"Die Pandemie durch das Coronavirus ist eine dynamische Entwicklung und wir beurteilen die Lage permanent neu - die Lage ist ernst", stellte Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler ihren Ausführungen zu neuesten Entwicklungen bei einem Mediengespräch im Stadtratssitzungssaal voran. So wird es ab dem morgigen Mittwoch ein "Abstrichzentrum" in der Halle 101 geben.

Auch werde eine überarbeitete "Allgemeinverfügung" veröffentlicht, die ab Mittwoch gültig ist. Damit würden die vom Bund und den Ländern getroffenen erweiterten Maßnahmen zur 200317 stadtspitze

Verlangsamung der Ausbreitung der Infektionen berücksichtigt. Es habe sich am Wochenende gezeigt, dass die Dramatik der Lage vielen Bürgerinnen und Bürgern nicht bewusst sei, so Seiler.
Der Landrat des Rhein-Pfalz-Kreises, Clemens Körner, nannte die Zahl von 17 positiv auf das Virus getestete Personen in der Vorderpfalz, davon vier in Speyer. Etwa die zehnfache Anzahl sei in Quarantäne. Seiler erinnerte daran, dass das Gesundheitsamt im Rhein-Pfalz-Kreises als Anlaufstelle auch für Speyer zuständig sei.
In der neuen "Allgemeinverfügung" werde unter anderem geregelt, welche Geschäfte und gastronomische Betriebe schließen müssen.
Die Ver- und Entsorgung, also Müllabfuhr, Gas-, Strom- und Wasserversorgung werde in jedem Fall gewährleistet. Auch blieben Geschäfte mit den Gütern des alltäglichen Bedarfs weiter offen.
Zusätzlich stünden Besuchsregelungen für Alten- und Pflegeheime zum Schutz der dort Lebenden in der Verordnung.
"Wir haben übers Wochenende für alle Kitas und Schulen mindestens eine Notfallgruppe organisiert", informierte die Sozialdezernentin Monika Kabs. Diese Notfallgruppen könnten von Eltern in Anspruch genommen werden, die Tätigkeiten beispielsweise bei der Polizei oder im Pflege- und Rettungsbereich ausübten. Aktuell werde dieses Angebot weniger in Anspruch genommen, erwartet worden sei.
Das kulturelle Leben sei total zum Erliegen gekommen. Deshalb sei man mit dem Land im Gespräch, um den meist freiberuflichen, in Existenznot geratenen Kulturschaffenden zu helfen.
Die Mittagstische für Senioren werden "heruntergefahren" und die psychiatrische Tagesklinik sowie die kinder- und jugendpsychiatrische Einrichtung in Speyer werden geschlossen. Auch mache man sich Gedanken über Freizeitangebote für Kinder- und Jugendliche, so Kabs.
"Wir sind seit gestern mit den zuständigen Verbänden im Gespräch, um Hilfe für in Existenznot geratene Gewerbe- und Handeltreibende zu organisieren", ergänzte Seiler.
Trauerfeiern oder Hochzeiten dürfen nur noch im kleinen familiären Kreis stattfinden. Bei Beisetzungen auf dem Friedhof kämen verschärfte Hygienevorschriften zur Anwendung.
Auch werde es bis zu den Osterferien keine Sitzungen kommunaler Gremien geben, sei in einer Telefonkonferenz mit den Fraktionsvorsitzenden gestern vereinbart worden.

Nur Menschen mit Coronasymptomen werden getestet
Es sei nicht sinnvoll, Personen ohne corona-typische Krankheitssymptome zu testen, meinte Dr. Klaus-Peter Wresch, der ärztliche Berater der Stadtverwaltung. Wer keine Symptome aufweise könnte zwar negativ getestet werden und sich darüber feuen, das Virus aber bereits in sich tragen und trotzdem daran erkranken. "Gestestet werden Personen nue, wenn sie drei Voraussetzungen erfüllten: Sie müssen Krankheitssymptome haben und einer Risikogruppe angehören oder Kontakt mit positiv Getesteten gehabt haben. Deshalb laufe ein Abstrich über den Hausarzt, der einen Termin vereinbart. Derzeit dauere es wegen der Überlastung der Labore bis zu drei Tagen, bis das testergebnis vorliegt.
Wresch ist davon überzeugt, dass in Speyer genügend Intensivbetten bereitstehen. Zu den in beiden Krankenhäusern, die für die Versorgung von etwa 150.000 Menschen zuständig seien, sei man dabei, zu den vorhandenen 40 Intensivbetten auch OP's und Aufwachräume entsprechend umzurüsten. Das sei möglich, da Operationen verschoben seien, die keine Notfälle sind.
"Wir haben uns schon früh zusammengesetzt, um der Politik Stufenpläne für Handlungsalternativen zur Verfügung zu stellen", ergänzte Stadtfeuerwehrinspecteur Michael Hopp. Es gehe darum, die Arbeitsfähigkeit der Hilfsdienste zu gewährleisten. Freiwillige Helfer*innen seien willkommen.
Feuerwehrleiter Peter Eymann sprach von Maßnahmen, die man ergriffen habe, um die Feuerwehrangehörigen vor dem Virus zu schützen. Bei Abstrichen werde die Aufenthaltszeit so kurz als möglich gehalten, etwa fünf Minuten.
Die Oberbürgermeisterin gab noch einen dringende Appell mit auf den Weg: "Halten Sie sich an die Vorgaben."

Zusatzinfos:
Am Mittwoch (10-12.30 Uhr und 13.30-16 Uhr) und Freitag (10.12.30 Uhr) wird ein Bürgertelefon für allgemeine Fragen geschaltet. Medizinische Auskünfte werden nicht gegeben.

Internetseiten mit grundlegenden aktuellen Informationen
Stadt Speyer: www.speyer.de 
Robert Koch Institut, Überblicksseite zu: COVID-19 (Coronavirus SARS-CoV-2): https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/nCoV_node.html
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, mit vielen Schutzhinweisen: https://www.infektionsschutz.de/
Aktuelle Informationen Rheinland-Pfalz des Ministeriums für Gesundheit: https://msagd.rlp.de/de/startseite/
Bundesgesundheitsminister: Tagesaktuelle Informationen zum Coronavirus: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/coronavirus.html