"In Zusammenarbeit mit der RPTU Kaiserslautern-Landau und der Firma Zahnen aus der Eifel haben sich die Entsorgungsbetriebe Speyer auf einen besonders innovativen Weg zu besserem Gewässerschutz made in RLP begeben: Investitionen in eine moderne Abwasserreinigung sind in vielerlei Hinsicht wichtige Investitionen in die Zukunft. Effizient und effektiv arbeitende Kläranlagen dienen vor allem dem Schutz unseres Wassers und leisten vielerorts einen wertvollen Beitrag zur Energiewende und damit auch zum Klimaschutz.
Mit der nun in Betrieb genommenen Pilotanlage und der Machbarkeitsstudie für eine vierte Reinigungsstufe auf der örtlichen Kläranlage sind die Entsorgungsbetriebe Speyer auf dem richtigen Weg, die Möglichkeiten zur Reduzierung von Stoffeinträgen in unsere Gewässer zu prüfen, die insbesondere aus der Herstellung und Verwendung pharmazeutischer, industrieller und kosmetischer Produkte resultieren", sagte Klimaschutzministerin Katrin Eder heute in Speyer. Dort überreichte Sie einen Bescheid über 200.000 Euro. Mit den Geldern unterstützt das Land den von der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität (RPTU) Kaiserslautern-Landau wissenschaftlich begleiteten Pilotbetrieb auf der Kläranlage Speyer.
Bei dem Projekt testen die Entsorgungsbetriebe der Stadt Speyer gemeinsam mit der Firma Zahnen Technik GmbH ein innovatives Verfahren zur Entfernung anthropogener Spurenstoffe, wie beispielsweise dem Schmerzmittel Diclofenac aus dem kommunalen Abwasser. Neu sind dabei eine innovative Filtertechnik sowie die spezielle modulare Containerbauweise der Reinigungsstufe. Diese ermöglicht einen flexiblen Einsatz und Betrieb ohne aufwändige bauliche Maßnahmen. Im Erfolgsfall eine potentielle Lösung, die sich vor allem für vergleichsweise kleine Kläranlagen anbietet – in Rheinland-Pfalz aber auch überall auf der Welt. Entfernt werden die Spurenstoffe durch die Zugabe von Pulveraktivkohle und einem Fällmittel. Dabei bindet die Aktivkohle die Schadstoffe. Durch die Zugabe eines Fällmittels flockt die Aktivkohle aus und wird zusammen mit den gebundenen Schadstoffen mittels innovativer Technik aus dem Abwasser gefiltert.
"Wir sind sehr stolz, dass wir in Rheinland-Pfalz mit dem vom Klimaschutzministerium finanziell unterstützten Umwelttechnologie-Netzwerk Ecoliance ein Netzwerk haben, in dem Unternehmen aus der Umweltbranche unterstützt durch wissenschaftliche Begleitung unserer Hochschulen mit kommunalen Unternehmen in Rheinland-Pfalz
Umwelttechnologien ausprobieren und umsetzen können, die schädliche Umweltauswirkungen reduzieren sollen. Das Projekt hier in Speyer ist dafür vorbildlich", lobte Eder.
Dazu erklärte Jürgen Wölle, Werkleiter der Entsorgungsbetriebe Speyer: "Mit dem Pilotbetrieb der Anlage der Firma Zahnen Technik GmbH auf der Kläranlage Speyer fördern die Entsorgungsbetriebe Speyer den Wirtschaftsstandort Rheinland-Pfalz und die Entwicklung innovativer Verfahrenstechniken und -konzepte. Wir sind stolz, mit unserem Einsatz auch andere beflügeln zu können."
Dies ergänzend sagte Beigeordnete Irmgard Münch-Weinmann: "Der Schutz der Ressource Wasser ist Daseinsvorsorge. Seit 2010 ist das Recht auf Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitäre Versorgung ein anerkanntes Menschenrecht. Die Elimination von anthropogenen Spurenstoffen zum Beispiel aus Arzneimitteln aus dem kommunalen Abwasser in der Speyerer Kläranlage der EBS leistet dazu einen wichtigen Beitrag. Durch die Unterstützung geht es nun voran."
Eder: Thema Spurenstoffe rückt europaweit in den Fokus
Bei ihrem Besuch auf der Kläranlage unterstrich Katrin Eder, dass in den vergangenen Jahren in Rheinland-Pfalz mit finanzieller Unterstützung des Landes große Anstrengungen unternommen wurden, durch verfahrenstechnische Optimierungen die Phosphoreinträge noch weiter zu reduzieren: "Mehr als 92 Prozent der Phosphorfrachten werden heute in den Kläranlagen zurückgehalten. Die Entwicklung der europäischen Gewässerschutzpolitik geht aber weiter. Mit der beabsichtigten Neufassung der EU-Kommunalabwasserrichtlinie rückt das Thema Spurenstoffe europaweit in den Fokus."
Die Vermeidung von Spurenstoffeinträgen ins Abwasser bei der Herstellung oder der Anwendung von Spurenstoffen sei dabei ein wichtiger Grundsatz, habe allerdings ihre Grenzen und mache sogenannte End-of-pipe Maßnahmen wie beispielsweise eine vierte Reinigungsstufe in ausgewählten kommunalen Kläranlagen erforderlich. Auch wenn die sich aus der Neufassung der Kommunalabwasserrichtlinie ergebenden Fristen und der Geltungsbereich zur vierten Reinigungsstufe noch nicht endgültig feststünden, sei klar, dass neue Anforderungen auf bestimmte Kläranlagen zukommen, so die Ministerin.
"Ich bin zuversichtlich, dass das Pilotprojekt hier in Speyer wichtige Erkenntnisse liefert, die zu einer weiteren Verbesserung auch der Qualität des Rheins führen und hoffentlich auch auf die Spurenstoffelimination anderer Kläranlagen übertragen werden können. Die gewählte modulare Containerbauweise ist ein interessanter Ansatz, der sich nun beweisen kann", betonte Eder abschließend. (Foto: sws)