von Michael Stephan
Körpertherapeut Norbert Parucha nimmt Gäste mit zu den schönsten Kraftorten der Region. Wer seinen Gedanken folgt, macht sich auf eine Reise zu sich selbst. "Wenn ich unterwegs bin, vergesse ich das Ziel", sagt Norbert Parucha. Er ist Körpertherapeut und führt regelmäßig über den Meditationsweg Ammergauer Alpen.

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"Denn das Ziel an sich ist nicht wichtig, auch nicht wie lange ich dorthin brauche. Es dient mir als Orientierung", erzählt er weiter. "Es geht darum, dass wir uns selbst erlauben, dort zu sein, wo wir sind und genau so zu sein, wie wir sind", zitiert er den amerikanischen Medizinprofessor und Achtsamkeitsforscher Jon Kabat Zin. "Im bewussten Gehen endet alle Hektik, jedes Gefühl von getrieben sein", sagt Norbert Parucha. Der Meditationsweg Ammergauer Alpen führt über 87 Kilometer von der weltberühmten Wieskirche bei Steingaden bis hin zu Schloss Linderhof im Graswangtal zu den ganz besonderen Kraftzentren der Ammergauer Alpen und zu sich selbst.
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Unterwegs laden 15 Stationen zur inneren Einkehr, darunter die "Scheibum", ein wildromantisches Flusstal der Ammer, der Aussichtsberg Hörnle, das mystische Moor bei Bad Kohlgrub, das Passionstheater und Kloster Ettal. "An diesen Stationen informieren Tafeln über die spirituelle Bedeutung des jeweiligen Ortes, laden zu Körper- und Atemübungen ein und geben meditative Impulse, um sich selbst neu zu begegnen", erklärt Norbert Parucha, der den Weg gemeinsam mit der Ammergauer Alpen GmbH und weiteren Partnern konzipiert hat.
Wer mit Norbert Parucha aufbricht, wird zunächst seinen eigenen Atem beobachten und auf diese Weise den Zugang zu sich selbst finden. "Erst wenn ich zentriert und bei mir selbst bin, kann ich wieder spüren, was das Außen mit mir macht und in welcher Wechselbeziehung ich zu meiner Umgebung stehe", erklärt der 69-jährige Experte, der unter anderem in holistischer Psychotherapie mit Schwerpunkt Körperarbeit ausgebildet ist. Sein Ziel ist es, die Teilnehmer für sich und für ihre Umwelt zu sensibilieren.
"Vieles ist in uns verloren gegangen", sagt er und nimmt Bezug auf die Kraftorte – Orte mit besonderer Energie wie etwa Quellgebiete oder keltische Gebetshügel, auf die Christen später ihre Kirchen bauten. "Wenn wir uns öffnen, können wir diese Kraft auch heute spüren", so Parucha, dem es beim meditativen Wandern immer um Grundsätzliches geht. Wohin die Reise mit ihm führt und welche Einsichten gewonnen werden können, hängt stark von den Teilnehmern ab. "Ich gebe Anregungen", sagt der Experte, der schon seit Jahren auf Europas Pilgerpfaden unterwegs ist.
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Er ist kurz, der Anstieg zur Kreuzigungsgruppe hoch über Oberammergau. Oben angekommen, empfängt das Marmor-Denkmal, das die Kreuzigungsszene mit Mutter Maria und dem Jünger Johannes zeigt, die Wanderer mit besonderer Erhabenheit. König Ludwig II. stiftete es anno 1875, nach dem Oberammergauer eigens für ihn ihr alle zehn Jahre stattfindendes Passionsspiel aufführten, was ihn zutiefst berührte. "Ja, das Leiden ist ihm wirklich anzusehen", beschreibt Norbert Parucha die Darstellung Jesu. Und dennoch ist die Symbolik nicht nur mit Schmerz verknüpft. "Jesus musste drei mal fallen und wieder aufstehen, bis er es kapiert hatte. Das lässt sich in einer anderen Form auch in unsere Gegenwart übertragen", philosophiert Parucha. Manchmal dauert es einfach seine Zeit, bis man versteht, wofür ein bestimmtes Ereignis oder Erlebnis gut war. "Aber für solche Erkenntnisse brauchen die Menschen Raum für Gedanken und Ruhe, um zu reflektieren. Das funktioniert nicht, wenn man nur von einem Termin zum nächsten rennt".
