Von Seán McGinley
Die erfüllte Mission und Braunbachs Bonus-Sieg Ganz souverän haben die Männer des JSV Speyer ihre letzte Aufgabe vor der Sommerpause in der 1. Judo-Bundesliga Süd gelöst. Mit einem ungefährdeten 11:3-Sieg beim VfL Sindelfingen revanchierten sich die Domstädter für die ärgerliche und unglückliche Niederlage im letzten Jahr und gehen als einziges Team der Liga ohne Punktverlust in die Sommerpause.
Die erstmalige Teilnahme an der Finalrunde zur Deutschen Meisterschaft ist damit weiterhin möglich.
Dabei hatte es vor Beginn einen kurzfristigen Schock gegeben, als bekannt wurde, dass Yves Thouna es nicht rechtzeitig nach Sindelfingen schaffen würde. Da er der einzige Speyerer Kämpfer in der Gewichtsklasse bis 81 Kilogramm war an diesem Tag, musste Teamchef Michael Görgen-Sprau improvisieren und Kämpfer aus niedrigeren Gewichtsklassen hochstellen, um in der Klasse bis 81 Kilogramm überhaupt jemanden aufstellen zu können. Das sollte später besonders gut gelingen. Noch härter traf es allerdings die Gastgeber, deren einziger Kämpfer in der leichtesten Gewichtsklasse bis 60 ausfiel, so dass Speyers Felix Bächle zu Beginn jedes Durchgangs jeweils einen kampflosen Punkt einheimsen konnte. Zwar konnte der Sindelfinger Jan-Niklas Goldhammer anschließend gegen Speyers Pierre Ederer ausgleichen, doch dann stellte Speyer die Weichen schnell auf Sieg. Und zwar wirklich schnell: Franz Haettich gewann nach 40 Sekunden und Philip Müller überraschte seinen Gegner sogar schon nach zehn Sekunden um die entscheidenden Techniken anzubringen. Die beiden Georgier Tengo Zirakashvilli und Onise Bughazde brauchten zwar etwas länger, gewannen aber auch souverän vorzeitig. Im abschließenden Kampf musste Philipp Kappis, hochgestellt in die Kategorie bis 81, antreten und lieferten einen beherzten Kampf, in dem er durchaus seine Chancen hatte, am Ende sich jedoch geschlagen geben musste. Der Pausenstand von 5:2 war allerdings schon mehr als eine Vorentscheidung, denn aufgrund der Tatsache, dass der JSV den ersten Kampf des zweiten Durchgangs kampflos gewinnen würde, mussten die Speyerer im zweiten Durchgang nur zwei Kämpfe gewinnen um den Gesamtsieg zu holen.
Nach dem kampflosen Sieg von Bächle musste Andreas Benkert eine ärgerliche Niederlage gegen Goldhammer hinnehmen, als er in Führung liegend einen umstrittenen Ippon kassierte. Doch in den folgenden Duellen machten David Riedl und Philipp Müller sowie die beiden Georgier alles klar für Speyer. Im letzten Kampf trat Til Braunbach bis 81 Kilogramm an – normalerweise tritt er zwei Klassen tiefer bis 66 Kilogramm an. Obwohl der Mannschaftskampf als ganzes längst entschieden war und es nur noch darum ging, ob Speyer 10:4 oder 11:3 gewinnen würde, kam während dieses Kampfes nochmal richtig Spannung und Stimmung auf, fast als würde es um alles gehen. Trotz seiner erheblich größenmäßigen Nachteile hatte der junge Speyerer den Kampf gut im Griff, ging mit einer Wazaari-Wertung in Führung und sein Gegner bekam eine Strafe – und noch eine, und dann 40 Sekunden vor Schluss die dritte, die gleichbedeutend mit der Disqualifikation war und den vielumjubelten Sieg für Til Braunbach bedeutete.
"Ich war natürlich ein bisschen überrascht, als sich kurzfristig ergeben hat, dass Yves es nicht rechtzeitig schafft und ich bis 81 Kilo kämpfen muss. Das hatte ich nie zuvor gemacht. Aber ich kannte den Gegner, und ich wollte den Kampf unbedingt machen und versuchen zu gewinnen, anstatt kampflos herzugeben, weil wir wissen dass es auf jeden einzelnen Kampf ankommen kann, um den Einzug in die Finalrunde zu entscheiden, falls Mannschaften punktgleich sind. Es war extrem heiß und stickig in der Halle und deshalb hat in diesem Kampf die Kondition eine Rolle gespielt, ich denke, ich hatte da Vorteile. Ich bin auf jeden Fall sehr zufrieden", so das Fazit von Til Braunbach.
Sehr zufrieden war auch JSV-Teamchef Michael Görgen-Sprau."Das Vorhaben ist ganz souverän geglückt! Den Schock des kurzfristigen Ausfalls von Yves haben wir schnell verdaut und nach dem ersten Durchgang war auch klar, dass wir uns normalerweise im zweiten Durchgang mindestens wieder fünf Punkte holen würden. Mit dem Sieg von Til im letzten Kampf war es sogar noch einer mehr, dass war dann die Krönung des Ganzen".
Nun haben die JSV-Männer eine zweimonatige Pause, bevor es in den Endspurt geht. Als nächstes steht ein wegweisendes Spitzenduell mit dem Tabellenführer TSV Abensberg an. Der Rekordmeister besiegte am Samstag den JC Leipzig und beendete praktisch damit dessen Chancen auf eine Teilnahme an der Finalrunde. Es zeichnet sich ab, dass die zwei Tickets zur Finalrunde zwischen Abensberg, Speyer und dem KSV Esslingen entschieden werden.