Die Hauptaufgabe der Dommusik liegt in der musikalischen Gestaltung der Gottesdienste. Damit ist das Programm der Dommusik im Wesentlichen mit dem Kirchenjahr verknüpft. Dessen erster großer Abschnitt (Advent und Weihnachten) liegt bereits hinter uns. Im Jahr 2023 startet die Dommusik zu Beginn der Fastenzeit Ende Februar mit dem Programm des laufenden Jahres.
Geplant wird das Jahresprogramm der Dommusik mit unterschiedlich langem Vorlauf. Bei den Gotttesdiensten ist es rund ein Jahr, bei Konzerten fängt die Planung manchmal auch schon mehrere Jahre vorher an. Domkapellmeister Markus Melchiori freut sich, dass er dank des guten Rufs der Dommusik und der guten persönlichen Zusammenarbeit hochkarätige Solistinnen und Solisten und international bekannte Chorgruppen nach Speyer holen kann: „Mit unseren gut einstudierten Chorgruppen und internationalen Solisten können wir bei Konzerten im Dom den Menschen herausragende Hörerlebnisse bieten. Dabei erleben wir immer wieder, dass auch die Sängerinnen und Sänger sowie Musikerinnen und Musiker, die sonst an renommierten Häusern gastieren, das Musizieren im Speyerer Dom als besonders erfüllend erleben und deshalb gerne zu uns kommen“. So werden im Rahmen der Internationalen Musiktage zum Beispiel unter anderem auch die Regensburger Domspatzen zu erleben sein.
Den Schwerpunkt der Arbeit der Dommusik bildet die Pflege der verschiedenen Chorgruppen mit Ausbildung der Sängerinnen und Sänger. Dabei haben gemeinschaftsbildende Aktivitäten einen hohen Stellenwert. So veranstalten die Chorgruppen immer wieder gemeinsame Fahrten, welche die Domsingknaben und den Mädchenchor in diesem Jahr u.a. nach Hamburg führen, wo diese in der berühmten Hamburger Kirche St. Michaelis, genannt „Michel“ und in der katholischen Kathedrale St. Marien gastieren.
Erstmals fand im Jahr 2023 ein Treffen aller Domkapellmeisterinnen und Domkapellmeister statt zu dem der Speyerer Domkapellmeister Markus Melchiori in die Domstadt eingeladen hatte. Hier begann ein Prozess der Vernetzung und des Austauschs, der in den kommenden Jahren fortgesetzt werden soll. „Aus nahezu allen deutsche Diözesen waren Kolleginnen und Kollegen hier vor Ort“, berichtete Domkapellmeister Markus Melchiori. „Angesichts der aktuellen Aufgaben und sich wandelnden Rahmenbedingungen der Kirchenmusik war der Austausch zu künstlerischen und organisatorischen Themen außerordentlich wertvoll.“
Musik im Gottesdienst
Je nach Zeit im Kirchenjahr und Art des Kirchenfestes werden die Gottesdienste im Dom musikalisch gestaltet. Das Spektrum reicht hier von Orgelmusik und Kantorengesängen hin zu Messen mit Vokal- und Instrumentalgruppen der Dommusik. Dank der erfolgreichen Chorarbeit der Dommusik stehen hier eine Reihe von verschiedenen Formationen zur Verfügung. Das Spektrum reicht hier von verschiedenen kleinen Sängergruppen, Scholen genannt, den Domsingknaben und dem Mädchenchor bis zum Domchor, wobei alle Gruppen auch gemeinsam in Aktion treten können.
Liturgisch reicht das Spektrum von den „normalen“ Sonntagsgottesdiensten, die im Dom als Kapitelsämter gefeiert werden, hin zu Gottesdienste an kirchlichen Festtagen sowie zu besonderen Anlässen im Dom. Zu letzteren gehören beispielsweise die Messe für die Stifter des Doms am 4. Juni oder das Domweihfest am 15. August.
Im Marienmonat Mai lädt das Domkapitel jeweils samstags um 18 Uhr, unter dem Titel „Halte.Punkt.Maria“ zu einer Reihe von Maiandachen in den Dom ein, die alle in besonderer Form musikalisch gestaltet werden.
