Von Klaus Stein
Von einem "Meilenstein" sprachen der ehemalige Oberbürgermeister Werner Schineller und die aktuelle Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler anlässlich der Präsentation der prämierten Planungsentwürfe aus dem Architektenwettbewerb für den Erweiterungsbau des Historischen Museums der Pfalz. Stiftungsvorstandsvorsitzender Schineller machte deutlich, dass es mehrere Herausforderungen zu meistern galt:
"Zum einen Beachtung des unter Denkmalschutz stehenden Altbaus des Architekten Gabriel von Seidl aus dem Jahr 1910. Dabei kommt der Höhe und der Gestalt sowie der Fassadengestaltung des neuen Erweiterungsbaus gegenüber dem historischen Altbau eine besondere Bedeutung zu."
Es werde mindestens noch acht Jahre dauern, bis die Pläne realisiert seien, schätzte Schineller. Kostenschätzungen könnten erst gemacht werden, wenn genau festgelegt sei, wie der Bau konkret aussehen soll. Deshalb würde im nächsten Schritt geprüft werden, wie die Erfordernisse des Museums mit den Plänen in Einklang gebracht werden können. Er sei jetzt seit zehn Jahre Direktor und von Beginn an sei der marode, feuchte Anbau Thema gewesen", sagte Alexander Schubert.
Den ersten Preis des Planungswettbewerbs für den Erweiterungsbau erhält das Architekturbüro Wandel Lorch Götze Wach GmbH aus Frankfurt am Main. Diesen und zwei weitere Preisträger hatte das Preisgericht unter dem Juryvorsitz von Kunibert Wachten, Professor für Städtebau und Landesplanung und Architekt aus Dortmund, sowie sechs Fachpreisrichterinnen und -richter, darunter die stellvertretende Vorsitzende des Gestaltungsrates der Stadt Speyer, Edda Kurz aus Mainz, Professor Ulrich Königs aus Köln, Erhard Botta aus Darmstadt, Oskar Spital-Frenking aus Lüdinghausen und Jürgen Hill aus Mainz sowie fünf Sachpreisrichterinnen und -richter, darunter die Speyerer Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler, Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder, Oberbürgermeister a.D. Werner Schineller, Denise Gerner von der städtischen Denkmalpflege und Museumsdirektor Alexander Schubert gemeinsam mit weiteren Beraterinnen und Beratern aus insgesamt 12 Wettbewerbsbeiträge prämiert.
Den zweiten Preis erhielt das Architekturbüro Nieto Sobejano Arquitectos GmbH aus Berlin und der dritte Preis ging an die Staab Architekten GmbH ebenfalls aus Berlin. Die drei Preisträger nehmen nun am anschließenden Verhandlungsverfahren teil.
Den Siegerentwurf zeichnet eine gewisse Leichtigkeit aus im Gegensatz zum historischen Altbau. Ein Blickfang ist die breite Treppe. Sie soll allerdings nicht die bisherige Treppe zum Hauptein gang ersetzen.
Die Wettbewerbsarbeiten werden vom 2. bis 12. Juli jeweils von 14 bis 18 Uhr ausgenommen an den Wochenenden im Showroom der Depotgebäude des Historischen Museums der Pfalz, An der Baumwollspinnerei 2 ausgestellt. Der Besuch des Showrooms ist ohne vorherige Anmeldung möglich. Fotografische Aufnahmen der Wettbewerbsbeiträge sind nicht möglich.
Die Wettbewerbsaufgabe bestand in der Bearbeitung der Konzeption und der Gestaltung des Erweiterungsbaus des Historischen Museums der Pfalz unter Beachtung des unter Denkmalschutz stehenden Altbaus des Architekten Gabriel von Seidl aus dem Jahr 1910. (Foto: Wandel Lorch Götze Wach GmbH)
Auszüge aus dem Ergebnisprotokoll des Preisgerichts
Erster Preis für die Planungsentwürfe des Frankfurter Architekturbüros Wandel Lorch Götze Wach
"Das Historische Museum der Pfalz setzt mit seinem Erweiterungsbau ein stadträumlich sichtbares Zeichen. Das eigenständige Gebäude bildet zusammen mit dem historischen Altbau, der nun allseitig erfahrbar ist, ein Ensemble. Der südöstliche Turm des historischen Gebäudes wird freigespielt. Zwischen beiden Gebäuden bildet sich ein Stadtraum, der eine direkte Erreichbarkeit des Cafés und des Veranstaltungsraums jenseits der Öffnungszeiten des Museums ermöglicht.
