Von Klaus Stein
"Die Osterruhe sei in der Kürze der Zeit nicht umsetzbar gewesen", sagte Noch-Bundeskanzlerin Angela Merkel heute während einer Pressekonferenz. Das sei alleine ihr Fehler. Nach stundenlangen Corona-Beratungen in der Nacht zum Dienstag war die Frage offen geblieben, ob die beschlossene Osterruhe an Gründonnerstag rechtlich umsetzbar ist.

"Die neue Corona-Variante ist tödlicher und ansteckender", hatte Merkel noch am Dienstag die neuen Corona-Beschlüsse begründet. Recht hat sie. Warum es jetzt zu diesem Hin und Her kommt, liegt an der Panik der Unions-Granden angesichts rapide sinkender Umfragewerte. Nach den Wahldebakeln in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz herrscht Alarmstimmung bei den Schwarzen.
Zwar begrüßt ein großer Teil der Bevölkerung nach wie vor strengere Regelungen, um die 3. Welle zu brechen, aber eine lautstarke Minderheit drängt mit Unternehmensverbänden auf Lockerungen, ungeachtet der inzwischen über 75.000 Corona-Toten in Deutschland. Da scheint der Union ein möglicher Erfolg bei der Bundestagswahl wichtiger als die Gesundheit der Bevölkerung.
Speyer liegt laut Robert-Koch-Institut am Mittwoch bei einer 7-Tage-Inzidenz von 118,7. In Mannheim und Ludwigshafen mit einer Inzidenz von über 150 gibt es wieder nächtliche Ausgangssperren.
Der oft gescholtene Virologe Prozessor Karl Lauterbach wird schon seit Wochen nicht müde, auf solch eine Entwicklung angesichts von "Lockdowns Light" hinzuweisen. Er sieht in diesem inkonsequenten Handeln einen Schrecken ohne Ende.
Es sind nicht die strengen Maßnahmen, die die Bevölkerung zunehmend auf die Palme bringt, sondern das "rein in die Kartoffeln - raus aus den Kartoffeln".
Auch ist es kaum nachvollziehbar, dass zwar Urlaub und Party am Ballermann auf Mallorca erlaubt, Inlandsreisen, selbst mit ausgefeilten Test- und Hygienestrategien, verboten sind.