Von Michael Stephan
Eingebettet in die wunderschönen bayrischen Alpen findet man in den Ammergauer Alpen zahlreiche hochkarätige Kulturdenkmäler, die von einer bewegten Vergangenheit erzählen. An jeder der 18 Stationen, zu denen die Wieskirche bei Steingaden oder Kloster Ettal im Graswangtal zählen, wartet eine spannende Zeitreise mit vielen Informationen auf die Gäste.
Kloster Ettal, das Juwel im Graswangtal – gefesselt vom barocken Charme
Das Kloster Ettal ist eine Benediktinerabtei im oberbayrischen Dorf Ettal, rund zehn Kilometer nördlich von Garmisch-Partenkirchen und südöstlich von Oberammergau. Das 1330 gegründete Kloster ist heute ein beliebter touristischer Anziehungspunkt.
Zum Kloster gehören landwirtschaftliche Betriebe, mehrere Gasthöfe sowie ein Gymnasium mit angeschlossenen Internat, ein Kunstverlag, eine Destillerie sowie eine Brauerei.
Das Kloster wurde von Kaiser Ludwig dem Bayern am 28. April 1330, dem Tag des Heiligen Vitalis, im Graswangtal als Teil eines Gelöbnisses gegründet. Verbunden mit dem Gründungsgelübde waren auch ein Ausbau des Verkehrsweges nach Süden und die Erschließung der Gegend. Als denkbares Gründungsmotiv Ludwigs ist anzunehmen, dass die Klostergründung neben dem Seelenheil des
Kaisers auch der Sicherung des Handelsweges von Augsburg nach Verona dienen sollte.
Bedeutendster Andachtsgegenstand in Ettal ist von jeher ein aus Pisa mitgebrachtes Marienbild, die sogenannte Ettaler Madonna. Schon bald wurde die Madonna zum Ziel von Wallfahrten, insbesondere seit dem barocken Neubau des Klosters. Die Klosterkirche ist der Heiligen Maria geweiht: St. Mariä Himmelfahrt. Seit dem Jahr 1920 trägt die Klosterkirche den Ehrentitel Basilika minor.
Der Zentralbau war zu seiner Entstehungszeit, der Hochgotik, in baulicher Hinsicht sehr ungewöhnlich. Die barocke Umgestaltung nach dem Brand veränderte daran wenig. Der ursprüngliche gotische Bau ist ein Zwölfeck mit 25,3 Metern Durchmesser, das ein doppelgeschossiger Kreuzgang umgibt. Hinter einem Klosterhof öffnet sich die erst 1894 bis 1901 vollendete gerundete Fassade der Kirche. Die Gebäude der heutigen Anlage stammen größtenteils aus dem 20. Jahrhundert. Das Innere des Rundbaus wirkt sehr hell und farbig. Es wird durch ein Pilasterbündel gegliedert. Alles mündet in das riesige Kuppelfresko Zeilers aus dem Jahr 1746. Es zeigt über einem Wolkenmeer die Entrückung und Krönung des Hl. Benedikt vor dem Thron des dreieinigen Gottes. Die Orgelempore von Johann Baptist Zimmermann wird von Säulenpaaren gestützt. Die Orgel wurde 1768 von Georg Hertrich gebaut.
Die "Wies" – Wallfahrtskirche zum gegeißelten Heiland auf der Wies (Wieskirche)
Die Wallfahrtskirche zum Gegeißelten Heiland auf der Wies, meist kurz Wieskirche genannt, ist eine prächtig ausgestattete Wallfahrtskirche in der Gemeinde Steingaden im sogenannten bayerischen "Pfaffenwinkel".
Die Gründung der Kirche geht auf eine Wallfahrt zurück, die seit 1739 bestand. Sie entstand aus der Verehrung einer Statue des gegeißelten Heilands, die 1730 von Pater Magnus Straub und Bruder Lukas Schweiger in Steingaden angefertigt wurde. Die Statue wurde in den Jahren 1732-34 bei der Karfreitags-Prozession des Klosters mitgetragen, kam aber 1738 in Privatbesitz des Bauern "auf der Wies". Am 14 Juni 1738 bemerkte die Bäuerin Maria Lori in den Augen der Figur einige Tropfen, die sie für Tränen hielt. In den folgenden Jahr 1739 führten Gebetserhörungen und kleinere Wallfahrten zum Bau einer kleinen Feldkapelle.
Die heutige Wieskirche wurde von 1745 bis 1754 von den Brüdern Johann Baptist und Dominikus Zimmermann unter der Leitung von Abt Marinus II. Mayer im Stile des Rokoko erbaut. Das Thema der Bilder ist das Heil und die Erlösung der Welt durch den Tod, die Auferstehung und die Wiederkunft Christi. Der Bau brachte das Kloster Steingaden in große finanzielle Schwierigkeiten.
1983 wurde die Wieskirche zum Weltkulturerbe erklärt und von 1985 bis 1991 für 10,6 Millionen DM restauriert. Heute besuchen mehr als eine Million Menschen die Kirche. Die Einzigartigkeit der Wieskirche ist die Harmonie aus theologischer Glaubensaussage, künstlerischer Gestaltung, der einmaligen Lichtführung und der Akustik. Das brachte ihr den Beinamen "Rokokojuwel im Pfaffenwinkel" ein.
Infos:
Kloster Ettal: Verwaltung Kloster Ettal, Kaiser Ludwig Platz , 82488 Ettal; Tel. 08822/740; Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Wieskirche: Pfarramt Wieskirche, Wies 12, 86989 Steingaden; Tel. 08862/932930;
Allgemein: Ammergauer Alpen GmbH, Eugen-Papst-Str. 9a, 83487 Oberammergau; Tel. 08822/922740
Tourismusverband Pfaffenwinkel, Bauerngasse 5, 86952 Schongau; Tel. 08861/2113200;