Mit einer Beteiligung von 32 Prozent haben die Pfälzer und Saarpfälzer Protestanten ihre Presbyterien neu gewählt. Nach dem amtlichen Endergebnis der Auszählung hat damit die Wahlbeteiligung über dem Ergebnis von vor sechs Jahren mit 31,2 Prozent gelegen. Insgesamt waren 440.880 wahlberechtigte Mitglieder der Landeskirche aufgerufen, ihre Gemeindeleitungen neu zu wählen, darunter 27.933 Erstwähler ab 14 Jahren.

Aas Ergebnis zeige erneut die hohe Verbundenheit der pfälzischen und saarpfälzischen Protestanten mit ihrer Kirche, sagte Kirchenpräsident Christian Schad. „Die Kirchenwahl-Kampagne hat mit ihren sechs Botschaftern auf echte und engagierte Personen gesetzt“, so Schad. Das vertraute Gesicht und der persönliche Kontakt mit den Vertretern der Kirche vor Ort stärke die Bindung der Menschen zu ihrer Kirche. Nach wie vor seien die Kirchengemeinden der Wurzelgrund protestantischer Identität.
Beziehungsarbeit sei in Zeiten von Corona nicht immer einfach. Umso mehr freut sich der Kirchenpräsident über die hohe Beteiligung und das Engagement der Gemeinden. Mit enormer Kreativität hätten die Protestanten in der Krise Präsenz gezeigt, theologisch und seelsorgerlich Orientierung gegeben und auf vielfache Weise Kontakte gepflegt.
Mit einem Ergebnis von über 32 Prozent nehme die pfälzische Landeskirche weiterhin eine Spitzenstellung innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland ein, sagte Schad. Gerade in einer Situation, in der selbstverständliche Traditionen wegbrächen, zeige diese Presbyteriumswahl nach Ansicht des Kirchenpräsidenten nicht nur eine neue Aufmerksamkeit für Religion, sondern „sie ist auch ein Plädoyer für eine offene und öffentliche Kirche, die Verantwortung übernimmt und mit ihrer Botschaft in die Gesellschaft hineinwirkt“.
Zum dritten Mal seit 2008 wurde die Möglichkeit der Briefwahl ermöglicht. Corona-bedingt musste die Wahl als reine Briefwahl durchgeführt werden. Bereits 2014 lag der Briefwähleranteil bei 81,1 Prozent.
Im Vergleich dazu betrug in Württemberg die Beteiligung bei der vergangenen Wahl knapp 23 Prozent, in Hessen-Nassau 18,5, in Baden 18,7 und im Rheinland 12,6 Prozent. Die hohe Wahlbeteiligung in der Pfalz und Saarpfalz sei auch deshalb bemerkenswert, weil sich die gesamte Gesellschaft im Umbruch befinde, so der pfälzische Kirchenpräsident. „Gegen den allgemeinen gesellschaftlichen Trend haben wir uns als menschennahe Kirche behauptet“, sagte Schad im Blick auf die rückläufige Beteiligung bei politischen Wahlen oder Vorstandswahlen von Vereinen. Der Kirchenpräsident sieht sich auch in den Modernisierungsbemühungen der Landeskirche bestätigt. Corona habe einen Digitalisierungsschub mit sich gebracht. Die dadurch eröffneten neuen Kontaktmöglichkeiten gelte es in Zukunft weiter auszubauen.
Die höchste Wahlbeteiligung von 78,4 Prozent wurde in Höningen (Kirchenbezirk Bad Dürkheim-Grünstadt) erreicht. Am niedrigsten lag sie in der Ludwigshafener Jonagemeinde mit 9,3 Prozent.
Insgesamt kandidierten 3.972 Personen für 2.637 Plätze. In drei der 395 Gemeinden der Landeskirche war es nicht gelungen, ausreichend Kandidaten zu finden. Gewählt werden konnte laut Kirchenrecht nur, wenn mindestens ein Kandidat mehr zur Verfügung stand, als Sitze zu vergeben waren. In den Gemeinden Quirnheim im Kirchenbezirk Bad Dürkheim-Grünstadt und in Gauersheim sowie Ilbesheim im Kirchenbezirk Donnersberg wird zunächst ein geschäftsführendes Presbyterium bestellt und gegebenenfalls eine Nachwahl angeordnet.