Am Donnerstag, 16. März, 19:30 Uhr, predigt Annette Schavan im Rahmen der Fastenpredigtreihe "Im Puls" im Speyerer Dom. "Die Fastenpredigt soll Leid und Verzweiflung aufgreifen, die Menschen derzeit auf der Seele liegt und wird unter dem Titel ‚Mitten im Leiden‘ stehen", sagte Annette Schavan im Vorfeld.
Ihr Anliegen sei es, über das Leiden, über Trösten und Erbarmen aber auch über Solidarität im Leiden zu sprechen, so Schavan. Ein weiterer thematischer Komplex werde sein, "wie das Leiden zur Erneuerung der Kirche gehört: Ungewissheit mit den Menschen auszuhalten". Bei der Wahl des Schrifttextes entschied sie sich für den Psalm 22 in der Übertragung von Arnold Stadler.
Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann und das Domkapitel Speyer möchten mit den Fastenpredigten im Dom einen Beitrag zu einer zeitgemäßen Verkündigung der christlichen Botschaft in die Gesellschaft hinein leisten. Dazu konnten herausragende Persönlichkeit des öffentlichen Lebens gewonnen werden. Die frühere Bundesministerin und ehemalige deutsche Botschafterin beim Hl. Stuhl Dr. h.c. Annette Schavan folgt in der Reihe auf Prof. Dr. Norbert Lammert, der am 9. März mit seiner Predigt den Auftakt markierte. Als Abschluss der Predigtreihe "Im Puls" wird am 23. März, um 19.30 Uhr, Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann die dritte Fastenpredigt halten. Die jeweils etwa einstündigen Andachten werden musikalisch von Domorganist Markus Eichenlaub gestaltet. Alle Fastenpredigten werden live auf den Social Media Kanälen von Dom und Bistum übertragen und sind dort auch im Nachhinein abrufbar.
Zur Person: Dr. h.c. Annette Schavan
Dr.h.c.mult. Annette Schavan, geboren 1955 in Jüchen, war 25 Jahre in Politik und Diplomatie tätig, unter anderem als Ministerin für Kultus, Jugend und Sport in Baden Württemberg 1995-2005), als Bundesministerin für Bildung und Forschung (2005-2013) und als Botschafterin Deutschlands beim Heiligen Stuhl (2014-2018). Sie lehrte als Honorarprofessorin am Seminar für Katholische Theologie von 2008 bis 2014 und ist seit 2014 Gastprofessorin an der Shanghai International Studies University. Aktuell ist sie unter anderem als Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft tätig.
Hintergrund: Zur Tradition der Fastenpredigten
Fastenpredigten haben in der katholischen Kirche eine lange, bis in das 5. Jahrhundert zurückreichende Tradition. In früherer Zeit dienten sie auch der Vorbereitung der Taufbewerber auf den Empfang der Taufe in der Osternacht. Heute sollen sie, entsprechend dem Sinn der Österlichen Bußzeit, den Glauben der Zuhörer intensivieren und sie dabei unterstützen, ihr Leben am Evangelium zu orientieren.
Fastenpredigten sind gewöhnlich länger als eine Sonntagspredigt und werden meist von bekannteren Kanzelrednern, gelegentlich auch von prominenten Laien, gehalten. Thematisch beschäftigen sie sich häufig mit den Grundlagen des christlichen Glaubens sowie Übungen der christlichen Askese, wie sie beispielsweise im Fasten zum Ausdruck kommen. Liturgisch wird die Fastenpredigt allenfalls durch wenige Liedstrophen oder meditative Musik, Abschlussgebet und Segen zu einer Andacht erweitert.
Für das Spätmittelalter, vor Einführung der Predigtpflicht im Sonntagsgottesdienst, sind Fastenpredigten als allabendlicher Brauch von Aschermittwoch bis Ostern bezeugt. Oft wurden sie von Mönchen der Predigerorden gehalten und kamen dem wachsenden Bedürfnis nach persönlich-individuellem Glauben entgegen. Nicht selten enthielten sie eindringliche Beschreibungen der Leiden Christi und drastische Appelle zur Lebensführung der Zuhörer. Heute ist die wöchentliche Fastenpredigt im Rahmen einer thematischen Reihe vor allem im deutschen Sprachraum und in Frankreich verbreitet. (Foto: Laurence Chaperon)