Schon seit etwa drei Jahren ist der Stadtwald Thema bei den Speyerer Grünen: "Schon lange Zeit gibt es tiefgreifende Unstimmigkeiten zwischen der Fraktion der Grünen, der Oberbürgermeisterin und den Stadtratsfraktionen zur Behandlung des Speyerer Waldes. Bündnis90/ Die Grünen tragen seit vielen Jahren massive Überschreitungen des planmäßigen Hiebssatzes und andere eklatante Verstöße gegen das Gebot der Nachhaltigkeit vor.
Durch schwere Forstmaschinen werden Waldböden zerstört, bedrohte Tier- und Pflanzenarten vernichtet und gegen zahlreiche Grundsätze einer schonenden Waldbehandlung verstoßen, heißt es in einer Medieninformation der Grünen zum Verlust des sogenannten "FSC"-Zertifikats.
Jetzt hat die Stadtverwaltung Speyer Stellung dazu genommen. Sie weist darauf hin, dass es nicht den Tatsachen entspricht, dass der Speyerer Stadtwald aufgrund "gravierender Verstöße gegen eine nachhaltige Bewirtschaftung" vom FSC-Siegel suspendiert wurde. Es handele sich nach wie vor um ein schwebendes Verfahren, in dessen Rahmen überhaupt erst geklärt wird, ob ein Verstoß vorliegt.
Nach Auffassung der Stadt Speyer ist der geäußerte Vorwurf der nicht nachhaltigen Waldbewirtschaftung nicht gerechtfertigt.
Der in Frage stehende Waldort sei bereits im November 2018 im Rahmen eines regulären Audits durch einen Gutachter der Firma GFA Certification begangen worden, ohne, dass es zu Beanstandungen gekommen wäre. Nur ein Jahr später fand durch den selben Gutachter aufgrund des Beschwerdeverfahrens der Grünen eine erneute Begehung an selber Stelle statt, die plötzlich zu einem anderen Ergebnis gekommen sei. "Es wurde eine Abweichung vom FSC-Standard festgestellt, obwohl zwischenzeitlich - also zwischen der Begehung 2018 und der 2019 - keinerlei Hiebmaßnahmen dort stattgefunden haben. Mögliche Ursache für die unterschiedliche Beurteilung war, dass im Rahmen der Begehung 2019 gezielt eine Stelle angesteuert wurde, an der Sturmschäden einige Buchen umgeknickt und entwurzelt hatten, sodass hier eine etwas größere lichte Stelle entstanden war. Hierbei handelt es sich allerdings um ein ganz normales forstliches Risiko, das insbesondere nach Hiebmaßnahmen besteht und das niemand zu verschulden hat."
Nach Überzeugung der Stadtverwaltung konntden alle Kritikpunkte entkräftet werden – mit Ausnahme des Vorwurfs des zu hohen Holzeinschlags im Waldort III 6b, der letztlich zur Suspendierung vom FSC-Siegel geführt hat und nun abschließend geklärt wird. Man habe alle eingeforderten Unterlagen vollumfänglich vorgelegt, sodass der Fall geschlossen werden und voraussichtlich kurzfristig eine Rezertifizierung erfolgen könnte.
Künftig soll ein besonderes Augenmerk darauf gelegt werden, dass die waldortbezogenen Planansätze die betrieblichen und waldbaulichen Ziele und Grundsätze der Stadt Speyer möglichst gut abbilden und diese besser und übersichtlicher nach außen kommuniziert werden, um Missverständnissen vorzubeugen.