Zum internationalen Männertag am 19. November ruft die BARMER die Arbeitgeber in Rheinland-Pfalz auf, ihr betriebliches Gesundheitsmanagement geschlechtersensibel auszurichten. Grund dafür ist der aktuelle Gesundheitsreport der Krankenkasse, der deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen aus dem Bundesland bei krankheitsbedingten Fehlzeiten im Job belegt.
Für den Report wurden Arbeitsunfähigkeitsmeldungen von rund 190.000 BARMER-versicherten Erwerbspersonen mit Wohnsitz in Rheinland-Pfalz aus dem Jahr 2021 ausgewertet. Demnach lag die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage unter den männlichen Beschäftigten wegen Verletzungen wie Verstauchungen oder Bänderrissen um 53 Prozent höher als bei erwerbstätigen Frauen. Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Rheinland-Pfalz und im Saarland sagt: "Ein gutes betriebliches Gesundheitsmanagement berücksichtigt Unterschiede zwischen den Geschlechtern."
Hand- und Knieverletzungen bei Männern deutlich öfter als bei Frauen
Laut Gesundheitsreport fielen rheinland-pfälzische Männer im Durchschnitt 2,6 Tage wegen Verletzungen im Beruf aus, rheinland-pfälzische Frauen nur 1,7 Tage. Bei Brüchen im Bereich des Handgelenks und der Hand hatten Männer aus Rheinland-Pfalz ein rund drei Mal so hohes Fehlzeitenrisiko wie Frauen aus dem Bundesland (Männer: 0,17 Tage, Frauen 0,06 Tage). Bei Knieverletzungen lag die Zahl der Fehltage unter Männern aus Rheinland-Pfalz knapp doppelt so hoch wie bei weiblichen Berufstätigen aus dem Bundesland (Männer: 0,21 Tage, Frauen: 0,11 Tage). "Beim betrieblichen Gesundheitsmanagement sind geschlechterspezifische Angebote für den jeweiligen Arbeitsplatz erforderlich. Für mehr Arbeitssicherheit bedarf es einer Verhaltensprävention, durch die das Verletzungsrisiko für Männer bei ihren manuellen Tätigkeiten durch vorgegebene und strikt eingehaltene Arbeitsabläufe möglichst gering bleibt", fordert Kleis.
Männer leiden oft unter psychischen Störungen durch Alkohol
Die Auswertungen für den BARMER-Gesundheitsreport zeigen auch, dass Männer aus Rheinland-Pfalz im Durchschnitt deutlich seltener wegen psychischer Erkrankungen im Job fehlen als Frauen (Männer: 3,1 Tage, Frauen: 4,9 Tage). Das gilt für Depressionserkrankungen und viele weitere Krankheitsbilder aus dem Bereich der seelischen Leiden. Eine Ausnahme bilden psychische Störungen durch Alkohol. Hier war die Zahl der Fehltage im Beruf unter rheinland-pfälzischen Männern (0,13 Tage) im Jahr 2021 rund drei Mal so hoch wie bei rheinland-pfälzischen Frauen (0,05 Tage). "Das Suchtpotenzial und die gesundheitlichen Risiken von Alkohol werden oft unterschätzt. Wer den Verdacht hat, ein Alkoholproblem zu haben, sollte sich ärztlichen Rat einholen", sagt Kleis. Auch eine Suchtberatung oder Selbsthilfegruppen könne eine gute, erste Anlaufstelle sein.
Probleme mit Kreislaufsystem doppelt so oft bei Männern
Auffallend ist bei den Ergebnissen des Gesundheitsreports zudem, dass es bei Männern in Rheinland-Pfalz deutlich öfter zu Arbeitsunfähigkeitstagen wegen Krankheiten des Kreislaufsystems wie hohem Blutdruck und Herzschwäche kommt als bei Frauen aus dem Bundesland. Das Fehlzeitenrisiko war hier bei männlichen Beschäftigten rund doppelt so hoch (Männer: 0,9 Tage, Frauen: 0,5 Tage). "Über das betriebliche Gesundheitsmanagement haben Arbeitgeber die Möglichkeit, mit Trainings zur Stärkung des Kreislaufs und Angeboten zu gesunder Ernährung im Betrieb positiv Einfluss zu nehmen auf das Ausmaß von Kreislauferkrankungen in ihrer Belegschaft. Darüber hinaus können im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements Workshops zum Einsatz kommen, in denen Beschäftigte den Einsatz von Entspannungstechniken lernen", berichtet Kleis.
Männer sind Vorsorgemuffel mit ungesünderem Lebensstil
Professor Katja Petrowski, Leiterin des Bereichs "Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie" der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, sagt: "Männer arbeiten öfter in körperlich belastenden Berufen. Zudem weisen sie im Vergleich zu Frauen im Durchschnitt ein geringeres Gesundheitsbewusstsein, einen ungesünderen Lebensstil und ein risikobereiteres Verhalten auf." Dies erkläre einen Großteil der bei Männern deutlicher häufiger vorkommenden Krankschreibungen infolge von Verletzungen. Aus der Wissenschaft sei zudem bekannt, dass Männer seltener Präventionsmaßnahmen in Anspruch nehmen würden als Frauen: "Dafür verantwortlich sind vor allem ein geringeres Gesundheitsbewusstsein und eine geringere Gesundheitskompetenz bei Männern. Krankheitssymptome werden von Männern eher unterdrückt als von Frauen."