Klimaneutral zu arbeiten, das ist das Ziel der Firma Rohr in Waldsee. In den Stadtwerken Speyer (SWS) fand das Kieswerk dafür den optimalen Partner. Gemeinsam geplant und mit der Intech Clean Energy (Kehl-Auenheim) umgesetzt, wurde das erste Projekt dieser Art im Rhein-Pfalz-Kreis – eine Photovoltaikanlage auf dem Baggersee.
Katrin Eder, Ministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität des Landes Rheinland-Pfalz folgte der Einladung zur Besichtigung mit großem Interesse und Begeisterung.
In vierter Generation führt Axel Rohr das 95 Jahre alte Unternehmen in der Gemeinde Waldsee, das sein Ur-Großvater gründete. Sein Sohn – ebenfalls mit Namen Axel – steht schon bereit, die Geschäfte einmal zu übernehmen. "Wir arbeiten sehr energieintensiv", sagte Inhaber bei der Vorstellung seines Betriebs. Genau deshalb sollte durch den Einsatz Erneuerbarer Energien ein Zeichen gesetzt werden.
Die Idee zur schwimmenden PV-Anlage brachte Rohr-Prokurist Robert Gard ein. "Ich habe den Vorschlag sofort aufgegriffen und wollte gleich zur Tat schreiten ", betonte Axel Rohr. Bei der Frage nach dem Projektsteuerer kamen die SWS ins Spiel.
Betrieb auf Anlage angepasst
"Es ist toll, dass das Unternehmen bereit war, seinen Betrieb auf die jeweilige PV-Ausbeute anpassen und dadurch den Nutzen steigern", stellte Stadtwerke-Geschäftsführer Wolfgang Bühring auch vor den politischen Vertretungen aus der Verbandsgemeinde Rheinauen, aus Waldsee und Speyer heraus. Bühring erklärt, dass der Reststrom, den das Kieswerk jetzt noch benötigt, von den SWS gezielt am Spot-Markt eingekauft wird. Mit Eigenverbrauch und Beschaffung nach Prognosen profitiere der Kunde.
Denkbarer Benefit für Gewässer
"Wir belegen keine kompletten Seen, sondern maximal zehn bis 14 Prozent, um auch Naturschutzbelange und Abstandsregeln einzuhalten", unterstrich Bühring. Bedenken, dass das "Überdachen" von Seen Probleme mit sich bringen könnte, sind Ministerin Katrin Eder bekannt. "Innovationen wie diese PV-Anlage auf dem See werden wissenschaftlich begleitet, um Rückschlüsse ziehen zu können", meinte sie dazu. Man ginge sogar davon aus, dass die Solarmodule ein Benefit für das Wasser sein können. Die Begründung: "Die Gewässer werden im Zuge des Klimawandels zu warm, so dass sich ein Schattenspender positiv auswirkt."
Die Ministerin unterstrich an mehreren Stellen ihres Besuchs, dass es sehr wichtig sei, bürokratische Hürden für solche innovativen Projekte abzubauen und Genehmigungsverfahren zu verkürzen. Besonders Fragen zur Optik – schön oder nicht – solle man angesichts der dringlichen Notwendigkeit des Ausbaus Erneuerbarer Energien nicht in den Fokus stellen. Dass die schwimmende Anlage sogar sehr ästhetisch wirkt, davon konnten sich die Teilnehmenden des Treffens direkt vom Boot aus überzeugen.
380.000 Kilowattstunden für Regionalstrom
Die Anlage auf der Schlicht hat eine Fläche von 6800 Quadratmetern und erzeugt jährlich 850.000 Kilowattstunden Solarstrom – eine Menge, die etwa 280 Einfamilienhäuser versorgen und 580 Tonnen CO2 einsparen könnte. 380.000 Kilowattstunden Strom aus der Anlage fließen laut Wolfgang Bühring ins Direktmodell Regionalstrom der SWS. Das ist eine Lösung, die Katrin Eder imponiert. "Für die Menschen vor Ort ist genau das spannend: Strom zu beziehen, der vor der eigenen Haustür optisch wahrnehmbar erzeugt wird", betonte die Ministerin.
Zusammenarbeit und Wissenszuwachs
Hansjörg Vollmer, Seniorchef der Intech GmbH, äußerte sich erfreut über die Zusammenarbeit mit den beiden Partnerunternehmen und dankte dafür, dass die Entscheidung auf seine Firma als regionaler Dienstleister gefallen ist. "Die Teile, die bei uns zum Einsatz kommen, sind überwiegend in Deutschland hergestellt", machte Vollmer deutlich. Wichtig sei es, ergänzte Wolfgang Bühring, sich als traditioneller Energieversorger das Knowhow der Fachleute anzueignen. Regenerativ erzeugen und intelligent verteilen, das seien die Zeichen der Zeit.
Hochzufrieden ist Axel Rohr mit der Leistung, die die schwimmende PV seit Inbetriebnahme am 5. April bringt. Angesichts der Erfahrung folgt das zweite Projekt auf dem Fuß: Noch im laufenden Jahr soll im Kieswerk Bensheim eine solche Anlage installiert werden und danach wird in der Schlicht vergrößert. (Foto: sws)