Die Entscheidung über die Vergabe des Mack Preises 2023 ist gefallen: Nach dem Förderschwerpunkt "Depressionsprävention und -therapie" in diesem Jahr, hat das Kuratorium der Elisabeth Mack Usselmann und Dr. Michael Mack Gedächtnisstiftung beschlossen, den Mack Preis 2023 an den Förderschwerpunkt "Kunst" zu verleihen.
Der wiederum mit 10.000 Euro dotierte Mack Preis geht an zwei Kunstprojekte in der Region, die Preissumme wird gesplittet. Ausgezeichnet wird zum einen das Projekt "Atelier MOLEMOL" der Lebenshilfe Speyer-Schifferstadt, das seit 2015 von der in Schifferstadt lebenden Malerin und Kunsthistorikerin Dr. Karin Bury betreut wird. Kunst bei der Lebenshilfe Speyer-Schifferstadt wurde 2007 vom ehemaligen Dudenhofener Künstler Theo Ofer initiiert. Karin Bury übernahm 2010 die Ausbildung der Künstlerinnen und Künstler, die ab 2012 unter dem Namen "MOLEMOL" immer mehr bekannt wurden. Der Name "MOLEMOL", zu dem sich die Künstler/innen der Lebenshilfe selbst entschieden haben+, umschreibt im schönsten Pfälzisch die hochdeutsche Aufforderung "Male einmal", wobei sich diese Aufforderung sowohl auf die eigene künstlerische Tätigkeit beziehen kann als auch als Bitte um ein Beispiel durch die Malgruppenleitung verstanden werden kann.
Aus der anfänglichen Malgruppe, die inzwischen auch über eigene Räume mit Präsentationsflächen in der Herdstraße 1 in Speyer verfügt, hat sich nach und nach ein Kreativangebot für Menschen mit schwerer Mehrfachbehinderung entwickelt, welche die Speyerer Tagesförderstätte besuchen, eine Keramikwerkstatt und eine zweite Malgruppe, die seit 2017 im Wohnhaus der Lebenshilfe in Schifferstadt aktiv ist. Alle Angebote beruhen auf einer freiwilligen Teilnahme und erfolgen ausdrücklich nicht im Rahmen einer Therapie.
Das lebenshilfeeigene Atelier "MOLEMOL" wurde 2015 eröffnet. Dort erhalten bis zu zehn künstlerisch begabte und interessierte Menschen mit Behinderung in zwei Teams eine individuelle Förderung; sie erhalten Unterricht in verschiedenen Techniken und Zugang zu kunstgeschichtlichen Themen in leicht verständlicher Sprache.
Zahlreiche Werke der Künstlergruppe MOLEMOL befinden sich in öffentlichem Besitz und wurden seit 2008 auch regelmäßig in Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, zuletzt zum Thema "Exotik" im Schloss Bruchsal und im September 2022 im Club Ebene Eins in Schifferstadt. Bücher wie Kalender, kombiniert mit Texten der Dichterin Sandra Trunk, sind eindrucksvolle Belege der vielfältigen Schaffenskraft der von Dr. Karin Bury künstlerisch betreuten Menschen.
Mit dieser Preisvergabe würdigt die Elisabeth Mack Usselmann und Dr. Michael Mack Gedächtnisstiftung die künstlerischen Leistungen der behinderten Menschen sowie das Engagement ihrer Betreuer und der Organisation.
Ebenfalls mit einem Mack Preis in Höhe von 5.000 Euro ausgezeichnet wird 2023 das Projekt MUS-E® der International Yehudi Menuhin Foundation (IYMF). Das von dem Weltklassegeiger und Humanisten Lord Yehudi Menuhin 1993 mit einem internationalen Expertenteam in der Schweiz initiierte Projekt MUS-E® umfasst inzwischen neben zahlreichen europäischen Ländern auch Brasilien und Israel und erweitert sich ständig. 2019 wurde es von der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel als "besonders wertvoll" ausgezeichnet.
Grundidee des MUS-E® Programms ist es, Kindern in ausgewählten Grundschulklassen innerhalb des regulären Lehrplans einen Zugang zu allen denkbaren Kunstformen wie Tanz, Theater, Musik, Literatur, Architektur oder Medienkunst zu eröffnen. Hierzu gehen freie Kunstschaffende mit unterschiedlichen Kompetenzen jeweils für ein halbes Jahr wöchentlich in eine der MUS-E® Klassen und erarbeiten mit den Kindern einzelne Kunstprojekte. Jeweils nach einem halben Jahr wechseln die Kunstschaffenden die Klassen und die Kinder erarbeiten ein Projekt in einer anderen Kunstform. Optimal wäre es, mit mindestens zwei MUS-E® Klassen parallel zwei Jahre lang zu arbeiten, so dass die Kinder die Chance hätten, innerhalb von zwei Jahren sich in vier Kunstformen zu erproben. Das international verbreitete Programm MUS-E® sensibilisiert Kinder durch die Künste, fördert ihre Kreativität, das Selbstwertgefühl und dadurch Toleranz und Integration.
Gegründet wurde das Projekt MUS-E® von Yehudi Menuhin zusammen mit dem in Rheinland-Pfalz geborenen Cellisten Werner Schmitt, der auch Vorsitzender des Vereins MUS-E® Deutschland e.V. ist. Während MUS-E® allein in Mannheim bereits an 20 MUS-E® Klassen und im nördlichen Rheinland-Pfalz in 55 Klassen an 15 Schulen etabliert ist, gibt es bislang im südlichen Rheinland-Pfalz noch keine einzige Klasse. Gerade Kinder, die nicht gut deutsch sprechen, können in den MUS-E® Stunden problemlos mitmachen und beteiligen sich daraufhin auch im normalen Unterricht aktiver. MUS-E® wirkt systemisch auch in die Familien hinein, weil die Kinder Erfolgserlebnisse mit nach Hause bringen.
Deshalb ist es das erklärte Ziel der Mack Stiftung, mit dem Preisgeld 2023 in Speyer eine erste MUS-E® Klasse zu initiieren. Mit rund 5.000 Euro lässt sich jeweils eine MUS-E® Klasse ein Jahr lang finanzieren - wobei natürlich angestrebt wird, in Speyer nach Möglichkeit mindestens zwei, vielleicht auch drei MUS-E® Klassen einzurichten. Dies setzt voraus, dass sich neben der Mack Stiftung weitere Sponsoren und Spender finden, die bereit sind, eine MUS-E® Klasse wenigstens ein Jahr lang zu finanzieren.
Nachdem Elisabeth Mack als 15 jährige ab 1942 an der Freien Akademie Mannheim bei Carl Trummer ihre ersten frühen künstlerischen Impulse erhielt, ist es sicherlich ganz im Sinne der Stifterin, mit Mitteln ihrer Stiftung ein Projekt wie MUS-E® zu fördern und damit bereits Grundschulkindern einen Zugang zu unterschiedlichsten Facetten der Kunst zu eröffnen, denen im Regelfall ein solch breit angelegter Zugang zur Kunst verschlossen bliebe.
Die Verleihung der Mack Preise 2023 findet am Spätnachmittag des 3. Oktober 2023 statt.