Nach einer Pause an der "Acheleschwaig" (seit 1371 erstmals belegt und viele Jahrhunderte im Eigentum der Ettaler Mönche), geht es weiter zum Böhmerweiher mit schönen Ausblick aufs Hörnle. Auf diesem Höhenweg erreichen wir bald Saulgrub. Gut zu wissen übrigens: Der Meditationsweg Ammergauer Alpen ist deutschlandweit der Einzige, der durch einen Naturpark verläuft. Nirgendwo anders konzentrieren sich auf engstem Raum so viele Landschaftsformen, seltene Tiere und Pflanzen. Auf insgesamt 14 Etappen reiht sich Kraftort an Naturschauplatz und Lieblingslandschaft an Sehnsuchtsort. Wir verabschieden uns von Norbert Parucha, sichtlich ruhig und beruhigt. Mit neuen Zielen vor Augen. Und mit den Worten von Norbert Parucha: "Wechselnde Tag, Schatten und Licht, alles ist Gnade, fürchte dich nicht".
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Über den Meditationsweg: Der Meditationsweg Ammergauer Alpen führt von der Wieskirche bei Steingaden über 85 Kilometer bis zu Schloss Linderhof. Er ist mit dem Symbol des brennenden Herzens ausgeschildert und verbindet die Kraftorte der Region. 15 Informations-Stelen laden unterwegs zur inneren Einkehr ein. Weitere Informationen gibt es unter www.meditationsweg.bayern. Sowie in einem eigenen Reiseführer, der bei der Ammergauer Alpen GmbH bestellt werden kann. Er enthält neben den konkreten Wegbeschreibungen Wissenswertes über die Region und gibt meditative Impulse. Darüber hinaus können Gäste geführte Tages- und Mehrtageswanderungen sowie verschiedene Pauschalen buchen.
Die Symbolik der 15 Stationen: In der christlichen Tradition ist die Zahl 14 eine bedeutende Zahl. Wir kennen die 14 Nothelfer, die 14 Schutzheiligen und die 14 Stationen des Kreuzweges Jesu. Mit den 15 Stationen des Meditationswegs Ammergauer Alpen wollten die Verantwortlichen einen Schritt weiter gehen. Auch im französischen Marienwallfahrtsort Lourdes hat man vor vielen Jahren den traditionellen 14 Kreuzwegstationen eine weitere hinzugefügt. Der Leidensweg Jesu endet zwar auch dort mit der Grablegung, erfährt jedoch mit einer weiteren Station die Erlösung. Als 15. Station symbolisiert das leere Grab die Auferstehung, der weggerollte Grabstein steht für die aufgehende Sonne, für das Licht der Welt. Die Stationen lehnen sich an das lateinische Wort "statio" an. Dieses steht in der katholischen Kirche für einen Ort, an dem sich Menschen zu einer Wallfahrt oder zu einer Prozession treffen. Die "statio" ist ein Ort der Besinnung und des stillen Gebetes.
Geführte Wanderungen und Pauschalen:
Norbert Parucha führt regelmäßig im Rahmen von Tages- und Mehrtageswanderungen über den Meditationsweg Ammergauer Alpen. Wer sich an der Seite des Körpertherapeuten auf den Weg machen möchte, kann folgende Pauschale buchen: 5 Übernachtungen vor Ort mit Frühstück, Abendessen und Verpflegung für die Tagesetappen sowie Gepäcktransport kosten 799 Euro im Doppelzimmer, 919 Euro im Einzelzimmer. Die Termine für das Jahr 2022 erfahren Sie bei der Ammergauer Alpen GmbH.
Pauschale "Loslaufen, um anzukommen" (ohne Begleitung). Das Arrangement beinhaltet für Übernachtungen, einen Reiseführer, das Buch "Meditatives Wandern" von Norbert Parucha sowie ein T-Shirt und kostet ab 350,00 Euro pro Person, je nach gebuchter Unterkunftsart.
Weitere Infos: Ammergauer Alpen GmbH, Eugen-Papst-Str. 9a, 82487 Oberammergau. Tel. 08822/922740; Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!; www.ammergauer-alpen.de; www.naturpark-ammergauer-alpen.de