An Pfingsten wird die ganze Welt nach Überzeugung des Bischofs von Speyer, Dr. Karl-Heinz Wiesemann, "zum Orchester Gottes". In seiner Predigt zum Pfingstfest sagte der Bischof am Sonntag (28.5.) im Dom zu Speyer, Gott rufe jede und jeden dazu auf, mitzusingen und mitzumusizieren: Die Stimme einzusetzen, nicht zu schweigen, die Talente nutzen und nicht zu vergraben.

"Viele wunderbare Friedensprojekte durch Musik"
Musik hat nach den Worten des Bischofs von Speyer die Fähigkeit, "in uns selbst das Tiefste und Verborgenste auszudrücken". Wiesemann sagte im Dom zu Speyer wörtlich: "Sie rührt an das an, was uns allen gemeinsam ist: an das, was das Menschsein in all seinen Dimensionen ausmacht. Musik ist universeller Ausdruck des Humanums - des Menschlichen schlechthin." Musik kenne "keine Grenzen und Unterschiede – nicht von arm und reich, nicht von Nationalität, Geschlecht, Herkunft, Religion oder was auch immer." Wiesemann verwies auf "viele wunderbare Friedensprojekte durch Musik". Große Orchester seien mittlerweile fast überall international besetzt – "junge Orchester und Chöre werden bewusst als Friedens- und Gemeinschaftsinitiativen gegründet." Musik könne so selbst über absolut erscheinende Hass- und Vorurteilsgrenzen hinweg Botschaften der Humanität und Solidarität senden. Musik könne "hinabsteigen in die größten Tiefen des Menschseins und gleichzeitig den Menschen hinaufführen über sich selbst, ihn mit dem berühren, was den Menschen selber übersteigt". Gute Musik bringe – so formulierte Bischof Wiesemann im Festgottesdienst zu Pfingsten "immer wieder solche Augenblicke tiefer Berührung hervor, Momente des alle Grenzen hinter sich lassenden Gemeinschaftserlebens – Augenblicke, in denen das Menschliche und das Göttliche sich in uns vereinen und das, was uns alle unbedingt angeht, berührt und bewegt im Raum steht."

"Christen können zeigen: Lebenswerte Umwelt ist keine weltfremde Utopie"
Die Welt braucht den Predigtworten den Bischofs von Speyer Musik und den Geist Gottes – "diese menschenverbindende, Humanität und Zukunftsperspektive schaffende Kraft, um unsere zerreißende Welt zusammenzuhalten: "Wir brauchen Erfahrungsräume des Versöhnenden, Frieden Schaffenden, die Ungleichheit und Ungerechtigkeit dieser Welt Überwindenden. Wir brauchen Menschen, die mit solchem Geist erfüllt sind und sich mit Mut und ganzer Lebenskraft für die Einheit der Menschheit, für unsere gemeinsame Verantwortung für Frieden und Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung einsetzen." Der Geist Gottes wirke weltumspannend: "Er verbindet uns mit allen Brüdern und Schwestern weltweit. Ja, er weitet unseren Blick auf alle Menschen guten Willens, auf alle, die das Lied von der unbedingten Liebe Gottes zum Menschen und zur Schöpfung mitsingen." Christen könnten "der Welt von heute zeigen, dass die Vision Gottes von der Solidarität aller Menschen, von Gerechtigkeit und Frieden und einem Lebensstil, der auch der nächsten Generation eine lebenswerte Umwelt hinterlässt, keine weltfremde Utopie ist, sondern Wirklichkeit werden kann."
Die Predigt des Bischofs war teilweise begleitet von Orgelspiel von Domorganist Markus Eichenlaub. Darüber hinaus wurde die Messe am Pfingstsonntag musikalisch vom Ferienchor der Dommusik und den Dombläser unter der Leitung von Domkapellmeister Markus Melchiori gestaltet. Kyrie und Agnus Dei entstammten der "Missa octo vocum" von Franceso Bianciardi, das Gloria der "Missa brebis in B" von Christopher Tambling. Dazu erklangen gregorianische Gesänge sowie Liedsätze von Boltz, Rutter und Heiß. Bischof Wiesemann gilt selbst als begeisterter Klavierspieler. Sein Bischofwappen zeigt unter anderem auch eine Harfe – als Symbol für die Liebe zur Musik.