Von Klaus Stein
Ein weiterhin düsteres Bild zeichneten Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler und die Teilnehmer*innen des wöchentlichen Mediengesprächs zur der Corona-Lage in Speyer und der Region. Dabei seien die aktuellen Zahlen zur Inzidenz und der Hospitalisierungsrate wahrscheinlich nicht auf dem Laufenden. Das Gesundheitsamt sei so überlastet, dass die Daten bis zu zwei Wochen zurückliegen könnten, sagte Dr. Cornelia Leszinski, Chefärztin im St. Vincentiuskrankenhaus.

Ebenso wie die Oberbürgermeisterin sprach sie von einem "Nadelöhr" bei den PCR-Testungen. Da sei man im Testzentrum, aber auch bei den Laboren, völlig überlastet, sodass vermutlich eine nicht unerhebliche Zahl an Infizierten herumliefen, die nichts von ihrer Infektion wüssten und andere ansteckten. 40 Prozent der Getesteten seien positiv, doppelt so viele wie im Bundesdurchschnitt, so Leszinski. "Wer positiv getestet wurde soll nicht auf den Quarantänebeschluss des Gesundheitsamts warten sondern sich freiwillig sofort in Quarantäne begeben. appellierte Leszinski.
"Alle Intensivstationen der Region haben keine freien Kapazitäten mehr und die Lage wird von Tag zu Tag schlechter", so die Ärztin. Als Grund gab sie neben mehr Corona-Kranken auch den Personalmangel an. Wegen Dauer-Überlastung müsste sich immer mehr Intensivpersonal krank melden. Eine Lösung für dieses Dilemma sah die Medizinerin nicht.

Hohe Dunkelziffer
"Es scheint bei der Inzidenz so, als ob ein Plateau erreicht sei und die Zahlen nicht mehr zunehmen würden." Dr. Klaus-Peter Wresch relativierte seine Aussage, denn durch die Überlastung der Gesundheitsämter und der Labore sei ein verzerrtes Bild entstanden, gebe es vermutlich eine hohe Dunkelziffer.
Die Impfbereitschaft sei in Speyer groß, wusste der für Katastrophenschutz in der Domstadt zuständige Peter Eymann. Bei der ersten Station des Impfbusses am Donnerstag auf dem Berliner Platz hatte sich eine lange Schlange gebildet. Bereits um sechs Uhr in der Früh seien die ersten Ompfwilligen vor Ort gewesen. Insgesamt 449 Personen hätten eine Spritze bekommen, davon seien 168 Erstgeimpfte, 37 mit Zweitimpfung und 244 hätten eine Boosterspritze erhalten, informierte Eymann.
Geplant sei ein "Drive-In-Testzentrum". Hier liefen die Planungan auf vollen Touren. Das gelte ebenso für die Impfstation im Stiftungskrankenhaus. Dort würden allerdings bis zum 11. Dezember besonders schützenswerte Menschen in prekärer sozialer Lage versorgt werden, beispielsweise Nutzer der "Tafel" oder der Kleiderkammer. Danach sei es offen für Jedermann/frau. Für die über 30-Jährigen werde Moderna, für die unter 30-Jährigen Biontec-Pfizer verimpft.
Eymann appellierte, nicht im Umfeld des Stifts zu parken sondern am Dom oder Festplatz.
Auch die Schnellteststellen sollen ausgebaut werden. So sei am heutigen Freitag nahe des Postplatzes eine in Betrieb gegangen.
Mit bis zu zehn Mitarbeitenden täglich seien bisher auf dem Weihnachtsmarkt Kontrollen durchgeführt worden, wusste Dirk Bachmann vom Ordnungsamt. Insgesamt seien 1.300 Personen kontrolliert worden. Fast alle hatten einen vollständigen Impfschutz und auch die Maskenpflicht sei weitgehend eingehalten worden. Hinweise auf falsche Impfzertifikate habe es keine gegeben.
Trotzdem sei es richtig gewesen, den Weihnachtsmarkt bereits um 18 Uhr zu schließen, denn vor allem ab 16 Uhr sei er sehr stark frequentiert. "Das hat uns etwas Luft verschafft", drückte es Bachmann aus. Auch begrüßte er die von der OB angekündigte Schließung an den kommenden Sonntagen.

Surreales Bild
"Wir sind und bewusst, dass es ein surreales Bild ist, wenn auf der einen Seite Menschen auf den Intensivstationen mit dem Leben ringen und andererseits sich auf dem Weihnachtsmarkt vergnügt wird", verdeutlichte die Stadtchefin das Dilemma. "Wir haben viel darüber diskutiert und uns die Entscheidung nicht leicht gemacht. Letztlich wollten wir vor allem den in den zurückliegenden Monaten gebeutelten Familien eine Möglichkeit geben, für kurze Zeit Spaß zu erleben", so Seiler.
Allerdings kündigte sie an, dass der Weihnachtsmarkt in keinem Fall bis zum 9. Januar laufen sondern vorzeitig abgesagt werde. (Foto: ks)