sein, wie sie viele andere Städte bereits verzeichnen, so das benachbarte Ludwigshafen.
Die Digitalisierung ist auch im Handel nicht auszubremsen. Das Ziel von Kommunalpolitik darf zukünftig nicht sein, den Strukturwandel aufzuhalten, sondern dessen Folgen für die Innenstädte zu meistern. Das ist ähnlich wie beim Klimawandel, der im Gange ist und dessen Folgen abgemildert werden müssen.

Verknüpfen von Handel, kulturellen Aktivitäten, Gastronomie und Freizeit
Für Professor Franz Pesch vom Städtebau-Institut der Universität Stuttgart sind Städte Orte permanenten Wandels. Die innerstädtischen Einkaufsbereiche seien angeschlagen - die Selbstheilungskräfte versagten. Große Einkaufszentren seien nicht die Lösung. Er schlägt deshalb eine "Einkaufsgalerie Innenstadt" vor und meint damit einen gemeinsamen Auftritt und ein gemeinsames Marketingkonzept des bestehenden Handels. Er fordert die "Entwicklung städtebaulich angepasster Handelseinrichtungen mit attraktiven öffentlichen Räumen (Hofkonzepte, Markhallen etc.)". Hilfreich seien auch die Anreicherung mit kulturellen Aktivitäten, die Ausweitung der Angebote in Gastronomie und Freizeit sowie die Aufwertung der öffentlichen Raums generell.
Der Speyerer DGB fordert in einer aktuellen Medieninformation "gemeinsam innovative Strategien für gemeinsame Zukunftsmaßnahmen einer gesellschaftlichen Kauf und Konsumstruktur zu entwickeln." Dem kann man nur zustimmen. (Foto: ks)