Wie viele Institutionen und Unternehmen in den anderen gesellschaftlichen Bereichen auch, hat die Corona-Krise das Historische Museum der Pfalz in eine prekäre wirtschaftliche Situation gebracht. Nun hat das Museum Kurzarbeit angemeldet.
Zur Durchführung seines breiten Angebots aus großen kulturgeschichtlichen Präsentationen sowie Familien- und Mitmachausstellungen, Veranstaltungen, Workshops und Konzerten ist das Museum von jeher in hohem Maße auf Eintrittseinnahmen angewiesen. Insbesondere für die Sonderausstellungen entstehen im Vorfeld hohe Produktionskosten, beispielsweise für Personaleinsatz, Transporte, Versicherungen und Architektur, die üblicherweise anteilig durch den Ticketverkauf wieder eingespielt werden. Die am 14. März 2020 erfolgte, coronabedingte Schließung des Museums hat nun für einen beträchtlichen Einnahmeausfall gesorgt, der sich auf den Gesamtbetrieb auswirkt.
Zur Sicherung jener öffentlicher Einrichtungen, die wie das Historische Museum der Pfalz einen hohen Finanzierungsanteil durch Eintrittseinnahmen haben und die in der Krise besonders von Eintrittsverlusten betroffen sind, haben sich die Tarifparteien am 15. April 2020 erstmalig auf einen Tarifvertrag "Covid" verständigt, der das Mittel der Kurzarbeit auf den öffentlichen Sektor ausweitet. Der Tarifvertrag gilt während der Pandemie und hat vorerst bis zum Jahresende Gültigkeit. Direkt nach Verabschiedung des TVÖD Covid leitete das Museum den notwendigen Anmeldeprozess in die Wege. In der Kurzarbeit reduziert das Historische Museum der Pfalz die Gesamtarbeitszeit um ca. 60 Prozent und kann derzeit nur eine Art Notbetrieb aufrecht erhalten. Die Anmeldung von Kurzarbeit erfolgte in enger Abstimmung mit den öffentlichen Stiftern des Museums, dem Bezirksverband Pfalz, dem Land Rheinland-Pfalz und der Stadt Speyer.
"Aus Museumssicht kam die Krise zum ungünstigsten Zeitpunkt. Wir steuerten mit unseren beiden hochfrequentierten Ausstellungen "Medicus" und "Grüffelo" auf ein Rekordergebnis zu und hatten ein besonders gutes Jahr vor uns", sagt Museumsdirektor Alexander Schubert. Bis zur Schließung Mitte März zogen beide Ausstellungen zusammen über 85.000 Menschen ins Haus, das entspricht einem wöchentlichen Schnitt von 8.500 Besuchern. Regelmäßig bildeten sich lange Schlangen vor dem Museum. Nach der Schließung mussten Hunderte gebuchter Gruppenführungen, ausverkaufte Veranstaltungen, Workshops und Kindergeburtstagsfeiern abgesagt werden.
Der seitens der Bundespolitik in Aussicht gestellten, kurzfristigen Wiedereröffnung von Museen blickt Schubert zum jetzigen Zeitpunkt mit gemischten Gefühlen entgegen: "Natürlich wäre es einerseits großartig, wenn wir der Öffentlichkeit wieder unser kulturelles Angebot zugänglich machen könnten. Wir müssen derzeit unzählige Besucher vertrösten, die der Wiedereröffnung der Medicus-Ausstellung und der Grüffelo-Schau entgegenfiebern. Andererseits lässt sich gerade auf Grund des hohen Publikumsinteresses eine Wiedereröffnung unter der Maßgabe der Corona-Prävention nicht so einfach realisieren. Beide Ausstellungen bieten viele interaktive Stationen und sogenannte Hands-on-Bereiche, die unter normalen Bedingungen als Attraktionen gelten, in Folge der Pandemie aber plötzlich problematisch sind". Angesichts des hohen Besucheraufkommens sei eine Öffnung nur vertretbar, wenn ein Sicherheitsplan für alle Bereiche, von der Organisation der Besucherschlangen vor dem Haus, über Einlassregulierungen, Wegeleitung, erhöhte Hygiene- und Abstandsvorkehrungen, bis hin zur Kontrolle der Verweildauer der Besucher umgesetzt werden könnte. "Wir erarbeiten hierzu ein Konzept", so Schubert. (Foto: Museum)