Von Klaus Stein
"Die Fusion hat unser Haus gestärkt", sagte Rudolf Müller, Vorstandsvorsitzender der "Vereinigte Volksbank Kur- und Rheinpfalz" am Donnerstagvormittag anlässlich der Bilanzpressekonferenz. Es sei ein schwieriges Jahr 2019 gewesen, bei dem nicht nur die niedrigen Zinsen sondern auch die Fusion verkraftet werden musste.
Trotzdem sei man mit dem Jahresergebnis zufrieden. Müller und seine Kollegen belegten diese Aussage auch mit aus beiden ehemaligen Häusern zusammengeführten Zahlen: So überschritt die Bilanzsumme mit knapp 5,1 Milliarden Euro die Fünf-Milliarden-Grenze, was einer Steigerung von 4,9 Prozent entspricht. Die Einlagen stiegen um etwa 260 Millionen Euro auf 3,87 Milliarden Euro (37,1%) und das Kreditvolumen konnte um 215 Millionen Euro auf 3,52 Milliarden Euro (+6,0%) gesteigert werden.
Sehr erfreulich sei dabei die Steigerung der Neukredite um 8,6 Prozent auf 997 Millionen Euro, so Müller: "Wir sind verdammt zum Wachsen bei Neukrediten, um die schrumpfende Gewinnspanne auszugleichen." Durch die Niedrigzinsen sei der Spielraum kleiner geworden.
Trotz Sonderausgaben durch die Fusion könne man bei der Vertreterversammlung, die im Kongresszentrum in Frankenthal stattfinden wird, wieder eine Dividende von 4,5 Prozent vorschlagen, freute sich der Vorstandschef.
"Was machen unsere Kunden bei Negativzinsen mit ihrem Geld?" Schickte Dirk Borgartz zum Beginn seiner Ausführungen ´fragend in die Journalistenrunde und gab auch gleich die Antwort: sie legen es in Aktien an. Fast 1.000 neue Depotkonten seien 2019 eröffnet worden, verbunden mit einem guten Wachstum bei Aktienfonds. Die Volksbank sei auch im Stiftungsbereich tätig, könne mit ihrer eigenen Stiftung als Treuhandstiftung agieren. Insgesamt sei der Bereich "Assets under Management" um über 35 Prozent gewachsen.
Ursache für das gute Neukreditgeschäft seien laut Till Meßmer niedrige Zinsen verbunden mit guter wirtschaftlicher Situation der Unternehmen und der privaten Bautätigkeit. "Wir stehen für ein nachhaltiges Kreditgeschäft, verdeutlichte Meßmer.
"Wir sind bundesweit größter Abpackbetrieb für Kartoffeln und Zwiebeln", ging Mathias Geisert auf einen - zumindest für den Speyerer Teil - neuen Geschäftszweig im Bereich Agrar ein. Hauptkunde sei der Discounter Lidl. Im vergangenen Jahr konnte der Umsatz um 30 Prozent gesteigert werden. Ziel sei es, den Produktionsprozess klimaneutral zu machen. Nachhaltigkeit sei für das Bankhaus sowohl für sich selbst als auch in der Beratung ein wichtiger Faktor.
Gut lief es laut Borgartz auch beim Dienstleistungsgeschäft wobei es sich auszahle, dass die "Vereinigte Volksbank" ein allumfassender Finanzdienstleister ist.
"Das Thema Negativzins ist auch für uns eine neue Situation", bekannte Rudolf Müller. Es sei aber alternativlos, Negativzinsen zu verlangen, denn es gebe einen Trend, Geld bei der Volksbank zu parken. Müller versicherte, dass lediglich etwa fünf Prozent der Kunden mit größeren Einlagen jenseits der 100.000 Euro davon betroffen seien. Der Prozess habe bereits begonnen und man such individuell mit den Kunden das Gespräch. "Es gehen keine pauschalen Briefe raus", ergänzte Borgartz.
Der Ausbau von Filialen sei im vergangenen Jahr fortgesetzt worden und mit dem Neubau einer Regionaldirektion in Frankenthal, bei dem in Kürze die Ausschreibungsphase beginne, setze man ein Zeichen für den Standort, ergänzte Thomas Sold die Ausführungen seiner Vorstandskollegen.
Nach der Fusion liege die "Vereinigte Volksbank Kur- und Rheinpfalz" bundesweit auf Platz 11 der Genossenschaftsbanken. Mit einem Ranking von A++ sei man in der ersten Liga, wie es Winfried Szkutnik ausdrückte.
"Wir sind mit unserer genossenschaftlichen Organisation mit ihrem ganzheitlichen Geschäftsfeld sehr zukunftsfähig", zog Müller ein Fazit. "Unsere Bank kein träger Tanker sondern ein Schnellboot, das auf Veränderungen schnell und flexibel reagieren kann", merkte Borgartz an.
"Wir führen aktuell keine Fusionsgespräche", versicherte Vorstandssprecher Müller. Allerdings sei er der Überzeugung, dass der Druck zu Fusionen weiterhin vorhanden sei. (Foto: ks)