Von Klaus Stein
Als sehr informativ werteten die Besucher der gut besuchten Veranstaltung "Leben in Speyer - Stadtentwicklung Gestern und Heute" mit dem Architekten und Stadtplaner Professor Stephan Böhm die Ausführungen des Referenten. Vor allem die zahlreich anwesenden Mitglieder des Stadtrats sahen es für ihre Entscheidungsfindung als Hilfreich an, was sie an diesem Abend sahen und hörten.

Mit viel Liebe zum Detail und spürbarer Begeisterung für die Domstadt zeigte der Stadtplaner auf, wie es zu den Plänen durch das Büro Böhm vor etwa 35 Jahren gekommen ist.
Nach einer kurzen Einführung durch die Veranstalter vom Zukunftsforum verdeutlichte Stephan Böhm die Einmaligkeit Speyers, denn es gebe keine historische Stadt, die so akkurat durch eine Prachtstraße in der Mitte geteilt sei. Eigentlich müsse man die Korngasse und die Maximilianstraße als Einheit sehen, bei der die Häuser dazwischen wie eine Insel seien. Dieses Alleinstellungsmerkmal mache eine sensible Herangehensweise zwingend.
Als sie sich Speyer unter dem Aspekt der Planung in den 1980er Jahren ansahen, sei nicht gleich aufgefallen, dass es neben der Beziehungsachse Alte Münz und Dom eine zweite Achse Altpörtel/Dom gibt. Das sei kein Zufall, sondern bewusst so gemacht worden. Diese Achse mit dem unverbauten Blick gebe es seit 1.000 Jahren.
Der Referent zeigte ein Schreiben des Landesdenkmalamtes, in dem sie Speyerer Innenstadt als "Denkmal" eingestuft ist und der freie Blick zwischen Altpörtel und Dom in keinem Fall beeinträchtigt werden darf.
Somit würde die Begrünung mit alleeartigen Bäumen nicht in Frage kommen.
Eine vom veranstaltenden Zukunftsforum in die Diskussion eingeführte Wasserrinne zwischen Altpörtel und alter Münz, gespeist durch den unter der Innenstadt fließenden Speyerbach, sah der Stararchitekt als gute und praktikable Lösung zur Kühlung an. Es habe früher tatsächlich zwei Rinnen gegeben, sodass auch ein historischer Bezug gegeben sei. Diese Rinnen seinen in die Planungen eingeflossen.
Es sei auch durchaus möglich einige Bäume zu pflanzen, beispielsweise auf dem Platz am Altpörtel. Zur Beschattung der Maximilianstraße müssten andere Lösungen her, beispielsweise Sonnensegel. Auch könnten größere Markisen etwas bewirken.
Bei den vom Zukunftsforum angesprochenen Sitzbänken war der größte Teil der Veranstaltungsteilnehmer der Meinung, dass die vor 35 Jahren installierten Sitzbänke einen besonderen Charme haben. Sie gehörten für kleines Geld aufgearbeitet. Andere Bänke wären Stilbruch.
Der Postplatz sei der Übergang von der historischen Altstadt zur Neustadt. Die Eingriffe im das denkmalgeschützte ehemalige Postgebäude durch eine große Terrasse und einen Außenaufzug bezeichnete Böhm vorsichtig als unsensibel. Harschere Kritik kam aus den Reihen der Stadtratsmitglieder.
Zur Brezelhäuschen genannten Pyramide, die er als seine Kreation outete, hatte man sie bisher seinen Vater zugeschrieben, sagte der Kölner, dass es eigentlich einen zentralen Standort hätte haben sollen. Irgendwie sei es aber an den Rand gerutscht. Auch dort sei gegen Bäume nichts einzuwenden. Allerdings sah er wenig Spielraum für eine Begrünung. Vorstellen könnte er sich einen sprudelnden Brunnen, wie es sie in südlichen Ländern gebe.
Angesichts des rasant steigenden Klimas bei uns werde man nicht umhinkommen, unsere Lebensgewohnheiten zu ändern: "In den südlichen Ländern käme niemand auf die Idee, in der Mittagshitze ohne Not aus dem Haus zu gehen." (Fotos: ks)