Von Seán McGinley
Die Frauen des JSV Speyer sind zum dritten Mal Deutscher Meister. Bei der Finalrunde der Judo-Bundesliga in Wiesbaden setzte sich die Mannschaft von Teamchefin Nadine Lautenschläger im Finale überraschend deutlich, aber hochverdient mit 10:4 gegen den Titelverteidiger TSG Backnang durch. Zuvor hatte der JSV mit dem gleichen Ergebnis das Halbfinale gegen Hertha Walheim für sich entschieden.
Wiesbaden scheint ein gutes Pflaster für die Speyerer Judo-Frauen zu sein, denn schon beim letzten Titelgewinn im Jahr 2019 war die hessische Landeshauptstadt der Schauplatz. Finalgegner damals: Die TSG Backnang. Auch beim ersten Titelgewinn 2015 war dies die Finalpaarung gewesen. Ebenso in den letzten drei Jahren – doch da hatten die Württembergerinnen jeweils die Nase vorne. Dass es auch dieses Jahr eine Neuauflage des Finals zwischen den Dauerrivalen geben würden, hatten alle im Vorfeld erwartet, und es zeichnete sich sehr schnell ab, dass es auch so kommen würde. In den parallel ausgetragenen Halbfinals gingen Speyer und Backnang zur Halbzeit gegen die Konkurrentinnen aus der Bundesliga Nord jeweils mit 6:1 in Führung. So konnte Nadine Lautenschläger für den zweiten Durchgang ordentlich durchwechseln. So war es dem 15-jährigen Eigengewächs Alesia Büttner vorbehalten, mit einem ebenso schnellen wie sehenswerten Ippon den Finaleinzug auch rechnerisch klar zu machen. 10:4 lautete der Endstand – ebenso wie im anderen Halbfinale zwischen Backnang und Bottrop. So gingen die zwei Top-Teams im Gleichschritt ins Finale. Dort war es recht überraschend schnell vorbei mit dem Gleichschritt, denn Speyer eilte dem Titelverteidiger rasch davon. Schon der erste Kampf war richtungsweisend: Marlene Galandi, hochgestellt in die Gewichtsklasse über 78 Kilogramm, setzte sich in einem intensiven und spannenden Kampf nach fast sieben Minuten Gesamtkampfzeit gegen die Olympia-Teilnehmerin Renee Lucht durch. "Ein perfekter Start – dadurch ist nochmal ein Ruck durch die Mannschaft gegangen", betont Nadine Lautenschläger die Wichtigkeit des Auftaktsieges. In den folgenden Kämpfen lief es genau so gut: Hilde Jager, Mascha Ballhaus und Geke van den Berg legten mit vorzeitigen Siegen nach und fast hätte Teresa Zenker den perfekten Start noch weiter verlängert – sie gingen gegen Backnangs Niederländerin Sanne van Dijke in Führung, kassierte aber kurz vor dem Ende den Ausgleich und unterlag dann im Golden Score. Es sollte aber der einzige Punktgewinn der Backnangerinnen im ersten Durchgang bleiben, denn Seija Ballhaus und Amber Gersjes gewannen ihre Kämpfe für den JSV und sorgten für einen 6:1-Zwischenstand. Damit war die Vorentscheidung gefallen und die Taktik der Speyerer Teamchefin voll aufgegangen, im ersten Durchgang mit einer möglichst starken Aufstellung und drei der vier zulässigen Ausländerinnen-Einsätzen eine Führung zu erkämpfen und diesem im zweiten Durchgang zu verteidigen.
"Ich hatte mit einem 5:2 geliebäugelt, wenn es gut läuft, aber dass es ein 6:1 wurde, ist natürlich unfassbar krass und jenseits unserer optimistischen Erwartungen", kommentierte die JSV-Teamchefin.
Im zweiten Durchgang brauchte Speyer nur noch zwei Punkte, um den Titel zu holen. Marlene Galandi zeigte wie schon im ersten Kampf eine beeindruckende Leistung und besiegte Luise Malzahn. So hatte Bertille Murphy es in der Hand, den Gesamtsieg vorzeitig klar zu machen – und das tat sie, denn sie besiegte ihre Gegnerin mit einem Haltegriff und löste damit großen Jubel im Speyerer Team und unter den mitgereisten Fans aus. Zwar mussten im weiteren Verlauf die beiden Ballhaus-Schwestern sowie Amber Gersjes überraschende Niederlage hinnehmen, doch ein schöner Wurf von Jill Trenz sowie ein kampfloser Sieg von Lea Schmid sorgten dafür dass Speyer auch den zweiten Durchgang für sich entschied und damit ein Endergebnis von 10:4 zu Buche stand.
Nadine Lautenschläger zeigte sich glücklich und stolz nicht nur auf die Leistungen an diesem Tag, sondern auf die ganze Saison, in der die Speyererinnen keinen einzigen Kampf verloren haben. "Wir sehen, wie das Team immer mehr zusammenwächst und auch in der Breite stark wird. Auch wenn man sich nur vier Mal im Jahr sieht, ist ein großer Zusammenhalt da, das erleben wir immer wieder und natürlich haben wir das auch an diesem Tag gesehen mit der Begeisterung und Euphorie, wie sich alle gegenseitig unterstützt und gepusht haben. Natürlich waren bei Backnang nicht alle da, aber auch bei uns haben einige gefehlt. Aber das ist keine Ausrede – Backnang hatte schließlich viele große Namen dabei", so die Eindrücke der Speyerer Teamchefin. Ein positives Fazit zog sie auch bezüglich des neuen Formates, bei dem die Bundesliga-Finals der Männer und der Frauen erstmals im Rahmen der selben Veranstaltung ausgetragen wurden: "Die Halle war voll, die Stimmung gut. Auch Speyerer Fans haben gut Stimmung gemacht. Von daher fand ich das neue Veranstaltungsformat gut. Es war ein langer Tag, aber natürlich ein erfolgreicher."