Rotkohlschnitzel, Erbsen-Espuma, Feigeneis – mit einem "einfach anderen Menü" senden das Bistum Speyer und die Evangelische Kirche der Pfalz am Samstag einen Gruß aus der Küche. Die auf YouTube ausgestrahlte Kochshow ist der Auftakt der ökumenischen Mitmachaktion "Trendsetter Weltretter". Mit Tagesimpulsen und Veranstaltungen vom 7. September bis 4. Oktober will die Aktion den Schwerpunkt auf das Thema nachhaltige Ernährung legen.
In der Online-Kochshow bereiten die protestantische Oberkirchenrätin Dorothee Wüst und der katholische Dekan Axel Brecht in der Küche seines Landauer Pfarrhauses gemeinsam ein vegetarisches Menü zu. Die Zutaten sind regional, saisonal und meist biologisch angebaut: Das Gemüse stammt vom Bio-Bauernhof wenige Kilometer entfernt. Zitrone, Feigen und Kräuter hat Brecht in seinem Garten gepflückt. "Bio-Ricotta habe ich beim Einkauf nicht bekommen. Deshalb habe ich mich für regionalen Ziegenkäse entschieden, hergestellt in der Landauer Meckerei", sagt Brecht, der bereits in TV-Kochsendungen aufgetreten ist. Der Verbraucher sei aufgefordert, zwischen Bio-Qualität mit langen Anfahrtswegen und konventionell produzierter Ware aus der Umgebung abzuwägen.
"Manche Gemüsesorten erleben gerade eine neue Wertschätzung", sagt Wüst über die Wiederentdeckung von Rotkohl, Pastinake oder Rosenkohl. Die in Kaiserslautern lebende Oberkirchenrätin zeigt das im Video anhand eines Rotkrautschnitzels für den Hauptgang. "Das klingt erstmal abenteuerlich, weil man mit ‚Schnitzel‘ eigentlich Fleisch verbindet. Aber mit einer Marinade aus Knoblauch, Olivenöl und Zitrone und mit Hilfe des Backofens wird daraus auch ein optisch feines Gericht, das sogar meine Familie überzeugt hat", erzählt Wüst.
Während die Zutaten des Drei-Gänge-Menüs gehobelt, püriert, in Dampf gegart, gewürzt und liebevoll verfeinert werden, philosophieren Brecht und Wüst über Einkaufsmöglichkeiten, Geschmäcker aus der Kindheit und lebenslang haltbares Kochzubehör. "Auch das ist Nachhaltigkeit", so Brecht. Doch ebenso wichtig ist der Genuss: "Kochen ist Zelebrieren in einer Mahl-Gemeinschaft", fasst der Dekan seine Leidenschaft zusammen. Wüst fügt hinzu: "Mit unserem Menü haben wir ausprobiert, wie sich nachhaltig und trotzdem schmackhaft essen lässt".
Tägliche Impulse über E-Mail, Webseite und Facebook
Mit der Aktion werben die pfälzischen Kirchen dafür, etwas Neues auszuprobieren und lustvoll, lecker, anders zu essen – aus Achtung vor Tieren, Pflanzen und Menschen. Alle Interessierten erhalten dazu tägliche Impulse per E-Mail, über Facebook oder die Webseite zur Aktion. Sibylle Wiesemann und Steffen Glombitza, Umweltbeauftragte der Landeskirche und des Bistums Speyer, sind überzeugt: "Ernährung betrifft uns alle: Sie ist Lebensgrundlage und Genuss, besonders in Gemeinschaft. Sie steht im Zusammenhang mit Tierwohl, Klimaschutz und Kulturlandschaft. Jeden Tag haben wir einen kleinen Einfluss auf die Welt und einen großen Einfluss auf unser eigenes Wohlbefinden." Beispiel Hafermilch: Laut Wiesemann habe sie eine sieben Mal bessere Klimabilanz als Kuhmilch und "Hafer wächst hier".
Weiterhin sind Veranstaltungen für verschiedene Zielgruppen geplant, soweit die Corona-Regeln es zulassen: Am 4. September findet der ökumenische Tag der Schöpfung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) in Landau und als Online-Gottesdienst statt.
Am 12. September beschäftigen sich die Teilnehmerinnen beim Studientag von "Frauen wagen Frieden" in Bad Dürkheim unter dem Motto "Vom Acker bis auf den Teller" mit globalen Ernährungssystemen. Am 22. September sind Erzieherinnen zur Fortbildung rund ums "Kita-Klimafrühstück" in Speyer eingeladen. Am 25. September zeigt die Evangelische Jugendzentrale Zweibrücken in der Karlskirche den Film "Tomorrow. Die Welt ist voller Lösungen" mit anschließender Diskussionsrunde. Während des gesamten Aktionszeitraums geben filmische Sequenzen und digitale Postkarten mit Bezug auf die Arbeitswelt Anregungen "Rund ums Brot!".
Das Thema Ernährung ist nach Ansicht der beiden kirchlichen Umweltbeauftragten Wiesemann und Glombitza aktueller denn je: "Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie Produktions- und Lieferketten die Welt umspannen, und hat die Schattenseiten des Billigfleischkonsums offenbart." Eine gesunde und ökologisch nachhaltige Ernährung sei sowohl für die eigene Gesundheit als auch für die Biosphäre eine unabdingbare Grundlage.
Hintergrund: Die ökumenische Mitmachaktion für einen nachhaltigen Lebensstil "Trendsetter Weltretter" findet im September dieses Jahres zum dritten Mal statt. Nach Konsum (2018) und Mobilität (2019) ist der Schwerpunkt der vierwöchigen Aktion 2020 das Thema Ernährung. Unter dem Motto "Einfach anders essen" entwickeln die Initiatoren der Evangelischen Kirche der Pfalz, des Bistums Speyer, der ACK Südwest und der Landeszentrale für Umweltaufklärung Rheinland-Pfalz Ideen für mehr Nachhaltigkeit.
Kochshow-Video ab 29. August um 9 Uhr unter den YouTube-Kanälen von Bistum unter http://bit.ly/Bistum_Speyer und Landeskirche unter https://www.youtube.com/user/evkirchepfalz
Mehr Informationen und Veranstaltungen unter trendsetter-weltretter.de und unter www.facebook.com/trendsetterweltretter
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