Von Klaus Stein
Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler und der Speyrer Corona-Krisenstab konnten auch kurz vor Weihnachten keine frohe Botschaft verkünden. "Wir würden lieber positive Nachrichten verbreiten, aber das Virus nimmt darauf keine Rücksichr", sagte Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler beim wöchentlichen Corona-Mediengespräch.
Mit einer neuen Landesverordnung sollen die Kontakte im Hinblick auf die neue, extrem ansteckende Omikron-Variante, möglichst gering gehalten werden. Seiler appellierte an die Vernunft der Bürger*Innen, von sich aus auf größere Menschenansammlungen zu meiden und sich unbedingt auch impfen beziehungsweise boostern zu lassen.
Die Impfkampagne laufe in Speyer in vollen Zügen, informierte Krisenexperte Peter Eymann. Allerdings laufe Speyer Gefahr, beim Boostern seine Spitzenstellung, die man bei den Zweitimpfungen im Land habe, zu verlieren: "Da ist noch Luft nach oben."
Er beklagte, dass zunehmend Leute mit einem Impftermin nicht kämen, ohne ihren Termin abzusagen. So seien von etwa 800 angemeldeten Personen am Didenstag nor 600 gekommen. "Wir planen, halten Impfstoff vorrätig, deshalb bitte dringend abmelden", so Eymann.
Die Impfkapazitäten im ehemaligen Stiftungskrankenhaus reichten bei weitem nicht aus. Deshalb werde ab 19. Januar das Impfzentrum in der Stadthalle mit 24 Impfkabinen seine Arbeit wieder aufnehmen.
Eymann kritisierte das Verhalten der Menschen am vierten Adventsamstag. Die Geschäfte in der Innenstadt seinen proppenvoll gewesen, Abstandsregeln wurden nicht eingehalten.
Dass sich ein solches Verhalten mit vielen Neuinfektionen und Toten nach Weihnachten rächen wird, damit rechnet St. Vincentius-Chefärztin Dr. Cornelia Leszinski. Im PCR-Testzentrum seien die ersten Omikron-Verdachtsfälle aufgetaucht. Omikron mache keine Weihnachtsferien, weshalb für das "Weihnachtsgeschenk" der Regierenden die Rechnung Anfang Januar bezahlt werden müsse.
Auch seien die Testzahlen förmlich eingebrochen, hätten sich halbiert, was Leszinski mit der Angst vor einer Quarantäne über Weihnachten erklärt.
"Eine Replikationsrate von zwei ist schon sehr ansteckend, von drei wie bei Omikron ist unvorstellbar viel", mahnt die Medizinerin. Einige Tage selbst auferlegte Quarantäne reiche nicht aus.
Wichtig seien auch Impfungen der Kinder. Deshalb werde es gesonderte Impftermine für sie geben. Auch Impfaktionen an Schulen werden forciert.
Noch seien die Corona-Fälle in den Kliniken zu bewältigen. Leszinski rechnet aber mit einer drastischen Zunahme der zu Behandelnden im Januar. Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen seien von zwei Seiten her unter Druck, denn sie müssten die Kranken versorgen, gehörten deshalb zur kritischen Infrastruktur. Jetzt schon gebe es keine personellen Reserven mehr.
Bei der Feuerwehr, die ebenfalls zur kritischen Infrastruktur gehören, gebe es einen Vier-Stufen-Plan, wie die Einsatzfähigkeit gewährleistet werden könne, versicherte Feuerwehrchef Eymann. Das werde allerdings viel von den Feuerwehrlern abverlangen.
Notfallpläne gebe es auch für die Stadtverwaltung, so die Oberbürgermeisterin.
Einen Neujahrsempfang werde es auch 2022 nicht geben und auch ansonsten seien Präsenzveranstaltungen bis März nicht mehr vorgesehen.
"Die kommenden Monate werden ein großer Kraftakt und alles von uns abverlangen", befürchtet Seiler. Sie bat um Verständnis, dass kommunalpolitische Vorhaben erst einmal zurück gestellt werden müssten.