Sangesfreudig reihte sich Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler in den Gratulationsreigen zum 100. Geburtstag von Isabella Becker-Marx ein. "Viel Glück und viel Segen" stimmten die Bewohnerinnen im Haus am Germansberg gemeinsam mit OB Seiler an. Die Jubilarin strahlte und dankte mit Applaus.
Neben den Glückwünschen von Stadt und Bürgerschaft überbrachte Seiler auch die Gratulation von Ministerpräsidentin Malu Dreyer, die betonte, dass es nicht vielen Menschen vergönnt sei, so einen Ehrentag zu erleben. Tochter Iris ist es vergönnt, den 100. Geburtstag ihrer Mutter mitzufeiern, während ihre Schwester bereits verstorben ist. Die Frage, ob sie angesichts ihrer 100-jährigen Lebenserfahrung den Nachfolgegenerationen etwas mit auf den Weg geben möchte, verneint sie bescheiden: "So viel Weisheit besitze ich nicht."
Am 2. Juli 1922 im oberschlesischen Gleiwitz, der heutigen Großstadt Gliwice in Polen, geboren, musste Isabella Becker-Marx –wie 14 Millionen Deutsche- im Zweiten Weltkrieg ihre Heimat verlassen und gemeinsam mit ihrer Mutter als Kriegsflüchtling neu beginnen. "Meine drei älteren Brüder waren alle im Krieg gefallen", erzählt sie und weist auf vergleichbare Schicksale in unserer Zeit aus der Ukraine hin. Dass sie sich im 21. Jahrhundert mit Kriegsberichterstattung aus Europa auseinandersetzen muss, kommentiert die Hochbetagte mit Kopfschütteln. Geschichtlich interessiert sei sie immer gewesen, so Becker-Marx, deren Ehemann Kurt von 1956-1964 Landrat des heutigen Rhein-Pfalz-Kreises (vormals Landkreis Ludwigshafen) war. Täglich absolviere sie mit Hilfe der Lupe die Zeitungslektüre und verfolge aufmerksam das Weltgeschehen im Rundfunk. Nach wie vor tauscht sie sich gerne über Literatur im Lesekreis des Seniorenzentrums der Diakonissen Speyer aus und verfolgt das Horoskop. Allerdings gelte ihr Interesse dem chinesischen Horoskop mit seinen Tierkreiszeichen, betont die gelernte Apothekerin, die gerne Medizin studiert hätte: "Aber zu meiner Zeit, waren Mädchen an der medizinischen Fakultät in der Regel nicht zugelassen", resümiert Isabella Becker-Marx mit Wehmut in der Stimme. (Foto: Diakonissen Speyer)