Zur zweiten Denkwerkstatt "Kirche für morgen" hatte der Arbeitsbereich Missionarische Pastoral in der Abteilung "Seelsorge in Pfarrei und Lebensräumen" eingeladen, aufgrund der Corona-Beschränkungen diesmal in Form einer Videokonferenz. Rund 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem gesamten Bistum Speyer, teilweise auch aus anderen Bistümern, befassten sich mit Chancen und Möglichkeiten der Kirchenentwicklung.

"Wie können wir an einem Bistum bauen, das offen und auch für Menschen einladend ist, mit denen wir bisher nicht in Kontakt sind?" umrissen Tanja Rieger, Joachim Lauer und Felix Goldinger die zentrale Fragestellung.
Als Impulsgeber wirkte Jan-Christoph Horn, Pastoralreferent, Gemeindeberater, Supervisor und Blogger aus dem Bistum Münster, an der rund dreistündigen digitalen Denkwerkstatt mit. "In der Corona-Krise ist sehr schnell deutlicher geworden, was vorher schon da war, im Guten wie im Schlechten", schilderte er seine Erfahrung. Einerseits sei die Unsicherheit größer geworden, andererseits aber auch die Freiräume, um Neues auszuprobieren und neue Regeln zu kreieren. "Die Welt, wie wir sie kennen, löst sich immer mehr auf. Gleichzeitig bietet die Krise die Chance zur Neuorientierung", so Horn.
Er warnte davor, "vorschnell das eine oder andere schützen oder retten zu wollen". Entscheidend sei vielmehr das gemeinsame Neue, das in der Krise entsteht. Statt die bisherige Farbe des Hauses zu übertünchen, gelte es ein neues Verständnis vom "Haus Kirche" zu entwickeln. Er ermutigte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dazu, mehr in Projekten zu erproben, sich von dem Druck zu befreien, alles perfekt machen zu wollen, und stattdessen stärker mit Prototypen zu arbeiten. "Nicht alles muss auf Ewigkeit angelegt sein, schon gar nicht der Phase des Umbruchs." Aus der Sicht von Jan Christoph Horn ist es wichtiger, Störungen und Unterbrechungen wertzuschätzen, neue Erfahrungen zu machen und auch mal Fehler machen zu dürfen. "Wie bei den Emmaus-Jüngern kommt es darauf an, miteinander auf dem Weg zu sein und bereit zu sein, am Abend woanders anzukommen als wo man am Morgen losgegangen ist."
Horns Impulse regten zu intensiven Gesprächen in mehreren virtuellen Kleingruppen an. Als positiver Effekt der Corona-Krise wurde gesehen, die Bahn der Traditionen und Gewohnheiten in Frage stellen und kreativ Neues entwickeln zu können. "Ich habe in den vergangenen Monaten ein klareres Bild davon gewonnen, was mir im Leben wichtig ist", so ein Teilnehmer. Eine andere Teilnehmerin warb angesichts der Corona-Erfahrung für eine "konsequente und hierarchielose Partizipation" in der Kirche. Einig waren sich die Teilnehmenden, dass die Blickrichtung eine andere werden soll: Weg von der Frage "Was muss getan werden?" und hin zu der Frage "Wo kommen wir in unsere Energie und welche Potentiale haben wir dafür?"
Weitere Impulse:
www.kirchenentwicklung.de