Konzerte und Konzertreihen
Als erstes großes Konzertereignis des Jahres im Dom findet am Samstag, 1. April ein Passionskonzert mit Musik von Johann Sebastian Bach und Joseph Haydn statt. Der Speyerer Domchor und das Barockorchester „L’arpa festante“ musizieren unter der Leitung von Domkapellmeister Markus Melchiori.
Die Fortsetzung einer erfolgreichen Zusammenarbeit ist die Gestaltung des Abschlusskonzerts des „Musikfests Speyer“ in der Gedächtniskirche am 2. Juli um 18 Uhr. Der Speyerer Domchor singt hier unter der Leitung von Michael Francis, dem Chefdirigenten der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz das „Requiem“ von Wolfgang Amadeus Mozart in einer rekonstruierten Fassung von Robert Levin aus dem Jahre 1994.
Für eine musikalische Begegnung von Mädchenchören sorgt der Abend „O clap your Hands“ am 25. Mai um 19 Uhr. Die Chöre des Edith-Stein-Gymnasiums in Speyer und der Mädchenchor der Dommusik gestalten gemeinsamen einen Abend mit Chormusik für gleiche Stimmen aus Renaissance, Romantik und Moderne.
Kennzeichnend für die Speyerer Dommusik ist es, dass sie sich nicht aus ihrer über tausendjährigen Tradition ausruht, sondern immer wieder Neues ausprobiert. Unter dem kennzeichnenden Titel „Unendliche Weiten …“ führt sie der Weg durch Raum und Zeit in die Raumfahrthalle des Technik Museums in Speyer. Das Programm an diesem Abend ist keineswegs beliebig. Mit „Also sprach Zarathusta“ von Richard Strauss erklingt das Stück, welches das musikalische Hauptthema des ikonischen Science Fiction Klassikers „Odysee im Weltraum“ von Stanley Kubrick bildet, und seither mit diesem assoziiert wird. Als zweites Werk stehen an diesem Abend „Die Planeten“ des englischen Komponisten Gustav Holst auf dem Programm, wo im letzten Satz ein Frauenchor gefordert ist.
Im Laufe des Jahres lädt die Dommusik sowohl zu verschiedenen Konzertreihen als auch zu einzelnen Konzertereignissen ein. Den Auftakt macht hierbei die Reihe „Cantate Domino“ mit einem Konzert am 25. Februar um 18 Uhr. Die geistlichen Konzerte laden innerhalb der sogenannten „geprägten Zeiten“ (Advents- und Fastenzeit) samstags um 18 Uhr zur Besinnung in den Dom ein. Dabei ist der Eintritt frei, um eine Spende wird gebeten.
Wenn es wieder etwas wärmer im Dom wird und die Orgel besser gestimmt werden kann, startet der Internationale Orgelzyklus. Unter der künstlerischen Leitung von Domorganist Markus Eichenlaub werden in neun Konzerten namhafte Interpretinnen und Interpreten unter anderem aus Tschechien, Belgien und Frankreich zu hören sein. Mit dabei ist beispielsweise Charles Harisson, Organist der Kathedrale von Chichester, Speyers neuer Partnerstadt. Mit Sunkyung Noh aus Leipzig / Südkorea und Zuzana Ferjenčíková aus Rotterdam / Slowakien sind in diesem Jahr auch zwei Frauen mit dabei. Eröffnet wird der Zyklus von Domorganist Markus Eichenlaub selbst am Samstag, 22. April, um 19:30 Uhr. Zuvor gibt es, wie an allen Abenden, ein Gespräch mit dem Interpreten zu dem jeweiligen Programm des Abends, welches um 18:45 Uhr startet. Karten sind in der Dom-Info, den Reservix Vorverkaufsstellen oder Online bei Reservix erhältlich.
Zu den Konstanten im Jahreskalender der Dommusik gehören 2023 auch wieder der „Speyerer Orgelspaziergang“ am 7. Mai sowie die Mitgestaltung der „Speyerer Kult(o)urnacht“ am 16. Juni.
Die Internationalen Musiktage 2023
Eine besondere Stellung innerhalb des Jahres nehmen die Internationalen Musiktage Dom zu Speyer ein. Das Festival steht in diesem Jahr unter dem Thema „LUX - Licht“. In neun Konzerten wird geistliche Musik auf hohem Niveau geboten. Den Auftakt markiert am 23. September um 19:30 Uhr ein Konzert mit Musik von Edward Elgar. Sein kurzes Oratorium „The Light of Life“ aus dem Jahre 1896 wird in Deutschland nur sehr selten aufgeführt und verdient eine „Wiederentdeckung”. Es beschreibt in eindrucksvoller und dramatischer Weise die Wunderheilung eines Blinden, der durch Jesus das Augenlicht wieder erhält, wobei er den Blinden nicht nur für das irdische Leben „sehend“ macht, sondern zum Glauben führt und ihm das Licht des ewigen Lebens verheißt.
