Schwul, lesbisch, queer: Die Begriffe sind erst seit einigen Jahren "normal" geworden. Doch seit Jahrhunderten leben und lieben Menschen anders als es die Norm – und besonders auch die Kirche - von ihnen erwartet hat. Die Wanderausstellung "Nanu?*" zeigt die geschlechtliche Vielfalt in der Pfalz gestern und heute.
Seit Pfingsten ist die Schau erstmalig in einer Kirche zu sehen.
Jede Region hat ihre eigene, bisher kaum erforschte Geschichte zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. Die Wanderausstellung "Nanu?*" geht den Spuren in der Pfalz nach. Von Pfingstsonntag, 5. Juni 2022, bis Sonntag, 26. Juni 2022, ist sie in der Speyerer Gedächtniskirche zu sehen.
Auf 20 Aufstellern erzählt die Ausstellung, wie Menschen ihre Geschlechtlichkeit und Sexualität leben - von der Antike bis in die heutige Zeit. Dabei blickt sie auch auf Politik und Gesellschaft sowie auf überraschende und interessante Lebensgeschichten aus früherer Zeit.
Verschiedene Veranstaltungen begleiten die Ausstellung in der Gedächtniskirche. Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst diskutiert mit einer lesbischen Frau und einem homosexuellen Mann, wie offen die Evangelische Kirche der Pfalz für Menschen diverser sexueller Prägung bereits ist – und welche Veränderungen noch nötig sind (Dienstag, 7. Juni, 18 Uhr).
Unter dem Titel "Und siehe, es wird sehr gut" gestaltet am Sonntag, 19. Juni, 10 Uhr, Pfarrerin Mechthild Werner mit der Gleichstellungsbeauftragten Annette Heinemeyer einen Gottesdienst zur Geschlechtervielfalt. Betroffene berichten über ihre negativen Erfahrungen, aber ebenso über positive Entwicklungen. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob allein Beziehungen zwischen Mann und Frau gottgewollt sind. Im Vorbereitungsteam wirkt unter anderem Dominic Blauth mit, der sich an der Universität Trier mit Queerer Theologie beschäftigt.
Die beiden Kuratoren – der Historiker Dr. Christian Könne und der Kulturwissenschaftler Wolfgang Knapp – führen am Dienstag, 14. Juni, 17 Uhr, durch die Ausstellung, wobei sie auf bestimmte Themen näher eingehen. Zudem berichten beide über ihre Recherchen zu der Schau und erläutern die Besonderheiten von "Queer Studies" als Forschungsrichtung.
Ausstellung und Begleitprogramm wollen aufklären, um Ablehnung und Ausgrenzung abzubauen. Laut Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst ist es wichtig "Menschen in ihrer Identität zu begreifen – mit allem, was zu ihrer Persönlichkeit gehört". Dazu trage die Ausstellung bei. Wüst verweist darauf, dass in der Evangelischen Kirche der Pfalz seit 2002 homosexuelle Paare im Gottesdienst begleitet werden können. Seit 2019 gebe es bei Trauungen keinen Unterschied mehr zwischen heterosexuellen und homosexuellen Paaren.
Hintergrund
Die Wanderausstellung "Nanu?* - Geschlechtliche Vielfalt in der Pfalz gestern und heute" und das Begleitprogramm sind eine Kooperation der Beauftragten für Gleichstellung der Evangelischen Kirche der Pfalz, der Gleichstellungsstelle der Stadt Speyer, des Kulturellen Erbes – Stadtarchiv Speyer und der Speyerer Freiwilligenagentur. Die Ausstellung ist im Rahmen des Landesaktionsplans "Rheinland-Pfalz unterm Regenbogen" und der "Partnerschaft für Demokratie Zweibrücken" entstanden. Namensgeber der Ausstellung ist die – seit den 1980er Jahren bekannte - schwul-lesbische Disco "Nanu" in Kaiserslautern. Vor der Station in der Gedächtniskirche war die im Speyerer Rathaus zu sehen, anschließend wandert sie ans Speyerer Hans-Purrmann-Gymnasium.
Info
"Nanu?* - Geschlechtliche Vielfalt in der Pfalz gestern und heute"
5. bis 26. Juni 2022, Gedächtniskirche Speyer
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 11 bis 17 Uhr, Samstag 10 bis 17 Uhr, Sonntag 14 bis 17 Uhr
Weitere Infos: speyer.de/nanu