Von Klaus Stein
"Mehr Aufenthaltsqualität für die Menschen." Unter diesem Oberbegriff lässt sich das Kredo des Speyerer Stadtentwicklers und Leiter des Fachbereichs 5 der Stadtverwaltung "Stadtentwicklung, Bauwesen", Robin Nolasco. Im Gespräch mit speyer-info wird er nicht müde zu betonen, dass seiner Überzeugung nach erfolgreiche Stadtentwicklung nur gemeinsam mit den betroffenen Menschen möglich ist.

Ein weiterer Begriff, der sich wie ein roter Faden durch seine Aussagen zieht, ist "proaktiv", also "vorausplanend und zielgerichtet" - in der Architekten- und Planer Szene so etwas wie ein Modewort.
Was er dann an Projekten ausbreitet, wird diesem Anspruch voll gerecht. So sollen Ideen, entstanden im Zusammenhang mit der Bewerbung um die Landesgartenschau, teilweise umgesetzt werden. Als Beispiel nannte er ein Parkhaus zwischen Naturfreundehaus und Rheinbrücke, als wichtigen Baustein bei der Verkehrswende. Eingebettet soll es in ein "Freiraum-Entwicklungskonzept" sein. Dazu zählen die Umgestaltung von innerstädtischen Plätzen unter dem Aspekt der Bewältigung von Folgen des Klimawandels. Aktuell wurden in der letzten Sitzung des Bau- und Planungsausschusses Möglichkeiten vorgestellt, um den Klima-Hotspot Innenstadt anzugehen.
"Wir denken bei unseren Planungen gesamtstädtisch", skizzierte Nolasco die veränderte Herangehensweise. Fast revolutionär ist es, dass zukünftig projektbezogen und interdisziplinär (Bereichsübergreifend) gearbeitet werden soll. Koordinieren wird das ein neuer Mann, Björn Freitag. Er besetzt seit einigen Wochen die Stabsstelle "Strategische Stadtentwicklung und Zukunftsfragen".
Als Vorbild nannte Nolasco die dänische Hauptstadt Kopenhagen, die als Beispiel für nachhaltige Stadtentwicklung gilt. Dort fahren 62 Prozent mit dem Fahrrad und 21 Prozent mit den öffentlichen Verkehrsmitteln.
Die Umgestaltung des Postplatzes ist für den Stadtplaner deshalb nicht der Endpunkt sondern eine Zwischenstation hin zur Ausweitung des Innenstadtbereichs bis zur Gedächtniskirche und in der anderen Richtung zum Bahnhof hin, heute am Randbereich der Innenstadt gelegen.
Er weiß auch, dass weitere Bodenversiegelung, auch wenn sie den hehren Zweck des Wohnungsbaus dient, nicht mehr akzeptabel ist.
Bei einem Wohnungsbau-Großprojekt, der "Waldsiedlung", einem GEWO-Quartier in Speyer-Nord, bei der durch Nachverdichtung relativ günstiger Wohnraum entstehen in Planung ist, sollen auf derzeit für Garagenhöfe genutzte Flächen für Wohnbauten errichtet werden.
Mit einem Mobilitätkonzept, das Bus und Carsharing sowie Fahrrad- Infrastruktur vorsieht, die Autos am Rand des Quartiers bleiben sollen, ergänzt durch Paket-Verteilstationen, könnte ein Zukunftsquartier entstehen.
Auch eine "Herzensangelegenheit" der Speyerer, die weitere Nutzung des ehemaligen Stiftungskrankenhauses, soll im kommenden Jahre mit Schwung angepackt werden. In diesem Zusammenhang sieht er die auch Umgestaltung des Königsplatzes.
Robin Nolasco weiß aber auch, dass es im Bereich Wohnungsbau einige Unbekannte gibt. So sei in großen Städten bereits die Umdeklarierung von Büros in Wohnungen in vollem Gange Stichwort Homeoffice. In welchem Umfang das die Domstadt betreffen werde, sei noch nicht abzusehen. Auch die Preissteigerungen ließen Bauprojekte stocken.
Probleme könnte auch der Mangel an Verwaltungs-Fachpersonal machen. Der Markt sei ziemlich leergefegt, weiß der oberste Stadtplaner.
Unwägbarkeiten gebe es bei der Entwicklung der kommunalen Finanzen in Zeiten von Pandemie und des Ukraine-Kriegs.
In der Summe kann das, was Nolasco vorgetragen hat, nicht weniger als ein großer Wurf werden in Geschichte der über 2.000 Jahre alten Stadt. Die Rückendeckung der Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler (SPD) habe er, wie er betont. Sie stehe auch für öffentliche, transparente Verfahren. (Foto: ks)