Zuvor erklingt das Stück „Sursum corda“. Mit der Sopranistin Mechthild Bach, Sopran, Bettina Ranch als Alt, der Tenor Sebastian Kohlhepp, Tenor und Bass Klaus Mertens erklingen die Stimmen international renommierter Solisten. Die Chöre der Speyerer Dommusik – der Konzertchor des Mädchenchores am Dom zu Speyer, die Männerstimmen der Speyerer Domsingknaben, der Domchor Speyer – sowie Domorganist sowie Markus Eichenlaub Deutsche musizieren an der Seite der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Die Gesamtleitung hat Domkapellmeister Markus Melchiori.
Als ein neues Format wird in diesem Jahr „Morgenstimmung“ mit 30 Minuten Orgelmusik zur frühen Morgenstunde in das Programm aufgenommen. Am 26. September bereits um 6:15 Uhr lädt Domorganist Markus Eichenlaub dazu ein, den Sonnenaufgang im Dom begleitet von Orgelmusik zu erleben. Das späte „Gegenstück“ bildet „Bach zur Nacht“ am Dienstag, 26. September um 21 Uhr in der Krypta des Doms.
Eine einmalige Besonderheit bildet das Programm „Lux Aeterna“, das an zwei Abenden hintereinander zur Aufführung kommt. ein Multimediales Konzert verspricht ein synästhetisches Erlebnis: Musik und Licht füllen den Dom auf der Suche nach authentischem Ausdruck.
Organist Dominik Susteck improvisiert frei und eigenständig und bricht ebenso bewusst wie gekonnt mit traditionellem Ausdruck. Die Orgel begreift er dabei im ursprünglichen Wortsinn als Werkzeug, als organum. Der international renommierte Lichtkünstler Kurt Laurenz Theinert wird mit seinem Visual Piano in diesem Konzert zum visuellen Begleiter und Verstärker. Gemeinsam eröffnen die beiden Künstler den Dom als Klang- und Lichtraum und tauchen die Kathedrale musikalisch und visuell in ein bisher ungekanntes Gesicht.
Am Tag der Deutschen Einheit, dem 3. Oktober um 16 Uhr gastieren die Regensburger Domspatzen mit Chormusik von Gregorianik bis zur Gegenwart im Dom. Der weltbekannte Knabenchor gehört zu den ältesten seiner Art. Berühmt sind die Domspatzen für ihren warmen und gleichzeitig klaren Klang. Sie werden geleitet von Domkapellmeister Christian Heiß, dessen Kompositionen im Dom gelegentlich im Rahmen von Messen erklingen.
Weiter gehen die Musiktage mit einem weiteren „Bach zur Nacht“ am 4. Oktober, 21 Uhr, wiederum in der Krypta. Bei „Orgel 3.0“ am 5.10. gibt es in bewährter Form eine halbe Stunde Orgelmusik ab 15 Uhr bei freiem Eintritt.
Das Abschlusskonzert am 7. Oktober greift das Motto der Internationalen Musiktage wieder auf. Das Friedensoratorium „Lux in tenebris“ von Helge Burggrabe setzt sich aus Klang, Text und Licht zusammen. Die bekannte Schauspielerin Julia Jentsch übernimmt die Sprechstimme. Das Libretto hat Helge Burggrabe in Zusammenarbeit mit dem Theologen Dr. Reinhard Göllner und der Journalistin Angela Krumpen verfasst. Für den Klang tragen Hanna Zumsande, Sopran, Anne Bierwirth, Alt, Georg Poplutz, Tenor und Henryk Böhm, Bass zusammen mit dem Mädchenchor am Dom zu Speyer, den Speyerer Domsingknaben und dem Domchor Speyer Sorge. Instrumental agiert das Domorchester Speyer zusammen mit Domorganist Markus Eichenlaub. Die Lichtinszenierung übernimmt Michael Suhr. Domkapellmeister Markus Melchiori hat die Gesamtleitung. Im Mittelpunkt des Werks stehen das biblische Drama von Kain und Abel und die Frage, ob der Bruder im Gegenüber noch den Bruder sehen kann? „Lux in tenebris“ ist ein Zitat aus dem Johannes Evangelium und steht für „Licht in der Dunkelheit“. Das Oratorium soll die Stufen von Entfremdung zu Hass bis hin zu kriegerischen Auseinandersetzungen erlebbar machen und entwickelt mit Kernaussagen des Neuen Testaments die Vision eines anderen Miteinanders.
