Mit Festreden und Orgelmusik beging die Europäische Stiftung Kaiserdom zu Speyer am 5. Juli 2024 das Jubiläum ihres 25-jährigen Bestehens. Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann, der dem Kuratorium der Stiftung vorsteht, dankte zunächst den rund 200 Anwesenden, dass sie, trotz starker Konkurrenz durch das parallel stattfindende EM-Viertelfinalspiel Deutschland gegen Spanien, der Einladung in den Dom gefolgt waren.
Mit einem Augenzwinkern verwies er darauf, dass die romanische Kathedrale von europäischem Rang sei. Mit Blick auf das Jubiläum der Stiftung dankte er den Gründern und den Spendern dafür, dass sie durch deren Errichtung den Erhalt des Doms unterstützten.
Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler nannte in ihrem Grußwort den Dom "Herz und Mittelpunkt der Stadt Speyer". Der Bau habe in seiner wechselvollen Geschichte schon Manches überstanden und sei daher in unsicheren Zeiten ein Ort, der den Menschen Halt gebe. Wie das zweite Welterbe in Speyer, die jüdischen Stätten, sei er zudem ein Ort, der für die Möglichkeit eines friedlichen Miteinanders werbe.
Das gute Miteinander zwischen Stiftung, Dombauverein und Domkapitel wurde von Ministerpräsident a.D. Kurt Beck gelobt, der aktuell dem Kuratorium der Stiftung vorsteht. Er betonte, dass die sakrale und die kulturelle Bedeutung des Doms sich nicht auseinanderdividieren ließen. An die Gründung zurückdenkend, dankte er stellvertretend dem verstorbenen Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl, der sich immer wieder für den Dom stark gemacht und der dem Kuratorium der Stiftung lange Jahre vorgestanden hatte. Die Entwicklung der vergangenen 25 Jahre zeige, dass es sich lohne, den Weg weiterzugehen und das historische Erbe durch Verantwortungsübernahme lebendig zu halten.
Die Festrede des emeritierten Heidelberger Geschichtsprofessors Dr. Bernd Schneidmüller widmete sich dem Thema "Unser Kaiser- und Mariendom. Glaubenszentrum – Kulturerbe – Zukunftshoffnung". Mit dieser Überschrift machte er bereits deutlich, dass der Dom unterschiedliche Dimensionen besitzt, die jedoch alle miteinander verwoben sind. Mit seinen fast 1000 Jahren sei der Dom Erinnerungsort für nunmehr 3000 Generationen. Dem Bauwerk würden daher Förderung, Aufmerksamkeit und Zuneigung gelten, so dass Einigkeit herrsche, dass er unbedingt weiter bewahrt werden müsse. Der Stiftung schrieb er daran einen wichtigen Anteil zu, da sie für Gedächtnis und Kontinuität sorge, mit dem Ziel, "den Dom bestmöglich in seine Zukunft zu begleiten".
Als Kathedrale sei der Dom ein Ort der Begegnung von Gott und Mensch. Schneidmüller verwies auf die alttestamentliche Geschichte, in der Gott sich Mose als brennender Dornbusch offenbarte. So seien Kirchen heilige Räume und Orte der Verehrung Gottes und seiner Heiligen. Im Fall des Speyerer Doms hätten die Salier mit dessen Erbauung und Förderung ein besonderes Zeichen ihrer Marienverehrung gesetzt. Zugleich verpflichteten sie den Klerus, das Gedächtnis, die Memoria, für die Kaiserfamilie im Dom lebendig zu halten. Eine Verpflichtung, die weiterhin besteht und vom Domkapitel erfüllt wird.
Als zweiten Punkt seiner Ausführungen ging Schneidmüller auf die besondere kulturelle Bedeutung des Doms ein. Dessen Erbauung habe Speyer von der "Kuhstadt", als die Speyer zur Zeit der Domgründung bezeichnet wurde, zur "Metropolis Germaniae", also zu einer Hauptstadt Germaniens gemacht. Bereits mit dem Wiederaufbau nach den Zerstörungen des pfälzischen Erbfolgekrieges von 1689 habe sich der Wunsch gezeigt, das kulturelle Erbe zu dokumentieren und zu bewahren. In der Weltgemeinschaft wurde dieser Gedanke nach den großen Kriegen des 20. Jahrhunderts durch die Idee einer Welterbeliste verknüpft. Bereits sehr früh nach der Schaffung dieser Liste wurde der Speyerer Dom als weltweit 168. Kulturstätte zum Welterbe erklärt.
Die Zukunftshoffnung begründete Schneidmüller damit, dass der Dom die Kraft des Wandels lehre. Auch wenn niemand wisse, wie zukünftige Generationen ihre Frömmigkeit gestalteten. Der Historiker zeigte mit einem Blick in die Vergangenheit, wie sich die heutige Liturgie deutlich von der des Mittelalters unterscheidet. Die Wandlung der Deutung des Doms von einem Bollwerk gegen die Franzosen, als die er noch im Jahr 1930 bezeichnet wurde, hin zu einem Symbol eines einigen Europas, das Bundeskanzler Helmut Kohl am Ende des Kalten Krieges mit all seinen Staatsgästen besuchte, sei ein weiteres Zeichen der Wandlungsfähigkeit. Eine vorerst letzte Etappe sei dann die Auszeichnung durch die UNESCO gewesen, die den Dom zum Erbe der gesamten Menschheit erklärte.
Zum Schluss des Festaktes wandte sich der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Prof. Dr. Alfried Wieczorek, an die Anwesenden. Er dankte zunächst allen, die zum Zustandekommen des Festaktes beigetragen hatten. Besonders hob er dabei Domorganist Markus Eichenlaub hervor, der mit seinem virtuosen Orgelspiel dem Abend den angemessen feierlichen Rahmen gab.
Das Jubiläum der Stiftung nannte er einen guten Anlass, um über die Zukunft der Stiftung nachzudenken. Er steckte das ambitionierte Ziel, bis zum Jubiläum der Domgründung 2030 das Stiftungskapital zu verdoppeln. Dies begründete er mit den stark gestiegenen Baukosten. Diese machten es nötig, dass die Stiftung neue Aktivitäten entfalte, um das Bewusstsein für die Notwendigkeit des Domerhalts zu steigern. So werde in diesem Jahr die Tradition der Europäischen Reden wiederaufgenommen. Im kommenden Jahr werden eine Ausstellung im Historischen Museum und verschiedene Publikationen den Blick auf den Dom in Gestalt künstlerischer Arbeiten des international renommierten Fotografen Horst Hamann lenken. (Foto: Klaus Landry)