Von Klaus Stein
"Das sind wilde Zeiten für den Mittelstand", meinte Peter Cornelius bei einem Expertengespräch am Freitag in Speyer. Der junge Unternehmer führt das mittelständische Hockenheimer Familienunternehmen Cornelius GmbH in der dritten Generation. Außerdem ist er im Vorstand des "Bundesverband Deutscher Wurst- & Schinkenproduzenten e.V." (BVWS).
Insgesamt stehe die gesamte Branche vor schweren Herausforderungen. Etwa die Hälfte der Verbandsmitglieder werde es wahrscheinlich Ende 2023 nicht mehr geben, schildert Peter
Cornelius die Lage. Sein Unternehmen sei allerdings so gut aufgestellt, dass es überleben werde, macht er deutlich.
Da Wurstherstellung sehr energieintensiv sei, ähnlich wie bei den Bäckereien, sei die Frage der Energiekosten ein zentraler Punkt. Bei Cornelius haben man bereits in der Vergangenheit die Weichen richtig gestellt und 1.000 Solarpanele installiert. Aktuell kämen noch einmal 600 hinzu. Der Bau eines Windrads auf dem Firmengelände im Industriegebiet "Talhaus" sei bisher an den Abstandsregeln gescheitert, es fehlten 150 Meter. Auch werde man in Stromspeichern investieren.
Bei einer neuen Verpackungsanlage habe man 50.000 Euro zusätzlich in energiesparendere Motoren investiert, was sich aber schnell bezahlt mache.
Trotzdem seien die Energiekosten von 8.000 Euro monatlich Anfang des Jahres auf aktuell 30.000 Euro pro Monat gestiegen.
"Wir hatten schon genügend Probleme durch die Corona-Pandemie", so der Unternehmer. Hinzu kämen neben der Energiekrise Preissteigerungen beispielsweise bei Gewürzen, drohende Lieferengpässe verursacht durch die afrikanische Schweinepest und auch der Fachkräftemangel sei ein Thema.
Den 35 Mitarbeitenden bei Cornelius habe er einen freiwilligen Inflationsausgleich gewährt. Es herrsche ein familiäres Verhältnis, er kenne alle gut und wisse um ihre Sorgen und Nöte.
Die sieben Millionen Euro Jahresumsatz von 2021 werde das Unternehmen in diesem Jahr halten können dank einer Preiserhöhung im März und des überschaubaren Sortiments an Wurstspezialitäten.
Peter Cornelius fordert einen Pakt zwischen Herstellern, der Politik und dem Lebensmittel-Einzelhandel. "Wir wollen, dass man nicht nur über uns spricht sondern an einem Dialog beteiligt sein" und fügt hinzu: "Es kommt mir vor, als ob ich im D-Zug auf einen dunklen Tunnel zufahren würden", beschreibt er seine Gemütslage.
Peter Cornelius ist nach eigenem Bekunden Wursthersteller aus Leidenschaft. Er sprüht förmlich vor Ideen. Eine neue Art der Wurstverpackung sehe zwar wie Folie aus, könne aber mit dem Altpapier entsorgt werden.
Auch bei der Vermarktung würden neue Wege erprobt werden wie beispielsweise beim Werksverkauf, wo es eine Aktion mit den Speyerer "Brotpuristen" geben werde. Das könne er sich auch mit Wein vorstellen.
Es sei auch kein Problem, Cornelius-Wurst in einen Automaten zu packen dank der langen Haltbarkeit. (Foto: ks/pr)