Schwerpunkt Chorarbeit
Rund 70 Knabenstimmen und junge Männerstimmen der Domsingknaben, etwa 100 Sängerinnen des Mädchenchores und derzeit rund 70 Sängerinnen und Sänger des Domchores gestalten in wechselnden Formationen die Gottesdienste. Dazu kommen kleinere Ensembles wie die beiden Männerscholen „Schola gregoriana“ und „Schola Cantorum Saliensis“ sowie die Mädchenschola „Vox puellarum“. Außerdem singen 200 Kinder bereits in den Gruppen für kleinere Kinder und den ersten Grundschulklassen.
Im Rahmen eines besonderen Gottesdienstes werden alljährlich Mädchen und Jungen am Übergang von der Grundschulzeit in die weiterführenden Schulen in den A-Chor aufgenommen. Viele von ihnen haben zuvor die Klosterschule St. Magdalena besucht, mit der die Dommusik eng kooperiert. Die Schülerinnen und Schüler dort sind automatisch Teil der sogenannten C- und B-Chöre und wirken bereits gelegentlich bei Gottesdiensten am Dom mit. Der nächste Schritt ist dann der Übergang in den A-Chor gegen Ende der vierten Klasse. Diese Kinder entscheiden sich mit ihren Eltern bewusst dafür, weiter in den Chorgruppen der Dommusik mitzusingen.
BAULICHE VERÄNDERUNGEN
Chorpodest
Die Gestaltung der Gottesdienste durch Gesangsgruppen geschieht in wechselnden Zusammensetzungen und in unterschiedlichen räumlicher Anordnung. Die Chorpodeste müssen daher immer wieder neu gestellt werden, was Zeit und Mühe kostet. Das feste Chorpodest ist ein lange währendes Provisorium, dessen Anmutung dem romanischen Dom nicht gerecht wird. Seit langem gibt es daher Planungen, eine neue Form der Chorpodesterie zu schaffen, welche die für den Dom geltenden funktionalen und ästhetischen Kriterien gleichermaßen erfüllt. Dombaumeisterin Drabik, Domkapellmeister Markus Melchiori und Domkantor Joachim Weller haben sich hier verschiedene Lösungen in anderen Kirchen angeschaut. Das Chorpodest in Hildesheim dient als Vorbild in Machart, Funktionalität, Farbe und Materialität.
Die Planung des Chorpodests in Speyer hat Dombaumeisterin Drabik selbst übernommen. Im vergangenen Jahr wurden diese dem Wissenschaftlichen Beirat der Kathedrale vorgestellt. Nachdem auch das Domkapitel die Planungen gut geheißen hat, kann das Chorpodest 2023 gebaut werden.
Der jetzige Standort des provisorischen Chorpodestes soll beibehalten werden. Insgesamt wird das Podest auf der Südseite 7 Stufen besitzen, wovon die 5 vorderen Stufen als Gesamtheit fahrbar sind. Die beiden übrigen hinteren Stufen verbleiben in den Arkaden und dienen als Stauraum für das Equipment der Lautsprecheranlage und des Chores. Auf der nördlichen Seite soll die Nische neben der Chororgel, ebenfalls ein Podest erhalten, welches vier Stufen umfassen soll. Die Sitzgelegenheiten sollen optisch der Gestaltung der Sedilien im Altarraum folgen.
Erneuerung der Läuteanlage
Der Domkapellmeister ist auch für das Geläut des Doms zuständig. Die elektronische Läuteanlage des Doms ist in die Jahre gekommen und sorgte zuletzt vermehrt für Störungen. Zudem sind Ersatzteile für die Anlage nicht mehr beschaffbar. Daher steht 2023 eine technische Erneuerung der Anlage an. (Foto: Domkapitel Speyer/Klaus Landry)