Vom Klaus Stein
"Wir haben immer unseren gesellschaftlichen Auftrag im Blick, Wohnungen mit guter Ausstattung zu für alle bezahlbaren Mieten zur Verfügung zu stellen." Oliver Hanneder, Geschäftsführer der städtischen Wohnungsgesellschaft GEWO ist deshalb ziemlich sauer auf die Förderung durch den Bund: "Die Förderpolitik in Berlin ist eine Katastrophe", sagt er unverblümt im Gespräch mit unserer Zeitung.

Mit der vom Land Rheinland-Pfalz sei er zufrieden, aber das reiche nicht aus. "Einerseits fordert die Politik, dass neue Wohnungen gebaut werden, aber die Bundes-Förderprogramme seien eher auf energetische Sanierung im Bestand ausgelegt, um die CO² Belastung zu vermindern." Allein beim 20-Millionen-Großprojekt St. Otto seien der GEWO deshalb 1,2 Millionen Euro flöten gegangen.
Auf dem Gelände eines ehemaligen Kindergartens in Speyer-West sollen 42 Wohnungen mit Tiefgarage neu entstehen, 20 öffentlich gefördert und 22 frei vermietbar zu einem Preis von unter zehn Euro Netto-Kaltmiete (wir berichteten).
Das sei derzeit alles nur schwer unter einen Hut zu bringen. Deshalb findet der GEWO-Chef die Kritik an diesem Projekt auch ungerecht.
Bei der Grünflächenplanung habe man sich an die Vorgaben der Stadt gehalten und auch Ausgleichspflanzungen vorgesehen.
Nach St. Otto werde es erst einmal eine Neubau-Pause geben. Sollte sich die Förderung in Berlin verbessert haben, so könnte weiter über die Waldsiedlung in Speyer-Nord nachgedacht werden: "Dort gibt es mit einem Dutzend Garagenhöfen ein schönes, bereits versiegeltes Baufeld. Auch sind zwei Häuser so marode, dass sich eine Sanierung nicht lohnt", so Hanneder.
In den kommenden fünf Jahren seien pro Jahr etwa 5,6 Millionen Euro für Instandhaltung des Wohnungsbestands und für energetische Sanierung auf den KfW 55 Standard* mit Photovoltaik noch einmal sechs Millionen Euro eingeplant. Das sei eine Verdoppelung für Maßnahmen zur Verbesserung der bestehenden Wohnungen, summiere sich auf mehr als 50 Millionen Euro.
Auch seien alle Neubauwohnungen barrierearm und bei St. Otto sechs sogar Rollstuhlgerecht.
"Mir ist es wichtig, dass unsere Mitarbeitenden morgens mit einem guten Gefühl an ihren Arbeitsplatz kommen. Er sei offen für sachliche Kritik, denn nur gemeinsam kann das Beste für das Unternehmen und die Stadt erreicht werden", betont Oliver Hanneder zum Schluss und fügt hinzu: "Zum Glück müssen wir nicht den maximalen Gewinn erzielen und können deshalb Wohnraum in einem guten Standard zu sozial verträglichen Mieten zur Verfügung stellen."

*Der KfW 55 Standard beschreibt ein Gebäude, das nur 55 Prozent so viel Energie benötigt wie ein vergleichbarer Neubau, der den maximal zulässigen Wert nach der Energieeinsparverordnung (EnEV) erreicht.