Von Seán McGinley
Es hat nicht gereicht für die große Sensation: Der JSV Speyer hat das Spitzenduell der 1. Judo-Bundesliga Süd gegen den Rekordmeister TSV Abensberg mit 4:10 verloren. An dem verdienten Sieg der Gäste gab es nichts zu deuteln, auch wenn mit etwas Glück der eine oder andere Kampf mehr an Speyer hätte gehen können.

Um den Punkt zu holen, der die Chance auf die Finalrunde gewahrt hätte, hätte wirklich alles passen müssen beim JSV, und das war an diesem Tag nicht der Fall.
Ein Speyerer, bei dem – mal wieder – alles passte war Philip Müller, der zwei spannende und hochklassige Kämpfe dank seiner Stärke im Bodenkampf für sich entscheiden konnte. Sein erster Sieg brachte den zwischenzeitlich Ausgleich zum 1:1, nachdem Andreas Benkert den Auftaktkampf hatte abgeben musste. Anschließend kämpfte Felix Bächle über zwölf Minuten gegen Mark Nagiba, musste sich aber ebenfalls geschlagen geben. Der Georgischer Schwergewichtler Onise Bughadze, dem sonst wenige Bundesligakämpfer gewachsen sind, bekam es mit einem sehr starken Landsmann Saba Inaneishvilli zu tun, kassierte eine Wertung und konnte selbst keine erzielen, so dass er am Ende den Kampf abgeben musste – der Zwischenstand von 1:3 verhieß nichts Gutes.
Dann gab es ein Kuriosum, das wahrscheinlich auch langjährige Judofans wohl nicht so oft erlebt haben. Der Kampfrichter gab den Kampf zwischen Speyers Samuel Mendel und dem Abensberger Temur Nozadze frei, unterbrach diesen aber sofort und schaute sich das Handgelenk von Nozadze genauer an. Nach kurzer Rücksprache mit den anderen Kampfrichtern disqualifizierte er den Abensberger und sprach Mendel den Punkt zu. Was war passiert? Nozadze hatte verbotenerweise ein Armband an. Zwar klein, dünn und unscheinbar, aber dennoch trotzdem verboten. So gab es einen unverhofften Punkt für Speyer. Vielleicht das Quäntchen Glück, das Speyer brauchte, um wieder zurückzufinden in den Kampf? Dimiti Gochilaidze und Franz Haettich, regelmäßige Punktegaranten des JSV, bestritten die letzten beiden Kämpfe des ersten Durchgangs. Doch an diesem Tag reichte es für sie nicht – Gochilaidze musste in der ersten Minute nach einer Würgetechnik seines Gegners aufgeben, und Haettich ließ zwar zwischenzeitlich Hoffnung aufkommen, als er in Führung ging, aber nach etwas über drei Minuten musste auch er sich geschlagen geben. Somit war beim Stand von 2:5 schon zur Halbzeit mehr als eine Vorentscheidung gefallen.
"Da waren ein paar knappe, ärgerliche Dinger dabei. Vier Punkte für uns waren allerdings nicht außerhalb des Bereichs des Möglichen", bilanzierte JSV-Teamchef Michael Görgen-Sprau die erste Hälfte.
Im zweiten Durchgang musste Andreas Benkert erneut der Auftaktkampf aufgeben, bevor Philip Müller mit einer weiteren begeisternden Leistung den Georgischen Olympia-Zweiten von Tokio 2020, Vazha Margvelashvili, besiegte und die Stimmung im gut besetzten Judomaxx wieder hochkochen ließ. Als dann auch noch Irakli Kupatadze in einem tempo- und actionreichen Kampf nach anfänglichem Rückstand gewinnen konnte, stand es nur noch 4:6 und der eine oder andere Speyerer Fan glaubte vielleicht wieder an die Sensation. Damit wurde es aber nichts, denn die Gastgeber holten die letzten vier Kämpfe – nicht ohne erheblichen Gegenwehr aber dennoch. Besonders ärgerlich war es für Dimitri Gochilaidze, der in Führung liegend zehn Sekunden vor Schluss geworfen wurde.
Das 10:4 für Abensberg war für die Speyerer die erste Saisonniederlage, und das Bittere ist, dass selbst wenn der JSV die nächsten beiden Kämpfe gewinnt, es nicht für einen der ersten beiden Tabellenplätze reichen wird, es sei denn die anderen beiden Top-Teams Abensberg oder Esslingen rutschen auf der Zielgeraden nochmal aus – was aber als extrem unwahrscheinlich bis so gut wie ausgeschlossen gilt. "Wir werden unsere Hausaufgaben machen und versuchen, die zwei verbliebenen Kämpfe zu gewinnen, wobei gerade der nächste Kampf in Leipzig sehr schwierig wird. Leipzig kann uns mit einem Sieg noch in der Tabelle überholen, und wir werden auch dort nicht in Bestbesetzung sein. Aber selbst wenn es klappt, Abensberg und Esslingen haben so einen großen Vorsprung bei den gewonnen Einzelkämpfen und haben weniger schwere Gegner in den letzten Kämpfen, so dass es kaum vorstellbar ist, dass sie sich die ersten beiden Plätze noch aus der Hand nehmen lassen", fasst der Speyerer Teamchef die Situation zusammen.