Von Seán McGinley
Eigentlich hätte am vergangenen Samstag den ganzen Tag Hochbetrieb im Speyerer Judomaxx herrschen sollen. Ein Dreifach-Kampftag der 1. Bundesliga der Männer und der Frauen sowie der 2. Bundesliga der Frauen war im Terminplan vorgesehen. Doch bekanntlich kam alles anders – pandemiebedingt wird es in diesem Jahr kein Bundesliga-Judo in Speyer geben, die Bundesligen werden jeweils an einem einzigen Tag im Turniermodus ausgekämpft.
Ganz leer ist die Halle aber am Samstag trotzdem nicht geblieben. Die Trainer Volker Heyer, Peter Lichtmannegger, Markus Kost ( JSV) und Aydin Kempirabaev ( HHG Kaiserslautern) hatten nämlich ihre Athleten einem kleinen Trainingsturnier geladen. In sieben Gruppen zu jeweils vier Personen konnten sich die Judokas zum ersten Mal nach sechs Monaten wieder unter Wettkampfbedingungen messen. Wenigstens ein kleiner Ersatz für den ausgefallenen Höhepunkt des Jahres, und für die JSV-Familie eine Gelegenheit um sich endlich wieder zu sehen. „Endlich wieder ein wenig Wettkampf-Stimmung zu spüren, ist richtig schön“, so die Judomama Hüsneye, die die Kämpfe der eigenen Kinder mit Spannung verfolgt. „und endlich wieder ein Austausch mit anderen Judoeltern. Ich war solange nicht mehr im Judomaxx. Ich freue mich so sehr, alle wieder zu treffen.“ Auch die U21-Kämpferin Vanessa Adam war froh über die Rückkehr zu einer sportlich zumindest ansatzweisen Realität: Es war schön, wieder im Wettkampfmodus und unter Druck zu kämpfen, auch wenn es die gleichen Trainingspartner waren.“ Da die Regel galt, dass unabhängig der erzielten Wertung jeder Kampf mindestens vier Minuten gehen musste, und alle mindestens vier Kämpfe hatten, bestand die Möglichkeit, viele Techniken auszuprobieren. „Es war sehr anstrengend. Ein Kampf von mir ging sogar 15 Minuten. Die Anstrengung haben wir alle noch am Sonntag gespürt. Aber es war toll!“, so Vanessa Adam.
Wer schon mal das „Großereignis“ Bundesligakampftag im Judomaxx erlebt hat, weiß, dass es weit mehr ist als „nur“ ein sportlicher Wettkampf. Jeder Kampftag ist zusätzlich ein großes Zusammentreffen der ganzen Vereinsfamilie. Egal ob Ur-Speyerer, Zugezogene oder Gäste aus dem Ausland, ob jung oder alt, sportlich aktiv oder passiv: es ist die bunte Vielfalt der Menschen, die an den Kampftagen zusammenkommen, die diesen Ereignis einen besonderen Charakter gibt.
Dementsprechend zahlreich sind die verschiedenen Menschen, die auf verschiedenster Weise zum Gelingen des Kampftages beitragen. Und so sind viele auch vom Ausfall der diesjährigen Heimkämpfe betroffen, alle auf ihrer eigenen Weise. JSV-Küchenchef Helmut Meier vermisst das Arbeiten mit seinem internationalen Küchenteam zur Bewirtung der Bundesligateams. So manche aus diesen Teams vermissen auch das mittlerweile legendäre Essen von Meier und seinem Team, das nach jedem Heimkampf auf sie und die Gastmannschaft wartet. Hierzu zählt sich auch Barbara Bandel, Teamchefin der Frauen-Bundesliga-Mannschaft des JSV. Für sie gibt es viele Gründe, die ausgefallenen Kampftage zu vermissen. Als Speyerer Eigengewächs ist sie dem Verein und ihrem Team nicht nur auf sportlicher, sondern auch auf persönlich-freundschaftlichen Ebene sehr stark verbunden. Vor wenigen Monaten ist sie zum ersten Mal Mutter geworden. Sehr gerne hätte sie ihre kleine Tochter Lea der Mannschaft vorgestellt.
Nicht nur die leere Halle ist für JSV-Geschäftsführerin Gerlinde Görgen ungewohnt. Normalerweise ist nämlich an den Bundesliga-Wochenende volles Haus bei Familie Görgen-Sprau, da auswärtige Teammitglieder häufig hier Quartier beziehen. Die Söhne von Männer-Teamchef Michael Görgen-Sprau, Leo und Micah, freuen sich immer besonders über die Besuche der großen Judofreunde, der jetzt fürs erste ausbleibt.
Wenigstens in finanzieller Hinsicht reißt der Ausfall der Heimkampftage kein allzu großes Loch in die Finanzen des JSV. Dies liegt vor allem daran, dass die Hauptsponsoren Lotto Rheinland-Pfalz und PSD-Bank ihre finanziellen Zusagen einhalten, obwohl sie mangels Veranstaltungen einen weitaus geringeren Werbeeffekt haben werden als in einer normalen Saison. Auch das bei anderen Vereinen teilweise feststellbare Phänomen, dass Mitglieder in großer Zahl austraten in der Zeit, als kein Sportbetrieb möglich war, gab es beim JSV nicht. Auch das spricht für den starken Zusammenhalt der JSV-Familie. (Foto: jsv)