Wie lässt sich die Vision des Bistums Speyer ("Segensort in der Welt sein“) konkret umsetzen? Wie gelingt es der katholischen Kirche in der Pfalz und der Saarpfalz, sich mutig den Fragen der Gegenwart zu stellen und die Zukunft der Gesellschaft kreativ mitzugestalten – auch wenn die Mitgliederzahlen und Einnahmen in den kommenden Jahren deutlich sinken?

Mit diesen komplexen Fragen beschäftigt sich die Diözesanversammlung des Bistums bei einer Sitzung am Samstag (1. Oktober) im Priesterseminar Speyer.
Das im November 2020 von Bischof Karl-Heinz Wiesemann ins Leben gerufene Gremium wird in diesem Herbst in entscheidende Weichenstellungen für die künftige Strategie- und Finanz-Planung des Bistums einbezogen. "Wir kommen auf dem Synodalen Weg im Bistum Speyer sichtbar voran. Zugleich spüren wir, wie mit den wachsenden Beratungsaufgaben auch unsere Mitverantwortung wächst. Es ist unsere Aufgabe, in diesen Zeiten enormer Veränderungen nachhaltig-richtige Entscheidungen zu treffen - um als Kirche auch in Zukunft für Viele ein Mut machender Segen und ein Zuhause mit weit offener Tür zu sein“, erklärt die Vorsitzende der Diözesanversammlung, Gabriele Kemper.
Prognosen: "Bis zum Jahr 2060 wird sich die Mitgliederzahl halbieren“
Im Herbst 2021 hatte das Bistum Speyer nach einem zweijährigen Visionsprozess eine Segensorte-Vision präsentiert und darin viele Perspektiven formuliert. So soll (zum Beispiel) die Not Benachteiligter in den Blick genommen, entsprechend gehandelt und ein nachhaltiger Lebensstil gepflegt werden, der sich auch in der Beschaffung der Ressourcen ausdrückt. In der Bistums-Vision heißt es wörtlich: "Wir bringen uns aktiv in gesellschaftspolitische Diskurse ein, um auf Notlagen aufmerksam zu machen und zu reagieren. Wir vernetzen uns hierzu mit anderen Akteurinnen und Akteure. Wir beziehen klare Positionen für Frieden und Gerechtigkeit und sind uns unserer globalen Verantwortung bewusst.“ Nun wird in einem Strategieprozess geklärt, wie diese Ziele und Visionen für das Bistum Speyer konkret und nachhaltig umgesetzt werden können. Zur Nachhaltigkeit gehört – neben verstärkten Aktivitäten für mehr Klimaschutz – auch eine langfristig ausgerichtete Haushaltplanung. Prognosen zeigen, dass die Zahl der Katholikinnen und Katholiken bis zum Jahr 2060 um 54 Prozent zurückgehen könnte – durch demographische Faktoren, die geringere Zahl von Taufen sowie durch Austritte. Im gleichen Zeitraum dürften die Kirchensteuereinnahmen um etwa 20 Prozent sinken. Im aktuellen Strategieprozess geht es also darum, die Ressourcenverteilung neu zu priorisieren: So können veraltete Strukturen modernisiert, Ausgaben reduziert und zugleich neue Investitionen und Aktivitäten in Bereichen möglich werden, deren Bedeutung wächst.
Konkrete Entscheidungen im November: Votum für Haushaltsplan 2023
In seiner Oktober-Sitzung wird sich die Diözesanversammlung (DV) zunächst mit den - aus der Vision abgeleiteten - Strategie-Zielen sowie den Möglichkeiten befassen, die Ressourcen für die einzelnen Aufgabenbereiche neu zu justieren. In einer weiteren DV-Sitzung am 4. und 5. November sollen dann die konkretisierten Vorschläge für die künftige Ressourcenverteilung beraten und entschieden werden. Dieses Votum soll an Bischof Karl-Heinz Wiesemann und den Diözesansteuerrat weitergeleitet werden - als Grundlage für die Beratung und Entscheidung über den Haushaltplan des Bistums für 2023.