Von Bernhard Kaas
Die Zerstörung der japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki durch zwei Atombomben jährt sich zum 75. Mal. Die Dompfarrei Pax Christi möchte aus diesem Anlass des Leids der Opfer gedenken. Sie möchte aber auch auf die fortdauernde Gefährdung des Friedens durch Atomwaffen aufmerksam machen und zur Diskussion von Wegen der Friedenssicherung einladen.
Die Dompfarrei schließt sich nach einem Beschluss ihres Pfarreirats der Forderung nach einer weltweiten Ächtung von Atomwaffen an.
• Das Gedenken im Gebet beginnt die protestantische Gesamtkirchengemeinde Speyer mit dem meditativen Friedensgebet am Donnerstag, 6. August um 19 Uhr in der Gedächtniskirche. Das ist der Jahrestag des Abwurfs der ersten Atombombe auf Hiroshima.
• Am Samstag, dem 8. August, dem Vorabend des Jahrestags der Zerstörung der japanischen Stadt Nagasaki, hält die Dompfarrei Pax Christi von 17 bis 1 Uhr eine Friedenswache vor dem Dom. Wer dazustoßen möchte, ist eingeladen, gemeinsam zu beten, Friedenslieder zu hören und seine Friedensvisionen mit den anderen zu teilen.
• Am Sonntag, dem 9. August 2020, beginnt um 11 Uhr, zur Stunde des Abwurfs der Atombombe auf Nagasaki, ein Friedensgottesdienst in der Kirche St. Bernhard. Die Messfeier leitet Pfarrer Dr. Patrick Asomugha. Unter der Kirche wird in der Pax-Christi-Kapelle Erde aus Nagasaki aufbewahrt. Sie gehört zu einer Sammlung von Steinen und Erde von allen Kontinenten, mit der die Konflikte der Welt und die Hoffnung auf Frieden präsent gehalten werden. Gottesdienstteilnehmer werden gebeten, sich im Pfarrbüro anzumelden. Bei allen Veranstaltungen gelten besondere Corona-Schutzmaßnahmen.
• Zur Online-Veranstaltung „75 Jahre Atomwaffen – (k)ein Auslaufmodell?!“ laden am 19. August um 19:30 Uhr das Forum Katholische Akademie und pax christi, Diözesanverband Speyer, ein. Es tragen vor und diskutieren mit den Teilnehmenden zwei Politologen und Theologen: Thomas Zuche von der Arbeitsgemeinschaft Frieden e. V., Trier, und Horst-Peter Rauguth, dem geistlicher Beirat von pax christi Deutschland. Information: KEB Diözese Speyer, Tel.: 06232 102-180 oder Katholische Akademie Rhein-Neckar, Tel.: 0621 5999-162. Anmeldung auf der Website des Heinrich-Pesch-Hauses unter https://heinrich-pesch-haus.de/veranstaltun-gen/75-Jahre-Atomwaffen.
Am 6. und 9. August 1945 fanden etwa 100.000 Menschen unmittelbar durch die beiden Atombombenexplosionen den Tod, eine noch größere Zahl ist an den Folgen des Abwurfs gestorben. Ein neues Schreckensszenario der Kriegsführung bestimmt seither die Politik: der Einsatz von Massenvernichtungswaffen, die nicht nur die unmittelbar Betroffenen, sondern auch die kommenden Generationen und die Umwelt langfristig schädigen. Zwar schien mit dem Ende des Kalten Krieges die Gefahr gebannt. Der 1987 zwischen den USA und der Sowjetunion geschlossenen INF-Vertrag sollte zum Abbau der atomaren Kurz- und Mittelstreckenraketen führen. Aber seit dem 2. August 2019 hat der INF-Vertrag keine Gültigkeit mehr. Die USA und Russland werfen einander Vertragsbrüche vor. Und es hat sich eine neue geopolitische Lage entwickelt: Neue Nuklearmächte wie u.a. China, Pakistan und Indien agieren unabhängig vom INF-Vertrag. Ein neues nukleares Wettrüsten hat längst begonnen, die Möglichkeit, einen Atomkrieg zu führen und nicht nur durch „Abschreckung“ zu verhindern, eingeschlossen.
In den letzten Jahren werden die Stimmen wieder lauter, die auf eine Abschaffung aller Atomwaffen drängen. 2017 ging der Friedensnobelpreis an die internationale Organisation ICAN, die einen internationalen Atomwaffenverbotsvertrag auf den Weg gebracht hat. Die Päpste unterstützen dieses Anliegen schon lange – mit besonderem Nachdruck Papst Franziskus. In diesem Sinne fordert die katholische Friedensbewegung pax christi, dass auch Deutschland sich dem Vertrag zur Ächtung von Atomwaffen anschließt, mit der Konsequenz, dass die in Deutschland stationierten Atomwaffen abgezogen werden sollen. Dies wäre ein Schritt zu einer zivilen Sicherheitspolitik, wie sie etwa die Badischen Landeskirche unter der Überschrift „Sicherheit neu denken“ entworfen hat. Der Pfarreirat der Dompfarrei Pax Chisti hat sich in seiner letzten Sitzung am 25. Juni mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen, die Forderungen der Friedensbewegung pax christi zu unterstützen. (Foto: Archiv)