Dompfarrer Matthias Bender leitete die Eucharistie-Feier zum Fronleichnamfest in der Kirche St. Joseph. Er vertrat Bischof Wiesemann, der wegen einer Infektion mit dem Coronavirus weiterhin in Quarantäne ist. Von St. Joseph aus folgte die Prozession durch die Gilgen- und Maximilianstraße zum Dom zu Speyer.
Dort wurde eine Statio um den traditionellen Blumenteppich herum gehalten. Der Teppich hatte in diesem Jahr das Motto: Friede für alle.
Bei der Abschlussfeier im Dom setzte Domdekan und Domkustos Dr. Christoph Maria Kohl in seiner Predigt den Fokus auf eine Kirche der „Hingabe und Demut“. Es gehe bei der öffentlichen Prozession durch die Stadt nicht um eine triumphale oder stolze Demonstration. Das sei auch in Anbetracht der aktuellen Krichenkrise nicht angemessen: Missbrauch, die Behandlung von Homsexuellen und Wiederverheirateten oder mangelnde Reformen seien unter anderem Gründe zur Demut. „Die Kluft zwischen dem, was den Menschen in unserer Gesellschaft wichtig ist, und dem, was in der Kirche offizielle Lehre oder Gewohnheit ist, wird immer größer“, so Kohl.
Es gelte trotzdem Fronleichnam zu feiern, denn in der Hingabe von Jesus Christus liege die Hoffnung für die Kirche: „Wir tragen Jesus Christus im eucharistischen Brot durch unsere Stadt - als wirksames Zeichen, dass er unter uns ist und unsere Wege mit uns geht.“ Eine Kirche in der Nachfolge Jesu müsse sich selbstlos, auf Augenhöhe und antiautoritär zeigen. Gelänge diese Umkehr, dann „brauchen wir keine Angst um die Kirche zu haben, im Gegenteil, dann könnte sie wachsen und gedeihen und Frucht bringen.“, ist sich Kohl sicher.
Musikalisch gestalteten der Mädchenchor, die Domsingknaben sowie die Dombläser den Gottesdienst und die Prozession mit. Auf dem Programm standen von Christian M. Heiß Gloria und Sanctus aus der Missa „Pueri Cantores Treverensis“, von Christopher Tambling Laudate Dominum sowie von David Evans „Be still for the presence of the Lord“ – die Orgel spielte Domorganist Markus Eichenlaub.
An Fronleichnam feiert die katholische Kirche in besonderer Weise die Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie. Als sichtbares Zeichen für diesen Glauben wird das eucharistische Brot, die Hostie, in einer Monstranz durch die Straßen getragen. Damit kommt zum Ausdruck, dass Jesus Christus in seiner Kirche anwesend und mit ihr als dem Volk Gottes unterwegs ist. Das Wort "Fronleichnam" stammt aus dem Mittelhochdeutschen: "fron" bedeutet "des Herren", "lichnam" bezeichnet den lebendigen Leib. In der heutigen Form entwickelte sich das Fronleichnamsfest zunächst in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts im Bistum Lüttich (heute Belgien), im Bayerischen und in Köln gab es in den 1270er Jahren erstmals Prozessionen zu diesem Fest. 1317 wurde das Fronleichnamsfest verbindlich für die gesamte katholische Weltkirche eingeführt. Das Fest wurde auf einen Donnerstag nach der Osterzeit gelegt, weil es an die Einsetzung der Eucharistie am Gründonnerstag erinnern soll. Fronleichnam ist ein veränderlicher Festtag und findet immer am zweiten Donnerstag nach Pfingsten statt.
Text: is / Foto: Klaus Landry