In einer Pressemeldung nimmt der Gesamtbetriebsrat der GALERIA Karstadt Kaufhof GmbH Stellung zu den aktuellen Beschlüssen des Managemants zu Filialschließungen. "Heute den 13. März 2023 hat die Geschäftsführung und der Insolvenzverwalter über die von ihnen getroffenen unternehmerischen Entscheidungen alle GALERIA Kolleginnen und Kollegen informiert.

Auswirkung aus der Corona Pandemie, sowie des Angriffskrieges von Russland in der Ukraine sind nur ein kleiner Teil, der diese erneute Insolvenz verursacht hat. Die Gründe sind weit vielfältiger, allem voran die fehlende Strategie für eine regionale Ausrichtung.
Filialschließungen, Flächenreduzierung, Personalabbau in Fortführungsfilialen, im Service-Center, SC- IT, im Facility-Management und Veränderungen im Reise-Bereich sind die Hiobsbotschaften, die unsere Kolleg*innen diese Woche erreichen werden. Die Stimmung in der Belegschaft ist auf dem Tiefpunkt.
Die geplanten unternehmerischen Sanierungsmaßnahmen und deren Umsetzung wurden in einem Interessenausgleich und Sozialplan fixiert. Diese Vereinbarungen sind insbesondere für die Erstellung des Insolvenzplans von elementarer Bedeutung und damit in der Verantwortung des Gesamtbetriebsrates. Dies ist ein wesentlicher Beitrag zur angestrebten Fortführung von GALERIA, über die in der Gläubigerversammlung am 27. März 2023 entschieden wird. Damit sind diese Vereinbarungen zugleich auch ein unverzichtbarer Beitrag, um eine drohende Zerschlagung oder Liquidation von GALERIA zu verhindern.
Die negativen Auswirkungen dieser Entscheidungen müssen, wie bereits in den Sanierungen davor, in hohen Maßen die Belegschaft ausbaden. Die Mitarbeiter*innen sind einer der größten Gläubigergruppen.
Für den Verlust des Arbeitsplatzes erhalten die Kolleginnen und Kollegen grundsätzlich lediglich eine Abfindung in Höhe des zweifachen Monats-Brutto-Entgelts, egal ob vier Jahre oder 40 Jahre Betriebszugehörigkeit. Dies ist dem Insolvenzgesetz geschuldet.
Um eine minimale Abmilderung zu schaffen, hat der Gesamtbetriebsrat für eine Transfergesellschaft gekämpft und bekommen. Dies soll aber nicht über die Härte, die es für die Belegschaft bedeutet hinwegtäuschen.
Filialschließungen Von aktuell 129 GALERIA-Filialen sollen 52 Filialen geschlossen werden. Ursprünglich bedroht von Schließungen waren anfangs 81 Filialen. Durch intensive Verhandlungen ist es gelungen, diese Anzahl zu reduzieren. Der Respekt und Anstand gegenüber allen Kolleginnen und Kollegen, die von einer Kündigung wegen Filialschließung betroffen sind, verbietet es, diese Entwicklung als „Erfolg“ darzustellen. In den 52 Schließungsfilialen sind aktuell 2.800 Vollbeschäftigte (hohe Teilzeitbeschäftigung) Kolleginnen und Kollegen beschäftigt. Diese Kolleginnen und Kollegen haben dem Unternehmen, trotz aller Krisen, stets die Treue gehalten.
Bei der Entscheidung zur Schließung von Filialen wurden unternehmensseitig je Standort unterschiedliche Gründe genannt. Insbesondere die Mietbelastung, der Gebäude- und Inventarzustand, der Investitionsbedarf, die Entwicklung des Wettbewerbs sowie die Bevölkerungs- und Kaufkraft-Entwicklung und die operative Performance eines Warenhauses wurden unternehmensseitig angeführt. Zudem trägt das fortschreitende
Innenstadtsterben seines dazu. Die Bevölkerung muss sich im Klaren sein, dass es nur eine attraktive Innenstadt geben wird, wenn die regionalen Einzelhändler genutzt werden.
Der Gesamtbetriebsrat hält die Entscheidung der Unternehmensleitung sowie des Insolvenzverwalters in weiten Teilen für falsch, leider konnte es nicht verhindert werden.
Service-Center Essen Der ursprünglich in dem Service-Center Essen in einem Schritt vorgesehene Personalabbau von bis zu 50% wurde unternehmensseitig auf zwei Stufen verteilt festgelegt. Im Service-Center werden in der ersten Stufe ca. 163 Vollbeschäftigte Kolleginnen und Kolleginnen jetzt ihren Arbeitsplatz verlieren. Über den Umfang des Personalabbaus in der zweiten Stufe wurde gegenwärtig unternehmensseitig noch nicht entschieden. Diese sogenannte zweite Stufe wird aus Sicht des Gesamtbetriebsrates nicht mehr zur Anwendung kommen, da unsere Fachkräfte auf dem Markt derzeit gute Chancen haben, die in großem Umfang schon genutzt werden, denn viele haben das Unternehmen schon freiwillig verlassen.
Service-Center-IT Auch in den zum Service-Center Essen zugeordneten, regionalen Service-Centern-IT (interner IT-Support) kommt es zu einem Personalabbau. Betroffen sind hier ca. 30 Vollbeschäftigte Kolleginnen und Kollegen. Die Befürchtungen seitens der Arbeitnehmervertretung, in dem Bereich einen großen Fachkräftemangel derzeit in Deutschland zu haben, wurde ignoriert. Somit setzen wir uns der Gefahr aus, keine Nachbesetzung vornehmen zu können.
Reisebereich GALERIA betreibt das Reisegeschäft in Warenhäusern, externen Reisebüros und Online. Geplant sind grundsätzlich keine Schließungen von Reisebüros. Ein Personalabbau ist nicht vorgesehen, im Gegenteil, im Reisebereich gibt es einen Einstellungs-Bedarf.
Facility-Management Im Bereich Facility-Management konnte eine vollständige Schließung, Ausgliederung und ein Verkauf abgewendet werden. Dennoch kommt es auch hier zu strukturellen Anpassungen und zu betriebsbedingten Kündigungen. Betroffen sind ca. 132 Vollbeschäftigte Kolleginnen und Kollegen.
Das uns unternehmensseitig vorgelegte Konzept hat uns nicht überzeugt. Wir befürchten, dass es durch die Beauftragung Dritter zur Erbringung bestimmter FM-Leistungen sowohl in zeitlicher als finanzieller Hinsicht zu Nachteilen für GALERIA kommt. Ähnlich wie bei der IT.
Durch die Opfer, die jetzt von vielen tausend Kolleg*innen gebracht werden, steht das Management erneut in der Verantwortung, endlich der verbleibenden Belegschaft eine längerfristige berufliche Zukunft zu garantieren. An jenen Verantwortlichen hängen nun die verbleibenden Arbeitsplätze.
Insgesamt werden somit weit über 5.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, ihren Arbeitsplatz verlieren. Dies ist ein rabenschwarzer Tag. Umso mehr, da viele Arbeitsplätze hätten gerettet werden können, wenn das Management endlich verstehen würde, dass es die besten Berater bereits vor Ort zur Verfügung hat."