Seit kurzem geht es im Eingangsbereich des Luisenparks und hinter der U-Halle auf dem Spinelli-Areal mit großer Blühkraft gen Himmel: Unzählige Stauden in fantasiereichen Formationen zeigen eindrucksvoll, wie bunt, wild und modern nachhaltige Pflanzkonzepte sein können. Den Masterplan der Beete hat im Luisenpark kein geringerer als Harald Sauer erdacht, Chefgärtner des Ludwigshafener Ebertparks.
Der Mann ist gewissermaßen der "Staudenpapst" der Republik – bei ihm gucken selbst Niederländer ab, und die können Blumen!
Sauers florale Kreationen heißen "Fluss des Lebens" oder "Quellgarten". In der Szene ist er, der die blühenden Bilder in Grünanlagen zeichnet, bundesweit längst kein Unbekannter. Jüngst ist ein niederländischer Pflanzendesigner zu ihm gereist, um seine Arbeit zu begutachten. 2021 hat ihn die Karl-Foerster-Stiftung für seine innovativen Verdienste in der Pflanzenverwendung mit ihrer wichtigsten Auszeichnung gewürdigt, in der Branche der Preis. Im Luisenpark hat er im großen "Freiluftfoyer" am Haupteingang ein florales Feuerwerk gezündet, das die BUGA 23-Gäste mit einem Wumms begrüßt. Auf 1 150 qm Fläche sind aus rund 130 Stauden- und Gräserarten nach fast 50 Jahren aufwendigen Wechselflors im größten Mannheimer Park wild-natürlich anmutende moderne Beete entstanden.
Waldbaden war gestern – auf ein Blumenbad in bunt!
Die Stauden wurden mit einjährigen Pflanzen kombiniert, Gräser umrahmen außergewöhnliche Arten wie die Sterndahlie oder die weiße Echinacea, ausdrucksvolle Edeldisteln und Gartenskabiosen in tiefem Dunkelrot setzen Akzente. Hie und da hat Sauer auch Nutzpflanzen wie das Allium (Lauch) eingestreut, was dem Ensemble eine geerdete Kraft verleiht. Wildromantisch umwehen Verbenen und filigrane Gräser in allen Varianten die vorbeiziehenden Besucher*innen, die kaum wissen, wohin sie sehen und riechen sollen. Hat man als Besucher*in den Bereich passiert, streift man durch weitere zehn Staudenbeete, mit denen sich zehn Florist*innen, (Landschafts-) Gärtner*innen und Züchter*innen der Republik dem Wettbewerb "Stauden – Freiland" gestellt haben. Für die verschiedenen Beetstandorte (Schatten, Sonne, Halbschatten) galt es, die optimalen Pflanzen auszuwählen und zu zeigen. Sehr eindrucksvoll hat sich das Beet direkt hinter dem Gemeinsam-Gärtnern-Pavillon entwickelt: Unter dem Motto "Lemon & Summerwind" strahlt es in allen erdenklichen Gelbtönen an einem besonders trockenen und warmen Standort sehr blütenreich der Sonne entgegen.
Spinelli: Ästhetische Gegensätze der Gartenkunst
Auf dem Spinelli-Areal trifft in einem spannenden Gegensatz der raue Beton auf die Verspieltheit der Natur: Zwischen den geradlinigen Asphaltwegen des ehemaligen Militärgeländes wurden Mittelstreifen aus Stauden in sehr ästhetischen Farbformationen gezogen. Das extrem leuchtende Violett der Ruthenischen Edeldistel kontrastiert das kräftige Hellgrün der Wolfsmilch, gesäumt vom edlen Weiß der Echinacea oder der Gaura Lindheimerii (Prachtkerze) mit ihren unzähligen kleinen Schmetterlingsblüten. Noch schöner ist es nur nebenan in den Rosenbeeten, wo farbstarke, wildromantische Meere an Rosen auch von Stauden umgeben sind.
"Es gibt kaum eine Pflanzenart, die die Besucher*innen immer wieder von neuem überraschen kann: Während die Stauden im Juni gerade mal loslegen, aber schon strahlend blühen, können Besucher*innen die Staudenbeete über den ganzen Sommer hindurch bei der schrittweisen Entfaltung immer wieder neuer Blüten begleiten", so Lydia Frotscher, Verantwortliche für die Pflanzen auf der BUGA 23. Bei jedem Besuch zeigt sich also ein anderes Bild für Besucher*innen, bis die Stauden-Ensembles im Spätsommer dann im Zenit stehen: Bei guten klimatischen Bedingungen wachsen die Pflanzen überbordend, einige Arten werden bis zu zwei Meter hoch.
Nachhaltiges Gärtnern
Inhaltlich geht es der gärtnerischen Leiterin des Luisenparks, Ellen Oswald, ebenso wie der Verantwortlichen auf Spinelli, Lydia Frotscher, bei der Beetgestaltung darum, mehr klimaresiliente Pflanzen einzubringen, die die Anlagen letztlich auch zu Pflegeextensiveren machen. Mit vergleichsweise geringem Wasser- und Düngerbedarf zeichnen sich Stauden als besonders ressourcenschonend und umweltfreundlich aus. Außerdem sind sie sehr beliebter "Landeplatz" für viele Insekten. "Die Art, zu gärtnern hat sich mit den klimatischen Bedingungen verändert und ist heute eine ganz andere als noch vor Jahren", so Oswald. "Und die Staude eignet sich dafür besonders, weil sie sehr nachhaltig ist." Ein Wunder der Natur: Zum Winter hin zieht sich die Staude gänzlich in den Boden zurück, um im Frühjahr wie durch einen Zauber wieder aus der Erde emporzuragen.
Über die BUGA 23
Die Bundesgartenschau in Mannheim findet 178 Tage lang vom 14. April bis zum 8. Oktober 2023 auf dem ehemaligen Spinelli-Militärgelände in Mannheims Nordosten und in Teilen des Luisenparks statt. Geplant ist ein buntes Programm mit etwa 5.000 Veranstaltungen. Für die BUGA 23 wird mit 2 Millionen Besuchern gerechnet. Eine Seilbahn verbindet den Luisenpark und den Spinellipark. Die BUGA 23 ist als Experimentierfeld, Blumenschau und Sommerfest konzipiert. Im Rahmen der BUGA 23 wird ein Teil des Grünzugs Nordost realisiert, der rund 230 Hektar Grünflächen bis in die Mannheimer Innenstadt miteinander verbindet. Mehr als 62 Hektar Fläche auf dem ehemaligen Kasernengelände "Spinelli-Barracks" wurden entsiegelt und zur Bundesgartenschau 2023 neugestaltet.
Mehr finden Sie unter buga23.de