Das Gesundheitsamt Mannheim beteiligt sich in den folgenden Wochen an der Studie "Virusdetektiv" des Universitätsklinikums Heidelberg zu einer neuen Covid-Teststrategie: Mit dem in der Studie erprobten Konzept soll der Testradius bei der Kontaktnachverfolgung mit minimalem Aufwand – auch für die Kontaktpersonen eines Positiv-Getesteten – deutlich erweitert werden:
Bisher werden entsprechend der Landesverordnung lediglich enge Kontakte von positiven Personen, sowie die Haushaltsangehörigen dieser engen Kontaktpersonen vom Gesundheitsamt aufgefordert, sich mittels PCR-Test oder Schnelltest (Haushaltsangehörige der engen Kontaktpersonen) auf eine Corona-Infektion testen zu lassen.
"Die Heidelberger Teststrategie der "Virusdetektiv-Studie" gibt uns nun ein Werkzeug an die Hand, mit dem wir mit minimalem Aufwand jedem Kontakt sowie dessen kompletten Haushalt und nicht nur den engen Kontaktpersonen ein niederschwelliges Testangebot mit einem qualitativ sehr hochwertigen Test für zuhause machen können. Damit können wir die Testung bei der Kontaktverfolgung optimieren und Infektionsketten noch effektiver unterbinden", sagt die verantwortliche Abteilungsleiterin im Gesundheitsamt Mannheim, Dr. Bettina Wrede. Medizinisches Personal und zusätzliche Ressourcen seien hierfür nicht notwendig.
Beim "Virusdetektiv" kommt zum Nachweis des SARS-CoV-2-Erregers eine neue Methode zur Detektion des Viren-Erbguts zum Einsatz, die am Zentrum fu¨r Molekulare Biologie der Universität Heidelberg (ZMBH) unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Knop und Dr. Simon Anders in Zusammenarbeit mit dem Center for Integrative Infectious Diseases Research (CIID) des Universitätsklinikums Heidelberg und der virologischen Diagnostik entwickelt wurde. Das Verfahren basiert auf einer Gurgelprobe mit einer Kochsalzlösung und einem Nachweis der viralen SARS-CoV-2 RNA mittels einer isothermalen enzymatischen Reaktion im Labor. Die Methode ist ähnlich zuverlässig wie der gängige PCR-Nachweis aus einem Rachenabstrich, ist aber einfacher zu handhaben und deutlich kostengünstiger. Die Auswertung der Tests erfolgt am Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Heidelberg (ZMBH).
Gerade bei der Kontaktpersonennachverfolgung ist das Testen mit hochwertigen Tests extrem wichtig, um Infektionsketten frühzeitig zu unterbrechen. "Wenn möglichst viele vom Gesundheitsamt kontaktierte Personen und deren Haushalte mitmachen und sich testen, können sie dazu beitragen, die Weiterverbreitung von SARS-VoV-2 selbst bei weiteren Öffnungen und dem Auftreten von neuen Mutationen möglichst niedrig zu halten", betont Studienleiter Dr. Andreas Deckert vom Institut für Global Health am Universitätsklinikum Heidelberg.
Das Gesundheitsamt Mannheim appelliert daher an alle kontaktierten Personen, das zusätzliche Angebot möglichst vielen ihrer weiteren Kontaktpersonen und deren Familien zu unterbreiten und sie zu bitten, hiervon Gebrauch machen. - Denn nur so lässt sich damit ein wichtiger Zeitgewinn und Vorteil bei der Kontaktpersonennachverfolgung erzielen.
Und so funktioniert es:
Das Gesundheitsamt Mannheim wird in den folgenden Wochen jede bei der Kontaktpersonennachverfolgung ermittelte Kontaktperson telefonisch und per E-Mail nahelegen, von der Möglichkeit dieses neuartigen Tests Gebrauch zu machen. Dazu erhalten auch die nicht-engen Kontaktpersonen einen einmalig verwendbaren Bestellcode, mit dem sie auf der Internetseite der Studie (www.virusdetektiv.de) ihren gesamten Haushalt registrieren können. Um den Aufwand für die Teilnehmer*innen möglichst gering zu halten, werden ihnen die Test-Kits dann per Post zugeschickt; das Aufsuchen einer Teststation ist nicht mehr erforderlich.
Ein Test-Kit besteht aus einer ungefährlichen Kochsalzlösung zum Gurgeln. Die so gewonnene Gurgelprobe wird dann ebenfalls postalisch mit einem beigelegten, bereits frankierten Rückumschlag an das Universitätsklinikum zurückgeschickt. Ein bis zwei Tage später sind die Testergebnisse online abrufbar.
Für Fragen der Teilnehmenden steht das Studienteam per E-Mail (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!) oder über eine Telefon-Hotline (06221-546851) zur Verfügung.
Hintergrund
Die Heidelberger Studie "Virusdetektiv" ist in das bundesweite Forschungskonsortium "B-FAST" eingebunden, das einrichtungsübergreifend Strategien zur Infektionsüberwachung und -testung entwickelt und auswertet. B-FAST ist Teil des bislang einzigartigen "Netzwerks Universitätsmedizin" (NUM), dem sich alle deutschen Universitätskliniken angeschlossen haben, um ihre Forschungsaktivitäten zur Bewältigung der aktuellen Pandemie-Krise zu bündeln. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert den Aufbau des Forschungsnetzwerks zur Bekämpfung von Covid-19 mit 150 Millionen Euro. Kooperationspartner der Virusfinder-Studie unter Federführung des Instituts für Globale Gesundheit am Universitätsklinikum Heidelberg sind die Sektion Tropenmedizin des Instituts, das Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Heidelberg (ZMBH) und die evaplan GmbH am Universitätsklinikum Heidelberg.