Höchststände bei den Krankheitstagen wegen Atemwegserkrankungen und psychischer Leiden unter Beschäftigen in Rheinland-Pfalz haben im vergangenen Jahr für einen Rekordwert beim Krankenstand in dem Bundesland gesorgt. Das zeigt eine repräsentative Auswertung der Krankenkasse BARMER unter den bei ihr versicherten 190.000 Erwerbspersonen mit Wohnsitz in Rheinland-Pfalz.
Demnach lag der Krankenstand in dem Bundesland im Jahr 2022 bei 6,3 Prozent (2021: 4,8 Prozent, Bund: 6,2 Prozent). "Das heißt, dass an einem durchschnittlichen Kalendertag von 1.000 Beschäftigten aus Rheinland-Pfalz 63 arbeitsunfähig gemeldet waren", erläutert Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Der bisher höchste Krankenstand unter rheinland-pfälzischen Beschäftigten sei im Jahr 2019 registriert worden und habe bei 5,1 Prozent gelegen.
Atemwegsinfekte: dreimal so viele Fehltage im Job wie im Vorjahr
Laut BARMER fiel jede Erwerbsperson aus Rheinland-Pfalz im Jahr 2022 im Durchschnitt 22,9 Tage im Job wegen Krankheit aus (2021: 17,7 Tage, Bund: 22,7 Tage). Die meisten Fehlzeiten bei Beschäftigten aus dem Bundesland verursachten Atemwegserkrankungen wie Grippe, Husten und Schnupfen mit 4,6 Tagen (Bund: 4,9 Tage). Das waren fast dreimal so viele Fehltage wie im Jahr 2021 (1,6 Tage) und auch deutlich mehr als beim bisherigen Höchstwert aus dem Jahr 2018 (2,9 Tage). "Im Frühjahr des Jahres 2021 ist die typische Grippe- und Erkältungswelle ausgeblieben. Dann haben sich nach der Corona-Pandemie die Kontakte zwischen den Menschen normalisiert, was Atemwegsinfekte begünstigt hat", erklärt Kleis. Die in der Pandemie sinnvolle Entlastung der Arztpraxen durch die telefonische Krankschreibung habe dagegen nur geringen Einfluss auf die Fehlzeiten gehabt, denn sie sei auch schon im Jahr 2021 möglich gewesen.
Krankheitstage wegen psychische Leiden auf Rekordwert
Nach Berechnungen der BARMER haben im Jahr 2022 auch die Fehltage aufgrund psychischer Leiden wie Depressionen unter rheinland-pfälzischen Beschäftigten zugelegt. Sie waren demnach mit 4,1 Tagen der zweihäufigste Grund für krankheitsbedingte Fehltage von Erwerbspersonen in Rheinland-Pfalz (Bund: 4,1 Tage). Das bisherige Allzeithoch bei Tagen von Arbeitsunfähigkeit infolge seelischer Erkrankungen hatte die Krankenkasse erst im Vorjahr für die rheinland-pfälzischen Berufstätigen ermittelt (3,9 Tage). "Durch die demographische Entwicklung der Erwerbsbevölkerung und den Fachkräftemangel ist in den Unternehmen ein aktiver Umgang mit seelischen Erkrankungen unumgänglich. So führt zum Beispiel mangelnde Zusammengehörigkeit im Team nachweislich zu einer deutlichen Zunahme depressiver Verstimmungen", sagt Kleis. Vor diesem Hintergrund fiele dem betrieblichen Gesundheitsmanagement eine wichtige Funktion bei der Vorbeugung psychischer Erkrankungen zu.
Regionale Unterschiede beim Krankenstand in Rheinland-Pfalz
Die BARMER-Analyse zeigt auch teils erhebliche Unterschiede zwischen 36 Landkreisen und kreisfreien Städten in Rheinland-Pfalz mit Blick auf das Arbeitsunfähigkeitsgeschehen. So registrierten die BARMER-Statistiker in Zweibrücken mit 28,2 Krankheitstagen die landesweit höchsten Fehlzeiten je Erwerbsperson im Jahr 2022. Das waren rund zehn Tage mehr als in Mainz (18,0 Tage) mit den wenigsten Arbeitsunfähigkeitstagen in Rheinland-Pfalz. Bei den Atemwegserkrankungen verzeichnete der Donnersbergkreis mit durchschnittlich 6,1 Fehltagen im Beruf den landesweiten Höchstwert im vergangenen Jahr. Das waren über doppelt so viele wie in Pirmasens (2,9 Tage). Dort gab es in Rheinland-Pfalz die wenigsten Arbeitsunfähigkeitstage infolge von Atemwegserkrankungen pro Beschäftigtem. Bei den psychischen Erkrankungen zählten die BARMER-Statistiker im Jahr 2022 in Rheinland-Pfalz die meisten Ausfalltage je Erwerbsperson im Landkreis Ahrweiler (5,7 Tage) und damit deutlich mehr als im Eifelkreis Bitburg-Prüm (3,2 Tage) mit den landesweit wenigsten Fehltagen wegen seelischer Leiden.