Von Stefanie Minges
Günter Hoetzl, Vorsitzender Zukunft Dialog Speyer (ZDS e.V.), begrüßte zur Eröffnung der Zukunftsveranstaltung "Klimawandel - Transformation und die Auswirkungen auf die Gesellschaftliche Entwicklung in Speyer" die zahlreich erschienenen Teilnehmer und insbesondere den Referenten Dr. Wolfgang Kessler.
Kessler ging auch sofort in die Offensive bei der Behandlung der gesamten Thematik und stellte fest, dass "die Parteien nicht den Mut haben, den Menschen die Wahrheit über die Folgen der technischen Entwicklung und die Klimaveränderungen in all ihren Facetten darzulegen". Besonders erkenntlich war dies im vergangenen Wahlkampf. Die Gründe liegen wohl darin, dass die Parteien und auch die Bundesregierung als Verkünder von schlechten Nachrichten ein negatives Wahlergebnis befürchteten. Dies trifft auch in wesentlichen Bereichen im politischen Spektrum der Parteien zu.
Diese Feststellung ist zwar gravierend, jedoch gelte es die Streitpunkte zu benennen und darüber hinaus Impulse zu setzen, um aus der derzeitigen Sicht die notwendigen Konsequenzen zu ziehen und auch konkrete Verhaltensmöglichkeiten festzulegen, um sowohl in großem Sinne wie auch im Kleinen Einfluss zu nehmen und der sich schnell negativ veränderten Welt entgegenzutreten. Dr. Kessler stellte in diesem Zusammenhang fest, dass er die Arbeit des ZDS e. V. in Speyer als wesentlich für Speyer und das Umland betrachtet, insbesondere auch deshalb, weil er die Anfänge des Vereins unter dem Begriff Arbeitskreis für bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) miterlebt und beobachtet hat.
Er formulierte wesentliche Streitfelder und Diskussionsthemen, die intensiv bearbeitet werden müssten. Das erste Streitfeld betrifft den Markt und den Staat, ausgehend von der Utopie der freien und sozialen Marktwirtschaft über die Realität des Kapitalismus bis hin zu Alternativen zum Kapitalismus. Im Streitfeld Wachstum und Klima ist die Frage zu klären, wer und was die Wirtschaft antreibt, wo die Grenzen sind und was in diesem Zusammenhang Wohlfahrt und gutes Leben bedeutet. Im Streitfeld Arbeit und Gerechtigkeit ist die Frage zu erörtern, ob Arbeit eine besondere Ware ist, was Arbeitslosigkeit, Digitalisierung, Arbeit, Rente und Altersarmut bedeutet und natürlich die Ausgangsposition des Vereins ZDS das bedingungslose Grundeinkommen angeht. Hier kämen auch den Gewerkschaften wesentliche Aufgaben zu.
In einem weiteren Streitfeld ist die Geld- und Spekulationsproblematik zu untersuchen unter den Begriffen Konzerne, Banken, Politik, Inflation und was in diesem Zusammenhang für die Menschen bedeutungsvoll ist.
Das letzte Streitfeld betrifft die gesamte Welt und insbesondere die Wirtschaft. Es ist die Frage zu klären, wie alles global wurde, wer die Kosten und Risiken der Globalisierung trägt und wer die Gewinner dieser Welt- und Wirtschaftsfragen sind.
Ausgehend von diesen Streitfragen entwickelte Wolfgang Kessler zehn politische Impulse ausgehend von Friedrich Hölderlin: "Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch".
Impuls Nr. 1 Aufbruch in die Zukunft, Investitionen in Gesundheit, Umwelt und Technik.
Impuls Nr. 2 Mehr soziale Gerechtigkeit, d. h. privilegierte Einkommen besteuern, soziale Not lindern
Impuls Nr. 3 Gesundheit ohne Renditezwang bedeutet Sozialsysteme und Versicherungen gerecht verändern.
Impuls Nr. 4 Umweltgerechtes Wirtschaften, z. B. Abgabe auf C O 2 und Pestizide
Impuls Nr. 5 Ende der Verschwendung bedeutet Einstieg in die Kreislaufwirtschaft
Impuls Nr. 6 Regionales Wirtschaften bedeutet mehr in der Nähe investieren und verbrauchen
Impuls Nr. 7 Stabiles Finanzsystem, es sollte sicher und langfristig angelegt werden, statt riskant und rasant
Impuls Nr. 8 Globale Steuerpolitik, sollte mehr von Gemeinwohl bestimmt sein, statt immer mehr privatem Reichtum
Impuls Nr. 9 Klimagerechte Globalisierung, mit neuen Regeln für den Welthandel
Impuls Nr.10 Abkehr von der Technik-Illusion, bedeutet das künstliche Intelligenz menschliche Intelligenz braucht
Selbstverständlich ergeben sich bei allen 10 Impulsfragen offene Themenbereiche, die zu diskutieren sind und für die in der politischen Diskussion sicherlich in Anbetracht der Zukunftsprobleme für die gesamte Gesellschaft Lösungsmöglichkeiten gefunden werden müssen.
Neben diesen übergeordneten Themen gibt es sicherlich Handlungsspielräume, die jeder von uns im alltäglichen Leben berücksichtigen kann und mit dem Blick auf das Ganze berücksichtigen müsste. Dazu zählen zum Beispiel bewusster Konsum, Stärkung der Regionen, das heißt lebendige Dörfer und Städte, Humanisierung der Arbeit durch selbstbestimmtes Arbeiten, Ersparnisse sollten nachhaltig und fair angelegt werden, ein sanfter Tourismus sollte praktiziert werden, ein Einsatz für die Demokratie ist in diesem Zusammenhang unerlässlich. Dies machte er an Praktischen Beispielen fest. Die persönlichen Möglichkeiten sollten neben dem Einsatz für das Große und Ganze nicht aus dem Auge verloren werden.
Für seinen Vortrag wurde Dr. Wolfgang Kessler mit lang anhaltendem Beifall gedankt. Günter Hoetzl leitete in gewohnter Manier die sehr umfangreiche Diskussion, bedankte sich ganz herzlich auch mit einem Weinpräsent bei dem Referenten und bei den Kooperationspartner der Veranstaltung, der KAB und dem Arbeitsbereich Arbeitswelt im Bistum Speyer. (Foto: Andreas Welte)