Die vorhandenen Informationsangebote zur Deportation der jüdischen Bevölkerung Südwestdeutschlands in das südfranzösische Lager Gurs liegen seit 27. Januar, dem Internationalen Holocaust-Gedenktag, auf der zentralen Website http://www.gurs.education gebündelt vor und sind mit dem Landesarchiv Baden-Württemberg, dem baden-württembergischen Kultusministerium, der Landeszentralen für politische Bildung in Mainz und Saarbrücken, dem Bezirksverband Pfalz sowie der Stadtverwaltung Karlsruhe vernetzt.
Ein weiterer Link führt zur Gedenk- und Bildungsstätte "Haus der Wannsee-Konferenz" in Berlin, die mit finanzieller Unterstützung der südwestdeutschen Länder eine Ausstellung zum Thema Gurs erarbeitet hat. Darüber hinaus kann dort auch der neue Dokumentarfilm "Das Elend vergessen – Künstler hinter Stacheldraht in Gurs" abgerufen werden.
"Mit den neuen Angeboten wollen wir ermöglichen, dass man sich über das Schicksal der mehr als 6.000 deportierten Jüdinnen und Juden aus dem Südwesten gut informieren kann, auch wenn man nicht direkt vor Ort am Fuß der Pyrenäen ist", sagt Baden-Württembergs Kultusministerin Theresa Schopper und ergänzt: "Dies ist ein wichtiger Beitrag für eine zeitgemäße Erinnerungskultur und gerade für junge Menschen von Bedeutung." Die neue Website wurde vom Landesarchiv Baden-Württemberg im Auftrag der Länder Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Saarland sowie der Kommunen, aus denen die Deportierten stammten, erarbeitet. Das Landesarchiv hatte bereits zuvor im landeskundlichen Informationssystem eine umfangreiche Datenbank mit den Biogrammen der Jüdinnen und Juden eingerichtet (https://www.leo-bw.de/themenmodul/juedisches-leben-im-suedwesten/gurs). Auch im Saarland existiert seit 2020 mit https://gurs.saarland eine Internetseite zur Geschichte des Lagers Gurs, die entsprechende Lernmaterialien anbietet. Das Zentrum bildet eine Datenbank, die alle im Lager Gurs internierten Saarländerinnen und Saarländer verzeichnet. "Das multimediale Angebot schafft einen länderübergreifenden Zugang und verbindet das Gedenken und Erinnern an die Verschleppten und Ermordeten mit der Dokumentation und Aufarbeitung ihrer Schicksale", so Prof. Dr. Gerald Maier, Präsident des Landesarchivs.
Die Israelitische Religionsgemeinschaft Baden (IRG Baden) als Dachverband der zehn jüdischen Gemeinden im Landesteil Baden unterstützt das Vorhaben ausdrücklich. "Historische Kenntnis schafft Verbundenheit mit den persönlichen Schicksalen und stärkt das Bewusstsein für die Notwendigkeit, das Wissen zu bewahren und weiterzutragen. Deswegen ist es wichtig, dass insbesondere junge Menschen Zugang zu vertrauenswürdigen Informationen und Quellen erhalten, um sich über die Geschehnisse vor 80 Jahren in Gurs aus erster Hand ein eigenes Bild machen zu können", erläutert der Vorsitzende Rami Suliman und erklärt: "Wir danken den drei beteiligten Bundesländern, dem Landesarchiv Baden-Württemberg und insbesondere dem federführenden Kultusministerium des Landes Baden-Württemberg dafür, diesen Weg moderner Erinnerungskultur mit immer neuen Ideen unbeirrt zu gehen und auch den Erhalt der – nach jüdischem Glauben – ewigen Gräber der durch die Deportation verstorbenen Jüdinnen und Juden konsequent weiterzuverfolgen."
Auf der Internetseite sind neue Filmdokumentationen über die Gedenkstätte in Gurs und die umliegenden Lagerfriedhöfe zu sehen. Dazu kommen zwei Produktionen des Autors Dietmar Schulz, die sich mit dem Schicksal der Menschen und unter anderem mit der Musik im Lager beschäftigen – darunter sein neuer 40-minütiger Dokumentarfilm über das Leben von Künstlerinnen und Künstlern in Gurs.