Von Klaus Stein
Es war ein historischer Moment der Speyerer Fasnacht, ein richtiger Knaller, als Evas Wöhlert, Präsidentin der Speyerer Karneval Gesellschaft (SKG) im Naturfreundehaus den Namen der närrischen Tolität für die Kampagne 2022/23 verkündete: Raul I. Ja, 60 Jahre nach der Fasnachtslegende Hans Gruber hält erstmals wieder ein Mann das närrische Zepter in Händen.
Eigentlich repräsentiert die SKG-Prinzessin die Fasnacht der Domstadt als Stadtprinzessin. Ob der Prinz die selbe Funktion hat blieb an diesem Abewnd unklar.
Dass die SKG entgegen ihrer Tradition auf einen Mann zurückgriff ist aus der Not eine Tugend gemacht. Eigentlich sollte die letzjährige Prinzessin Annika I., deren Amtszeit wegen Corona nach der Inthronisation schon beendet war, in diesem Jahr weiter machen. Sie ist aber beruflich bedingt nach Ägypten übersiedelt, stand plötzlich nicht mehr zur Verfügung: "Da es in der Kürze der Zeit kaum möglich gewesen wäre, eine Frau auszustaffieren, hat sich das mit Raul angeboten, denn bei
den Männern ist das einfacher", begründete Eva Wöhlert diesen Schritt. Neben einem glitzernden Anzug braucht es nur noch eine Feder an der Narrenkappe. Raul sei zuverlässig und eine treue Seele, charakterisierte die SKG-Chefin ihren Prinzen.
Bei den Gästen aus anderen Fasnachtsvereinen sorgte die Personalie allerdings für Verwirrung, hatten sie doch mit einer Frau auf dem Thron gerechnet und Blumen mitgebracht.
Der Spanier, Jahrgang 1987, lebt seit 2016 in Deutschland und unterrichtet als Freiberufler Spanisch.
Seine erste Rede meisterte er mit Bravour und einen charmanten spanischen Akzent. (Fotos: ks)