Nach wie vor steigen die Zahlen der Corona-Infizierten weiter an. Die Zahl der positiv Getesteten geht weltweit steil nach oben. Laut der Statistik der Johns Hopkins Universität sind es derzeit knapp 1,7 Millionen und über 100.000 Todesfälle. Für Deutschland werden über 120.000 Infizierte und knapp 3.000 Tote gezählt.

Auch in Speyer steigt die Zahl der mit dem Virus infizierten Personen deutlich an. Angesichts dieser Lage ist es fast schon Makaber, wenn sich im Fernsehen "Wirtschaftsexperten" zu Wort melden die davon schwadronieren, dass es bald so weiter gehen müsse wie zuvor. Da wird von Wachstum geschwafelt, das man brauche. Es gibt aber auch ernst zu nehmende Stimmen die anmahnen, dass man eben nicht zur Tagesordnung zurückkehren könne.
"Unser schicker Kapitalismus mit tödlichem Antlitz", ist ein Artikel von Eugen Ruge in der "Zeit" überschrieben. Da heißt es weiter: "Schuld an der Corona-Krise sind die Finanzoligarchie, die Politiker und wir: Denn die Globalisierung zugunsten der Oberschicht beruht auf Ausbeutung und Umweltzerstörung."
Ruge kann man nur zustimmen. Ein Wirtschaftssystem, aufgebaut auf dem Streben nach maximalem Profit, wobei die eigentliche Aufgabe von Wirtschaften zur Nebensache gerät, nämlich die Menschen mit den Dingen zu versorgen, die sie benötigen wie beispielsweise aktuell Desinfektionsmittel oder Atemschutzmasken, muss hinterfragt werden. Aus Profitgier haben Pharmakonzerne ihre Produktion von lebenswichtigen Medikamenten nach Asien verlagert. Deutsche Apotheken haben schon seit einiger Zeit Probleme, wichtige Medikamente zu bekommen.
Dass es die benachteiligten Schichten der Bevölkerung besonders hart trifft, wird derzeit in den USA deutlich. Nicht nur, dass bereits viele Millionen ihre Arbeit verloren haben, sie erkranken und sterben deutlich häufiger an Corona als die besser gestellten Amerikaner.
Die weltweiten Probleme, die uns der Raubtierkapitalismus mit seiner Wachstumsideologie beschert hat wie Klimawandel, Abholzen der Regenwälder, Verseuchung der Meere und ihrer Lebewesen mit Plastikmüll, Versiegelung der Böden, vergiftetes Trinkwasser, soziale Verwerfungen durch Digitalisierung - die Aufzählung wäre beliebig verlängerbar - bleiben auch nach der Coronakatastrophe erhalten.
Unerträglich ist auch, dass das Spiel an den Börsen weiter geht, Spekulanten bestimmen, welchen Wert ein Unternehmen hat. Auch nutzen Währungsspekulanten die aktuelle Situation, lauern darauf, Staaten in den Ruin zu treiben.
Jetzt wird deutlich, dass im Spiel der Wirtschaftskräfte der Mensch nur ein Kolateralschaden ist, wie es der Kölner Kabarettist, Moderator und Autor Christoph Sieber ausdrückt.
Wir brauchen zukünftig eine sozial-ökologische Marktwirtschaft, bei der sich der wirtschaftliche Erfolg nicht nach den Profiten bemisst, die ein Unternehmen ausweist, sondern am gesamtgesellschaftlichen Nutzen der ausgeübten Tätigkeit und wie man miteinander umgeht.
Dazu bedarf es keines Systemwechsels, denn das Grundgesetz ist auf der sozialen Marktwirtschaft aufgebaut. Eine Gemeinwohlökonomie oder die "ökologisch-soziale Marktwirtschaft" wären sogar deutlich verfassungskonformer als der weitgehend praktizierte anglo-amerikanische Neoliberalismus mit seinen ungebremsten Freiheiten vor allem für Konzerne.
Lasst uns darüber reden! (Fotomontage: ks)