Von Klaus Stein
"Was wir hier machen ist Neuland für uns, ein kleiner archäologischer Schatz." Mit sichtlicher Begeisterung erläuterten bei einem Termin vor Ort Helmut Stickl, Leiter des Sachgebiets Grabungstechnik bei Landesarchäologie in Speyer und Uli Meyer, Ausgrabungsleiter in der Engelsgasse, welche Erkenntnisse sie gewonnen haben. Seit November 2018 können die Archäologen im Zuge einer Abwasser-Kanalverlegung für das Bistum Speyer im Bereich Engelsgasse-Kleine Pfaffengasse auf einer Länge von 80 bis 100 Meter den Untergrund erforschen.

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Das Besondere sei, dass der Untergrund in der Engelsgasse seit 2.000 Jahren nicht gestört ist, also unverändert blieb, da es immer eine Straße war. Zur Römerzeit sei dort eine Wohnsiedlung gewesen und im Laufe der Jahrtausende hätten nachfolgende Generationen das Areal immer wieder planiert und aufgefüllt, sodass die Römerfunde in zirka 3.40 Metern Tiefe zu finden seien. Das entspreche in etwa der Schachtsohle für die Kanalrohre, tiefer gehe man nicht, so Stickl.
"Das ist für uns Neuland gewesen, in einem nur 1,50 Meter breiten Schacht zu arbeiten, ein Pilotprojekt", sagte Meyer. Es funktioniere aber prima, versicherte er.
Schade sei nur, dass man einige "Raubschächte" gefunden habe, so dass eine Hypokaustenheizung, eine römische Fußbodenheizung, nur noch in Resten vorhanden gewesen sei. Die Menschen im Mittelalter hätten dierömischen  Ziegelsteine als Baumaterial verwendet. Verwundert sei man über den guten Erhaltungszustand von Holzfunden, denn normalerweise seien die vermodert.
Spektakuläre Funde habe man nicht erwartet, so Stickl. Die Scherben von Tongefäßen seien aber trotzdem wichtig für die Datierung der einzelnen Bodenschichten. Er erhoffe sich tiefergehende Erkenntnisse von Häuserfluchten und damit ein besseres Verständnis des Aufbaus der römischen Siedlung, denn auf eine solche Länge werde selten ausgegraben.
Mit einer Spezialkamera würden alle Ausgrabungsdetails dokumentiert und die vielen kleinen Bilder am Ende zu einem großen zusammengefügt. Das werde man der Öffentlichkeit präsentieren.
Zusätzliche Erkenntnisse erwartet Stickl sich von einer Doktorarbeit, denn ein in München Studierender wolle über diese Ausgrabung, die bis Ende Oktober abgeschlossen sein soll, promovieren. (Fotos: ks)