Der bauliche Fortschritt der Testanlage zur Herstellung von Wasserstoff auf dem Gelände der Kläranlage Speyer ist seit Freitag markiert. Nach der Bewilligung der Projektförderung durch das Land im März wurde nun die Baugenehmigung erteilt. Die Stadtwerke Speyer (SWS) und die Entsorgungsbetriebe Speyer (EBS) freuen sich als Unternehmen der Stadt mit der Kommune und den umsetzenden Kräften aus der Wirtschaft. Gemeinsam wurde der Spatenstich gesetzt.
Die BHYO Hydrogen Technology mit Sitz in Ludwigshafen ist Koordinator des Projekts. Als Partner im Verbund wirken neben den SWS und der Stadt Speyer, das Deutsche Biomassenforschungszentrum, die Gas- und Umwelttechnik GmbH und die Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung mit. Die Technische Hochschule in Bingen, am Freitag durch Bernhard Seyfang vertreten, steht als wissenschaftliche Kompetenz zur Seite.
Die Rolle der SWS bei der Umsetzung des Unterfangens sieht Geschäftsführer Wolfgang Bühring als Werkzeug. "Als solches wollen wir alles tun, um Synergien zu nutzen und Wertstoffe so zu verarbeiten, dass wir eine tolle Kreislaufwirtschaft bekommen", betonte er bei der Zusammenkunft in der Kläranlage. Als Unternehmen haben die Stadtwerke schon früh erkannt, dass Klimaschutz nicht nur gedacht und durch punktuelle Maßnahmen nachhaltig gefördert werden, sondern neue Ideen praktisch umgesetzt werden müssen.
Umso mehr freute sich Bühring über die positive Rückmeldung aus der Struktur- und Genehmigungsdirektion Neustadt/Weinstraße, die der Stadt Speyer ermöglicht habe, den Bauantrag zur Errichtung der Anlage bei den EBS zu stellen. Die Testanlage selbst besteht bereits seit 2012, wie Projektleiter Rolf Schmitt reflektierte. In Kooperation mit Bilfinger und Linde wurde diese im Industriestandard gebaut und in über 1500 Betriebsstunden mit unterschiedlichen Kombinationen biogener Stoffe getestet.
Der Reformer, der das Herzstück darstellt, soll nun am neuen Speyerer Standort aufgebaut werden, um dort durch weitere Anschlusstechnologien zur Herstellung von brennstoffzellenfähigem Wasserstoff erweitert werden. "Wenn wir Klärschlamm zu Wasserstoff umwandeln können, ist das der richtige Weg", betonte Wolfgang Bühring, der von einer guten Zusammenarbeit aller Mitwirkenden sprach.
Das bestätigte die städtische und für den Bereich Kläranlage zuständige Dezernentin Irmgard Münch-Weinmann, die hervorhob: "Wenn man etwas erreichen will, bedarf es Geduld, Hartnäckigkeit und eines guten Netzwerks." All das sei innerhalb Speyers und darüber hinaus vorhanden. In die harmonische Planungsgruppe bezog Bühring auch die ADS-Architekten FRITZ MORSEY PartGmbB sowie Projektträger Jülich ein.
Dank der Förderung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz in Höhe von insgesamt 1.628.719 Euro kann das Vorhaben in den kommenden zwei Jahren umgesetzt und zum Laufen gebracht werden. "Es geht jetzt Schlag auf Schlag", kündigte Bernd Bodeit, gemeinsam mit Schmitt Geschäftsführer bei BHYO, an. Ab dem vierten Quartal 2024 soll die Testanlage genutzt werden. Lang sei die Liste der Interessenten bereits, die sich vor Ort einen Einblick in die neue Technologie verschaffen wollen, verriet Bodeit.