Der bekannte Architekt und Bildhauer Gottfried Böhm verstarb am 9. Juni im Alter von 101 Jahren. Der international hoch geschätzte Böhm galt als bedeutender Architekt der Moderne, wurde als erster Deutscher mit dem Pritzkerpreis ausgezeichnt, die weltweit wichtigste Architekturauszeichnung. Er hat auch in Speyer seine Spuren hinterlassen. So hat er den Stadtumbau, die Neugestaltung der Maximilianstraße geplant.

Das "Brezelhäuschen" am Postplatz ist ein Geschenk des Bildhauers Böhm an die Stadt und gilt deshalb als Kunstwerk.
Sein Entwurf für den Prospekt der neuen Domorgel wurde in Fachkreisen heiß diskutiert: "Gottfried Böhm, damals auch schon über 90 Jahre alt, ließ es sich nicht nehmen, das Entstehen der neuen Orgel zu begleiten und viele Detailfragen, zum Beispiel auch im Bauaufzug in gut 20 Metern Höhe direkt vor der Orgelfassade stehend, zu klären", erinnert er sich an die Umsetzung der Pläne. Das dominierende Gestaltungselement der "Klangskulptur" sei die Zinnpfeife. "Entstanden ist ein Kraft und Eleganz vereinendes singuläres Gesamtkunstwerk des 21. Jahrhunderts, welches als eigenständiges Element im Raum in einem spannenden Bezug zur Architektonik steht", würdigt Christoph Keggenhoff, Leiter des Referats Orgelbau des Bischöflichen Ordinariats, das Werk in einer Medieninformation. Die Entwürfe von Gottfried Böhm seien anfangs im Kreis von Orgelfreunden sehr kontrovers diskutiert worden. "Um die Kritiker von damals ist es heute sehr still geworden und die Domorgel ist ein beliebtes Fotomotiv vieler Dombesucher aus nah und fern", stellt Keggenhoff in einer Medieninformation des Bistums fest.
Gottfried Böhm, der in Offenbach geboren wurde und in Köln aufwuchs, war der Sohn des Kirchenbauers Dominikus Böhm (1880-1955). Als sein Hauptwerk gilt die zerklüftete Beton-Wallfahrtskirche in Neviges, die noch lange nach ihrer Eröffnung 1968 polarisierte. Sie erhielt bald den Beinamen "Gottesgebirge". Böhm schuf mehr als 50 Sakralbauten. Böhm hat fast nur in Deutschland gebaut, aber er wurde international wahrgenommen.