Von Steffen Glombitza
Einer der Sätze von Padre Marco Tullio Gómez, die am 10.12. den Teilnehmern einer Veranstaltung im Pfarrsaal der Pfarrei Heilige Familie Blieskastel besonders in Erinnerung blieben. Der Arbeitskreis Eine Welt der Pfarrei und das Bistum Speyer luden zu diesem Informationsabend mit anschließendem Podiumsgespräch ein.

Padre Gómez, der kleine, unscheinbar wirkende, sympathische Jesuit, stammt zwar aus Guatemala leitet jedoch in Panama-Stadt zwei Flüchtlingszentren der Initiative "Fe y allegría", die unter anderem Menschen helfen die auf der Flucht von Kolumbien nach Panama durch die Hölle des Darién flüchten. Der Darién ist ein Dschungelgebiet, das die Grenzregion Kolumbiens und Panamas als natürliche Barriere dominiert. Offizielle Straßen durch diesen Dschungel gibt es nicht. So kämpfen sich Frauen, Männer und Kinder in Scharen durch das unwegsame Gelände in dem jede kleine Verletzung zum Tod führen kann. Tage und Wochen lang. Allein im Jahr 2022 rund 250.000 Menschen. Eine Zahl, die 2023 bereits zum ersten August erreicht wurde. Immer wieder berichten die Flüchtenden von Leichen auf dem Weg, der von Drogenkartellen und der Mafia kontrolliert wird und von dramatischen Szenen im Überlebenskampf durch den Dschungel. Sie sind auf der Flucht vor Hunger, Perspektivlosigkeit und Gewalt in der einzig verbliebenen Hoffnung auf ein besseres Leben für sich und ihre Familie, meist in den USA. "Fe y allegría" nimmt sich der Flüchtlinge an, die völlig entkräftet, unterernährt und nicht selten schwerverletzt die Strapazen dieses Höllenritts überstanden haben, gewährt ihnen ein Stück Menschlichkeit in einer unmenschlichen Welt. Eine Verschnaufpause auf dem Weg, der in Panama meist nicht endet.
Padre Gómez ist Gast des katholischen Hilfswerkes Adveniat, das den Verein "Fe y allegría" (Glaube und Freude) von Deutschland aus unterstützt. Die Kollekte der Weihnachtsgottesdienste in Deutschland ist für Adveniat bestimmt. "Flucht trennt. Hilfe verbindet." lautet das Motto der diesjährigen Adveniataktion. In diesem Rahmen ist Padre Gómez deshalb vom 2. bis zum 19. Dezember zu Gast in Deutschland und reist mit Dolmetscher Titus Lambertz (Adveniat, Essen) durch die deutschen Bistümer, um auf die Arbeit von "Fé y allegria", die Situation der Flüchtlinge in Panama und die Unterstützungsarbeit von Adveniat hinzuweisen. Ein menschliches Drama, das sich weit weg von Europa abspielt und doch erschreckende Parallelen zur Situation der Flüchtlinge aufweist die an Europas Grenzen angespült werden. Neben Padre Gómez saßen auf dem Podium auch Andreas Heinz (Leiter des Caritas-Zentrums Saarpfalz) und Manfred Gentes (Vorstand des Flüchtlingshilfevereins Blieskastel e.V.). Immer wieder ging der Blick zwischen den Kontinenten hin und her. Immer wieder wurde auch über die Haltung der Gesellschaft zu Flüchtlingen gesprochen in Panama und bei uns in Deutschland bzw. Europa. Gentes und Heinz bestätigten, dass sich die Hilfsbereitschaft in den letzten Jahren deutlich verschlechtert hat. "Die Menschen haben Angst vor Migranten, aber noch mehr haben sie Angst vor der Armut", so beschrieb Padre Gómez die Situation. Zweifelsohne auch auf Deutschland und Europa übertragbar. Steffen Glombitza, der den Abend moderierte, äußerte den Gedanken es käme ihm fast so vor als dächten viele Menschen Armut sei eine Form von Krankheit, also ansteckend. Andreas Heinz wies auf strukturelle Schwächen in der Betreuung von Flüchtlingen hin. "Wir haben im Saarland so viele Beauftragte, aber es fehlt ein Migrationsbeauftragter!" und er betonte wie wichtig eine solche Stelle aus Sicht der Caritas sei. Zugleich lobte er das Engagement vor allem der Kirchen und wies darauf hin, dass es gerade wie am Beispiel von Panama oftmals die Kirchen seien, die als einzige Hilfe anbieten würden. Auch vermisse er medial die Vielzahl an positiven Beispielen wo z. Bsp. auch Integration gelänge. Die Erfolge, die sich oft auch in persönlichen Lebenswegen im guten Miteinander von Helfern und Geflüchteten ereigneten. Nicht zuletzt wies Andreas Heinz im Blick auf die politische Dimension durchaus auch emotional darauf hin, er wolle "sich die Hoffnung etwas mit seinem Engagement erreichen zu können, nicht nehmen lassen!" Zur Frage nach der Integration merkte ein Teilnehmer aus dem Publikum kritisch an, er habe den Eindruck, dass man in Deutschland Integration nicht wirklich wolle. Mit Blick auf das große Leid und die Not der Flüchtenden äußerte ein Publikumsteilnehmer nach der Veranstaltung: "…die Menschen brauchen Hilfe und die Augen vor der Situation der Migranten - sei es in Südamerika oder irgendwo anders in der Welt - zu verschließen, kann keine Lösung sein. Wir können von Glück sagen, dass wir gerade jetzt und hier leben dürfen. Und dafür sollten wir dankbar sein und es auch zeigen." Steffen Glombitza fand am Ende der Veranstaltung ähnliche Worte, als er Padre Gómez als Dankeschön eine kleine Skulptur der Heiligen Familie, einem Wahrzeichen der Pfarrei, überreichte mit dem Hinweis darauf, dass wir weltüberspannend letztlich Teil einer einzigen Menschheitsfamilie seien, die den Blick füreinander nicht aus den Augen verlieren dürfe. Den Dank erwiderte Padre Gómez mit dem Hinweis darauf, dass auch die Heilige Familie Migranten gewesen seien. "Flucht trennt. Hilfe verbindet." Dies war an dem Abend im Pfarrheim Lautzkirchen spürbar. Auch über Kontinentalgrenzen hinweg.