Der Titel, ein Konzept. Über 40 Jahre Malerei, mit manchmal übernächtigten Tagen oder schlaflosen Nächten. Mit dem Versuch, Schatten zu überspringen, in die Höhe, in die Tiefe. Malen, das heißt malen ohne Zugeständnisse. Im Malen sich wiederfinden, irgendwie und irgendwo. Malen – und dann auf die Straße laufen. Sich verwundert umdrehen, sich unter Bäumen wiederfinden, in Schluchten von Straßen. Und dann, am nächsten Abend verscheuchen die Gedanken die ersten Lichter:
Es gibt kein Entrinnen, wenn die Farbe auf der Leinwand ins Bläuliche changiert, irgendwo Gläser klirren, Papier knistert, mit bloßen Fingern Farbschichten entstehen, das Licht den Raum flutet und Staubkörnchen wirbeln lässt und Lichtreflexe im Glas ein Bild zaubern, das sowohl Illusion als auch Realität widerspiegelt.
Der Maler Reinhard Ader zieht Bilanz.
Aders Arbeiten sind im eigentlichen Sinne vielfältig, so dass dem Betrachter die Wahl zwischen Tag und Nacht, Licht und Schatten, Gestern und Morgen, unten und oben, Expressivität und Sachlichkeit bleibt.
Die Ausdrucksform wechselt vom Fotografisch-Realistischen zur expressiven Gegenstandslosigkeit, um unversehens in surrealistische Tiefen und Gedankenräume zu stürzen. Ein im Small Talk mit einem Glas Wein in der Hand einfachsovorbeistreifender Betrachter wird nur dann die Tiefe der Gemälde nachvollziehen können, wenn er den Versuch wagt, sein eigenes Selbst mit den Werken in Kongruenz zu bringen – wobei ein Stolpern und Aufdienasefallen impliziert sein können. Hat doch der Maler 2005 in seiner Ausstellung "Sinn-los" (im Künstlerbund Speyer) damals schon die Besucher listigerweise "ausgesperrt" (man konnte die Werke nur von den Eingangstüren aus sehen). Der Betrachter sollte sich nach den Werken "sehnen".
Die Realität hat diese Illusion längst überholt.
Titel wie TODAY AND TOMORROW, LISA IM SCHATTEN, ABENDS, DIE GLÜCKLICHE KRÄHE, EIN STURM KOMMT AUF, usw. zeugen zudem für ein malerisch-literarisches Denken, gespickt mit Zitaten aus der Kunsthistorie.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.