Der Erweiterungsbau gliedert sich in drei Zonen. Zwischen der modifizierten Sockelzone des Bestands und schwebendem Körper ist der Raum als Fuge konzipiert. Die Fuge bietet als multifunktional belegte Fläche dem Foyer, Veranstaltungsraum und Gastronomie einen Raum. Die Sonderausstellung findet als variabler, adaptiver Großraum darüber seinen Platz.
Die Materialwahl der Hüllen vermitteln konsequent die räumlichen Nutzungen. Die ständig im Wandel begriffene Sonderausstellungflächen werden mit einem Vorhang aus grünen keramischen Elementen bekleidet, der Sockel hingegen mit den wiederverwendeten rötlichen Buntsandsteinplatten. Die transparente Zone dazwischen kommuniziert die öffentlich zugänglichen Nutzungen. Insgesamt überzeugte der Entwurf die Jury in hohem Maß: Er wird den gestellten Anforderungen eines Museumsbaus mit überregionaler Bedeutung sehr gut gerecht und bildet zudem einen neuen markanten und dennoch gegenüber dem denkmalgeschützten Altbau zurückhaltenden Akzent."
Foto: Architekturbüro Wandel Lorch Götze Wach
Zweiter Preis für die Planungsentwürfe des Architekturbüros Nieto Sobejano Arquitectos GmbH aus Berlin
"Die Verfasser formulieren einen Baukörper, der sich im Stadtraum bewusst dem historischen Museumsbau unterordnen soll, um ihm "Respekt zu zollen". Diese Entwurfsabsicht wird durch eine reduzierte und unprätentiöse Gestaltung sowohl in der Baukörperform wie auch in der Materialwahl angemessen und gelungen umgesetzt.
Zwischen Bestand und Erweiterungsbau bietet eine breite transparente Fuge einen erlebnisreichen Raum, der die Geschosse erschließt und die Fassade des historischen Gebäudes erlebbar macht.
Das Café im oberen Geschoss ist über den Treppenaufgang in der Gebäudefuge attraktiv und unabhängig vom Museumsbetrieb erschlossen. Im Geschoss darunter (erstes Untergeschoss) ist die Sonderausstellung angeordnet.
Die Farbigkeit der Hüllflächen referenzieren auf die Umgebung. Positiv bewertet wird der Vorschlag, die bestehenden Sandsteinplatten als Zuschlagsstoffe der neuen Fassadenbekleidung weiter zu verwenden.
Die Arbeit stellt ein interessantes Konzept und einen wertvollen Beitrag dar, der jedoch in Bezug auf die Erfüllung des Raumprogramms optimiert werden müsste."
Foto: Architekturbüros Nieto Sobejano Arquitectos GmbH
Dritter Preis für die Planungsentwürfe des Staab Architekten GmbH aus Berlin
"Neben dem historischen Gebäude bieten die Verfasser einen eigenständigen Erweiterungsbau, der dem historischen Museumsgebäude genügend Raum und Respekt erweist. Das Sockelthema des Bestands wird aufgenommen und bildet das Plateau für eine Terrassenebene mit Gastronomieangebot. Diese wird auf eine unaufgeregte, dabei einladende Art vom Domplatz erschlossen. Ein darüber angeordnetes raumhaltiges Walmdach birgt den Raum für die Sonderausstellung, der den Blick auf den historischen Museumsbau und insbesondere auf die Ecktürme freigibt und vermittelt zwischen den Gebäudehöhen des Umfelds. Die dunkle Metallbekleidung des Dachs und Sandsteinsockel beziehen sich in ihrer Farbigkeit und Materialität auf den Hauptbau.
Der Entwurf respektiert in städtebaulicher Fügung und in Baukörperform den historischen Bestand und schafft einen öffentlichen Ort für die Stadtgesellschaft. Insgesamt in seiner formalen Ausprägung ein mutiger Entwurf, mit großen Qualitäten insbesondere auf der Gastronomieebene, der aber mit dem Mangel zu geringer Flächen im Sonderausstellungsbereich behaftet ist."
Foto: Staab Architekten GmbH aus Berlin