In einem Interview mit der Kirchenzeitung "Der Pilger" erläutert Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann den aktuellen Stand und die nächsten Schritte bei der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Bistum Speyer. In Gesprächen mit Betroffenen seien ihm "die oft dramatischen Auswirkungen und die Dimension des erlittenen Leids und Unrechts immer tiefer aufgegangen", berichtet der Bischof in dem Interview auch sehr persönlich.
Gleichzeitig unterstreicht er den Willen des Bistums Speyer zur restlosen Aufklärung: "Nur wenn wir uns den dunklen Seiten der Vergangenheit ehrlich stellen, sind wir Kirche im Sinne Jesu: eine Kirche, die Unrecht – auch in den eigenen Reihen - beim Namen nennt und sich konsequent auf die Seite der Betroffenen stellt."
Das Bistum richte aktuell einen Betroffenenbeirat und eine unabhängige Aufarbeitungskommission ein. "Betroffene sollen eine laute und starke Stimme im Bistum bekommen", so der Bischof. Die unabhängige Aufarbeitungskommission werde die Missbrauchsfälle in der Diözese noch einmal genau anschauen, "auch hinsichtlich der Frage, ob auf Missbrauchsvorwürfe oder Missbrauchsfälle von Seiten der Diözese verantwortlich reagiert wurde". Bisher habe die juristische und seelsorgliche Aufarbeitung im Vordergrund gestanden. "Jetzt kommt es darauf an, das Ganze in den Blick zu nehmen und die systemischen Zusammenhänge zu analysieren", so der Bischof. In dem Interview äußert sich der Bischof auch zu Beschuldigungen gegen den früheren Generalvikar und Offizial des Bistums Prälat Dr. Rudolf Motzenbäcker.
Interview des "Pilger" mit Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann
https://www.pilger-speyer.de/nachrichten/im-gespraech/article/bischof-wiesemann-willen-zur-restlosen-aufklaerung-ohne-jeden-vorbehalt/