Luisa Groß-Hinderberger und Laura Castro sind sehr engagierte und zielstrebige junge Frauen. Diese Eigenschaften brauchen sie auch: Die beiden sind in der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege am Sankt Vincentius Krankenhaus in Speyer die ersten, die parallel zu ihrer Berufsausbildung in Ludwigshafen studie-ren. Jetzt haben sie ihr Examen erfolgreich abgelegt, nach drei weiteren Semestern werden sie auch ihren Bachelor of Arts im Bereich Pflege in der Tasche ha-ben.
"Es war zeitweise ein bisschen ungemütlich", beschreibt Luisa die Dreifachbelas-tung Schule, praktische Ausbildung und Studium. Ihre Kollegin Laura kann nur lachend zustimmen zu dieser "Untertreibung". Beide sind von ihrem Weg dennoch überzeugt. Sie sind durch die gemeinsame Zeit in Schule und Hochschule zu Freundinnen geworden – auch weil sie sich in ihren Haltungen sehr ähnlich sind.
Für den Pflegeberuf haben sie sich entschieden, "weil man bei dieser Arbeit etwas bewirken kann." "Ich mag das Gefühl, dass ich einem Patienten durch meine Arbeit den Tag ein bisschen besser machen kann", erzählt Luisa von sich. Und Laura, die aus einer Familie stammt, "in der alle einen kaufmännischen Beruf haben", war als Kind mehrmals im Krankenhaus: "Es waren die Schwestern, die mir geholfen haben, gesund zu werden", erinnert sie sich.
Carmen Ullmer und Martina Wohninsland von der Schulleitung sind zufrieden, dass die beiden jungen Frauen diese "Pionierarbeit" leisten: "Professionalisierung in der Pflege ist ganz wichtig", betonen sie. Durch die beiden Studentinnen sei es möglich, wissenschaftliche Aspekte direkt in den Schul- und Arbeitsalltag einflie-ßen zu lassen. "Gerade bei den Schülern können wir viel bewegen, und es ist gut, wenn wir auch wissenschaftliche Erkenntnisse direkt aus der Hochschule in den Unterricht einfließen lassen können", sagt Martina Wohninsland.
Der Schulunterricht am Sankt Vincentius Krankenhaus erfolgt in Wochenblöcken. Hinzu kam für die Studentinnen ein Tag pro Woche an der Ludwigshafener Hochschule. "Wenn wir also in der Schule einen Tag verpasst haben, mussten wir das nacharbeiten", berichtet Luisa. Aber die Mitschülerinnen haben sie immer zuverlässig mit Informationen versorgt. "Viele waren auch interessiert daran zu erfahren, was wir gelernt haben", fügt Laura hinzu.
"Wir mussten uns gut selbst organisieren", berichten beide. "Ungemütlich" wurde es eben dann, wenn Haus- und Semesterarbeiten anstanden, dazu Klausuren und Zwischenprüfungen. Künftig werden beide für das Studium ihre Arbeitszeit reduzieren. "Die Pflegedienstleitung und das Haus unterstützen diesen Weg", freuen sich die Schulleiterinnen – unter anderen durch die Übernahme der Studi-engebühren. Dennoch trafen die beiden "Pionierinnen" im Arbeitsalltag bei den Kollegen auch auf Skepsis, die teilweise die Notwendigkeit eines Pflegestudiums hinterfragen.
"Trotzdem überwiegen die positiven Rückmeldungen", sagen Luisa und Laura. Viele seien neugierig darauf, was sie gelernt haben, probieren gerne den Wis-senstransfer in die Praxis aus, und auch in den Schulalltag konnten sie viele Dis-kussionen einbringen.
Im Studium wird sich Luisa Groß-Hinderberger künftig auf den Bereich Manage-ment konzentrieren, Laura Castro auf Praxisanleitung. Sie wissen, dass ihnen danach viele Möglichkeiten offen stehen, sich beruflich weiterzuentwickeln. Aber in der Pflege werden sie bleiben, denn sie macht ihnen Freude. "Ich bin froh, wenn ich den Patienten ein Lächeln aufs Gesicht zaubern kann", erzählt Laura.
Sie wie auch Luisa sind schon jetzt von ihrer Tätigkeit geprägt: "Wir sehen hier so viel Leid und Not. Da habe ich gelernt, das Leben zu nehmen, wie es ist. Ich bin froh, dass ich die Menschen pflegen kann und nicht diejenige bin, die gepflegt werden muss." Beide lernen auch von den Patienten, die ihnen anvertraut sind, und sagen: "In der Ausbildung erhalten wir viel theoretisches Wissen, aber eben auch menschliche Kompetenzen. Wir erfahren viel aus dem Leben anderer Men-schen, nehmen das mit nach Hause und können uns so auch persönlich weiter- entwickeln."
Gefeiert wurde nach einem festlichen Gottesdienst mit allen Absolventen, Ange-hörigen, mit der Krankenhaus- und Schulleitung sowie allen Lehrern und Kollegen in der Aula des Krankenhauses.